Behandelter Abschnitt 3. Mose 11,1-2
Reine Speisen
Gott gibt ausreichende Richtlinien
Das dritte Buch Mose könnte mit Recht „das Handbuch des Priesters“ betitelt werden. Es ist voll von Grundsätzen für alle, die gern in dem Genuss priesterlicher Gemeinschaft mit Gott leben möchten.
Hätten die Kinder Israel ihren Weg mit dem Herrn fortgesetzt gemäß der Gnade, in der Er sie aus Ägypten geführt hatte, so würden sie ihm ein „Königreich von Priestern und eine heilige Nation“ gewesen sein (2Mo 19,6). Aber darin versagten sie in der traurigsten Weise. Sie stellten sich in eine gewisse Entfernung von Gott, gerieten unter das Gesetz und übertraten es. Deshalb musste der Herr einen gewissen Stamm erwählen und aus diesem Stamm ein gewisses Geschlecht und aus diesem Geschlecht einen gewissen Mann, und diesem Mann und seinem Haus wurde das hohe Vorrecht verliehen, als Priester Gott zu nahen.
Mit einer solchen Stellung waren außerordentlich große Vorrechte, aber auch eine schwere Verantwortung verbunden. Immer neu musste ein Priester abwägen und Unterschiede machen. „Denn die Lippen des Priesters sollen Erkenntnis bewahren, und das Gesetz sucht man aus seinem Mund, denn er ist ein Bote des Herrn der Heerscharen“ (Mal 2,7). Der Priester hatte nicht nur beständig das Gericht Israels vor dem Herrn zu tragen (2Mo 28,30), sondern er musste auch der Gemeinde die Anordnungen des Herrn erklären. Er sollte das stets bereite Mittelglied der Gemeinschaft zwischen dem Herrn und der Gemeinde sein. Alles das erforderte natürlich eine ununterbrochene Wachsamkeit, ein eingehendes Erforschen der von Gott eingegebenen Schriften, so dass seine ganze Seele gleichsam durchdrungen wurde von allen Vorschriften, Urteilen, Verordnungen, Gesetzen und Geboten des Gottes Israels, um so imstande zu sein, die Gemeinde in Bezug auf die „Dinge, die getan werden sollten“, zu unterweisen und zu belehren.
Der Einbildungskraft des Menschen war nicht der geringste Spielraum gelassen. Alles wurde durch die gebietende Autorität eines „So spricht der Herr!“ zum Schweigen gebracht. Die Opfer, die Zeremonien und Gebräuche waren bis ins Kleinste mit solcher Genauigkeit angeordnet, dass für das menschliche Gehirn nichts mehr zu ersinnen übrig blieb. Es war dem Menschen nicht einmal gestattet, in dem einen oder anderen Fall das Opfer oder auch nur die Art und Weise seiner Darbringung zu bestimmen.
Der Herr sorgte für alles. Sein Wort ordnete alles. Der Mensch hatte nur zu gehorchen.
Das war für ein gehorsames Herz eine unaussprechliche Gnade. Es ist ein unschätzbares Vorrecht, dass wir uns von uns weg und zu den Aussprüchen Gottes hinwenden dürfen und dort Aufschlüsse betreffs aller nötigen Einzelheiten unseres Glaubens und unseres Dienstes finden können. Alles, was wir nötig haben, ist ein gebrochener Wille und ein einfältiges Auge. Das göttliche Handbuch ist so vollständig, wie wir es nur wünschen können. Wie unwürdig ist die Haltung, die viele – offen oder insgeheim – dem Wort Gottes gegenüber einnehmen! Wenn sein Wort nicht genügt, wohin sollen wir uns dann wenden?
Gott sagt, dass sein Buch vermag, den „Menschen Gottes vollkommen“ zu machen, „zu jedem guten Werk völlig geschickt“ (2Tim 3,17). Der Mensch sagt: „Nein; über viele Dinge sagt die Bibel gar nichts.“ Wem will ich glauben? Gott oder Menschen? Wer so spricht, ist entweder kein „Mensch Gottes“ oder die Sache, für die man eine Berechtigung in der Bibel sucht, ist kein „gutes Werk“; das ist ganz klar. Hätten wir nur ein tieferes Empfinden für die Fülle, Majestät und Autorität des Wortes Gottes! Sein Wort ist absolut und vollständig für jedes Jahrhundert, jedes Land und für alle Umstände. Mögen unsere Herzen es immer mehr schätzen: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und alles Recht deiner Gerechtigkeit währt ewig“ (Ps 119,160).
Man kann das dritte Buch Mose nicht lesen, ohne von der außergewöhnlichen Sorgfalt beeindruckt zu werden, mit der der Gott Israels seinem Volk über jeden mit seinem Dienst und seiner Anbetung verbundenen Punkt die eingehendste Unterweisung gibt. Wir finden in diesem Buch eine bis ins Kleinste gehende Beschreibung von vierfüßigen Tieren, verbunden mit einer Aufzählung verschiedener Merkmale, an denen das Volk erkennen sollte, was rein und was unrein war. Den Gesamtinhalt dieses bemerkenswerten Kapitels finden wir in den beiden letzten Versen zusammengefasst: „Das ist das Gesetz vom Vieh und den Vögeln und von jedem lebendigen Wesen, das sich in den Wassern regt, und von jedem Wesen, das auf der Erde wimmelt; um zu unterscheiden zwischen dem Unreinen und dem Reinen und zwischen den Tieren, die gegessen werden, und den Tieren, die nicht gegessen werden sollen“ (V. 46.47).