Behandelter Abschnitt 3Mo 11,1-8
Einleitung
In diesem Kapitel geht es um Ernährungsvorschriften für alle Israeliten, nicht nur für die Priester. Priester haben mit dem Dienst im Heiligtum zu tun. Der Israelit ist ein Glied des Volkes Gottes im täglichen Leben. In den Versen 44 und 45 wird der Grund für die Ernährungsvorschriften gegeben: die Heiligkeit des HERRN.
Essen ist, etwas zu uns nehmen, was wir uns zu eigen machen, etwas, was wir innerlich verarbeiten, wodurch es ein Teil von uns selbst wird. Einerseits wird von Tieren gesprochen, von denen nicht gegessen werden soll, weil sie moralisch und geistlich Böses darstellen, andererseits werden wir ermuntert, Nahrung zu nehmen, die Heiligkeit und geistliches Leben darstellt. Nahrung gibt uns Energie. In den Bildern der Schrift bestimmt das, was wir essen, die Bildung unseres Handelns. Der Charakter unserer Nahrung wird unser Handeln bestimmen. Wenn wir uns mit Christus ernähren, wird Er in uns sichtbar werden.
Im Christentum ist der buchstäbliche Unterschied zwischen reinen und unreinen Tieren weggenommen. Gott gebietet Petrus, von reinen und unreinen Tieren zu schlachten und zu essen (Apg 10,9-16), obwohl alle Tiere nach dem Gesetz unrein waren. Gott erklärt alle Tiere als rein. Für den Gläubigen gilt es aufzupassen, da er „mit Christus den Elementen der Welt gestorben“ ist (Kol 2,20). Darum soll er sich auch nicht zum Beispiel den Speisevorschriften, die sagen „berühre nicht, koste nicht, betaste nicht“ (Kol 2,21), unterwerfen. Er kann mit dem Apostel Paulus sagen: „Ich weiß und bin überzeugt in [dem] Herrn Jesus, dass nichts an sich selbst unrein ist“ (Röm 14,14).
Verse 1–8 | Wiederkäuen und gespaltene Hufe
1 Und der HERR redete zu Mose und zu Aaron und sprach zu ihnen: 2 Redet zu den Kindern Israel und sprecht: Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft von allen Tieren, die auf der Erde sind. 3 Alles, was gespaltene Hufe hat, und zwar ganz gespaltene Hufe, [und was] wiederkäut unter den Tieren, das sollt ihr essen. 4 Nur diese sollt ihr nicht essen von den wiederkäuenden [Tieren] und von denen, die gespaltene Hufe haben: das Kamel, denn es käut wieder, aber es hat keine gespaltenen Hufe: Unrein soll es euch sein; 5 und den Klippdachs, denn er käut wieder, aber er hat keine gespaltenen Hufe: Unrein soll er euch sein; 6 und den Hasen, denn er käut wieder, aber er hat keine gespaltenen Hufe: Unrein soll er euch sein; 7 und das Schwein, denn es hat gespaltene Hufe, und zwar ganz gespaltene Hufe, aber es käut nicht wieder: Unrein soll es euch sein. 8 Von ihrem Fleisch sollt ihr nicht essen und ihr Aas nicht anrühren: Unrein sollen sie euch sein.
Von den Landtieren wird nicht gesagt, dass sie ein Gräuel waren, wie später bei den kriechenden Tieren. Letztere sind wirklich mit der Erde verhaftet. Das ist bei den normalen Landtieren nicht der Fall. Wohl macht Gott da einen Unterschied zwischen solchen, die gegessen werden durften, und solchen, die nicht gegessen werden durften. Er gibt das positive Kennzeichen der reinen Tiere an: Sie müssen wiederkäuen und ganz gespaltene Hufe haben.
Diese Kennzeichen der reinen Tiere gehören zusammen. Beides musste gefunden werden. Die geistliche Anwendung für das Wiederkäuen ist, dass wir das, was wir geistlich zu uns nehmen – z. B. wenn wir etwas lesen – wir das überdenken und dem Gelesenen Zeit geben, auf uns einzuwirken. Wenn wir die Bibel lesen oder etwas über die Bibel lesen, sollen wir das nicht flüchtig tun, auch nicht schnell und viel, sondern ruhig und besonnen, und danach das Gelesene überdenken und erwägen.
Aber tiefgehendes Bibelstudium ist nicht genug. Von dem, was wir uns durch Essen und Wiederkäuen zu eigen gemacht haben, will Gott in unserem Wandel sehen, dass es zu seiner Ehre ist. Die ganz gespaltenen Hufe geben dem Wandel Stabilität. Standfestigkeit und Unwandelbarkeit, das sind die Kennzeichen, die der Herr von Christen erwartet, um Ihm zu dienen, bis Er kommt (1Kor 15,58). Es geht um die „Erkenntnis [der] Wahrheit, die nach [der] Gottseligkeit ist“ (Tit 1,1b). Das ist die Wahrheit, die in einem gottesfürchtigen Wandel sichtbar wird.
Es kann jemand wie ein Schwein sein. Er kann die Nahrung hineinschlingen und dennoch wie ein Christ leben wollen. Es kann jemand wie ein Kamel sein. Er kann viel hineinpacken und es wiederkäuen, aber verbunden mit einer Praxis, die dazu im Gegensatz steht. Man sieht nichts von einem praktischen Christentum. Wie kann eine Praxis vorhanden sein, wenn keine Unterweisung genossen worden ist, wenn man die Grundsätze des Wortes Gottes nicht kennt? Aber wenn Kenntnis nicht zu einer entsprechenden Praxis führt, ist das auch nicht gut. Beides ist nötig.