„Als Er aber zu Jerusalem war in den Ostern auf dem Fest, glaubten viele an Seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die Er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht; denn Er kannte sie alle." S i e glaubten wohl an Ihn, aber E r glaubte nicht an sie. Er glaubte nicht an ihren Glauben. Ein Glaube, der sich auf äußere Zeichen gründet, ist nur ein Anfangsglaube und muß den Ausgangspunkt bilden für die Lebensverbindung mit dem Herrn — für einen Glauben, der uns zu einer Pflanze mit Christo macht, der uns in Ihn und in Seine Auferstehung einpflanzt. Solange es nicht dahin mit uns gekommen ist, kann sich uns der Herr auch nicht anvertrauen, uns nicht tiefere Geheimnisse offenbaren, uns nicht tiefer ins Heiligtum einführen. Wir würden uns nur etwas darauf zugute tun und infolgedessen Schaden an unserer Seele nehmen. Die Herrlichkeit des Herrn kann sich nur insoweit in uns offenbaren, als wir uns durch Demut, Einfalt und Gehorsam für neue Mitteilungen Seiner Gnade und Herrlichkeit zubereiten lassen. „Sie glaubten, Er aber vertraute sich ihnen nicht an." Das ist auch wieder ein bedeutsamer Wink. Jeder wirkliche Glaube ist ein „sich dem Herrn Anvertrauen". Wahrhaft Glaubende haben Ihm ihre Schwierigkeiten anvertraut, Ihm die Quellen ihres Daseins geöffnet, Ihm die Zügel ihres äußeren und die Fäden ihres inneren Lebens ausgeliefert, und gehen damit immer tiefer ins Glaubens- und Vertrauensleben ein. „Jesus aber vertraute sich ihnen nicht; denn Er kannte sie alle und bedurfte nicht, daß jemand Zeugnis gäbe von einem Menschen; denn er wußte wohl, was im Menschen war." Wir wissen nicht, was im Menschen ist — am allerwenigsten aber wissen wir, was in uns selbst ist. Wir kennen uns nur insoweit, als der Herr uns Licht über uns selbst gibt und alles in uns in Sein Licht stellt. „In deinem Lichte sehen wir das Licht." Je völliger wir uns selber kennen lernen im Lichte des Wortes und des Geistes Gottes, um so mehr drängt es uns, uns selbst zu ignorieren. „Ich kenne den Menschen nicht", hat Petrus gesagt, als er seinen Meister verleugnete. Wir müssen dahin kommen, daß wir die Bekanntschaft mit uns selbst aufgeben, uns selbst verleugnen, in Bezug auf uns selbst sagen: „Ich kenne den Menschen nicht." Wir müssen dahin kommen, daß wir uns selbst rückhaltlos in die Hand des Herrn ausliefern, um aus Seiner Hand zu nehmen, was uns die Menschen Gutes oder Böses tun, und aus allem lernen. Das will erfahren und durchgemacht werden. Schon ein heidnischer Lehrer hat seinen Jüngern zugerufen: „Lerne dich selbst erkennen!" „Ihn kennen, den Vater und den Sohn, das ist ewiges Leben", und Seine Erkenntnis führt in die Selbsterkenntnis und in die Preisgabe seiner selbst. Je mehr man sich selbst erkennt, um so mehr wird man willig, sich selbst aufzugeben und sich dem Herrn zu überlassen, damit Er uns erneure durch die Macht Seiner Gnade und Seines Geistes. Geben wir uns in Seine Hand, so geht Er allem Übel auf den Grund und erneuert den Menschen von innen heraus. Allmählich erneuern sich dann auch unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen, unseren Familien und zur Gemeinde. Da erfüllt sich das Wort: „Siehe, ich mache alles neu."