Jesus und die Seinen, und Sein Ausgang aus der Welt. Liebe, welche Treue hält. (Kap. 13—19)
Dreizehntes Kapitel - Die Fusswaschung.
Vers 1: „Vor dem Feste aber der Ostern, da Jesus erkannte, daß Seine Zeit gekommen war, daß Er aus dieser Welt ginge zum Vater, wie Er hatte geliebt die Seinen, die in der Welt waren, so liebte Er sie bis ans Ende." Es war eine ernste, heilige Stunde im Leben unseres Heilandes, als jener Vorgang stattfand, von dem der Anfang des 13. Kapitels berichtet. Es fand statt im Augenblick, als Jesus sich Seiner göttlichen Sendung vollbewußt war. War es doch eine völlige Entäußerung für den Sohn Gottes, daß Er in einem Menschenleib Herabstieg und mußte Er doch erst im Gehorsam gegen Seinen Vater organisch hineinwachsen in das Vollbewußtsein Seiner göttlichen Sendung! Wenn unsereiner dem Tode nahe kommt, dann tritt alles in den Hintergrund — allmählich erlischt das Interesse für die untere Welt; man hat keine Kraft mehr, man sinkt zusammen. Die Dinge ringsumher werden schattenhaft. Beim Herrn war das anders. Er schied im vollen Mannesalter aus dieser Welt, mit klarem Einblick in alles und in ununterbrochener Verbundenheit mit Seinen Jüngern. Er liebte sie bis ans Ende. Nichts, gar nichts vermochte Ihn von Seinen Jüngern zu trennen. Sie blieben bis zum letzten Atemzug in Seinem Gesichtskreis. Noch vom Kreuze herab hat Er dem Johannes Seine Mutter und der Mutter des Johannes übergeben. Er hat ein Herz für die Seinen bis ans Ende. Auch für uns, die Er alle mit Namen, deren Eigentümlichkeit, Gefahren und Versuchungen Er kennt, hat Er ein Herz bis ans Ende. Der Umstand, daß Er Millionen und Abermillionen geschaffen hat, hindert Ihn nicht, jedes einzelne Seiner Geschöpfe Minute für Minute im Auge zu behalten. Und wie Er alles bis aufs Kleinste in wunderbarer Weise geordnet hat, so entgeht Ihm über dem Kleinen nicht das Große und über dem Großen nicht das Kleine. Er ist und bleibt der Treue und der Wahrhaftige. Das Bewußtsein Seiner Lebensaufgabe hat sich selbst bei unserm Herrn und Meister erst allmählich gebildet. Er war Mensch gleichwie wir, aber schon als zwölfjähriger Knabe konnte Er sagen: „Wußtet ihr nicht, daß ick sein muß in dem, das meines Vaters ist?" — und dieses Bewußtsein hat sich weiter entwickelt bis ans Ende.
„Als Jesus wußte, daß Ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte..." „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden", lautet eines Seiner letzten Worte. Und wen« uns unsere Aufgabe manchmal schwer dünken sollte, so wollen wir daran denken, daß unserem Heiland alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden, und daß wir, solange wir in de» Linien und Aufgaben bleiben, in die Er uns gestellt hat, damit rechnen können, daß Sein Arm uns trägt. Er trägt das Weltall und trägt auch uns. Ebenso sorgt Er für Ausrüstung für uns in unserer Ohnmacht und Schwachheit. Je schwächer wir in uns selbst find und je schwächer wir uns fühlen, um so bester — um so mehr sind wir genötigt, in immer neuer Weise und immer besser aus Ihm zu schöpfen. Das ist Glaubensleben.
„Als Er wußte, daß Ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte, daß Er von Gott gekommen war und zu Gott ging..." Von solcher Höhe, aus dem Schoße des Vaters, steigt Er nun hinunter in den Sklavendienst. Das Füßewaschen war Aufgabe der Sklaven. Er ist aus der höchsten Höhe herniedergestiegen und hat damit auch Macht, in die tiefsten Tiefen hinunterzusteigen — schließlich bis in die Totenwelt hinab.