Vers 33: „Liebe Kindlein, ich bin noch eine kleine Weile bei euch" — dann muß ich euch verlassen — „Ihr werdet mich suchen; und wie ich zu den Juden sagte: wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen, sage ich jetzt auch euch. Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabt." Je näher der Herr Seinem Ende, der Vollendung Seines Erdenlaufes ist, desto wichtiger ist es ihm, Seinen Jüngern vor Seinem Scheiden alles zu geben, was Er ihnen zu geben hatte. Das Höchste, was Er ihnen geben konnte, aber war, daß Er sie einführte in die innerste Natur, in das innerste Wesen Gottes — und Gott ist Seinem innersten Wesen nach die Liebe. Damit wollte Er sie vorbereiten für den Empfang des Heiligen Geistes auf Pfingsten. Wir haben so viel Heiligen Geist, als wir Liebe haben — nicht menschliche, kreatürliche oder seelische Liebe — sondern die Liebe, mit der Gott die ganze Welt umfaßt. Diese Liebe gießt Er aus in jeden wahren Jünger durch Seinen Geist. Hat man diese Liebe, so kann man überwinden, was in der Berührung und im Verkehr mit andern überwunden werden muß. Damit dienen wir ihnen dann mehr als mit Schelten und Vorstellungen. Wir dienen ihnen, indem wir ihnen die Liebe Gottes offenbaren.
„Ein neues Gebot gebe ich euch" — also wiederum ein Gebot — aber die neutestamentlichen Gebote sind anders als die alttestamentlichen. Sie bedeuten nicht ein: „du sollst", wo du doch nicht kannst»; sondern sie sind eine Machtausrüstung. Mit dem Gebot gibt der Herr Seinem Kinde zugleich die Macht und nötige Ausrüstung, es zu erfüllen. Es ist Machtmitteilung seitens des scheidenden Christus. Der charakteristische Zug der Jünger Jesu ist, daß sie einander lieben, unabhängig davon, ob die andern ihnen sympathisch sind oder nicht. Jeder Jünger und jede Jüngerin Jesu soll uns lieb und wert sein.