Behandelter Abschnitt 2. Mose 28,40-43
Die Kleider der Söhne Aarons
„Und den Söhnen Aarons sollst du Leibröcke machen und sollst ihnen Gürtel machen, und hohe Mützen sollst du ihnen machen zur Herrlichkeit und zum Schmuck . . . Und mache ihnen Beinkleider aus Leinen, um das Fleisch der Blöße zu bedecken . . . Und Aaron und seine Söhne sollen sie anhaben, wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen oder wenn sie zum Altar treten, um den Dienst im Heiligtum zu verrichten, dass sie nicht eine Ungerechtigkeit tragen und sterben“ (V. 40.42.43). Hier sehen wir in Aaron und seinen Söhnen Christus und die Versammlung – bekleidet mit derselben göttlichen und ewigen Gerechtigkeit. Die Priesterkleider Aarons sind der Ausdruck der persönlichen und ewigen Eigenschaften Christi, während die Leibröcke und Mützen der Söhne Aarons die erhabene Stellung andeuten, in die die Versammlung aufgrund ihrer Verbindung mit dem Haupt der priesterlichen Familie versetzt ist.
So sehen wir in allen Einzelheiten dieses Kapitels, mit welcher Sorgfalt Gott den Bedürfnissen seiner Erlösten entgegenkommt. Er stellt ihnen Christus als den Hohenpriester vor Augen, der bereit war, vor Gott für sie einzutreten – und zwar entsprechend ihrem wirklichen Zustand in den Augen Gottes, wie er in den verschiedenen Gewändern zum Ausdruck kommt. Das Volk konnte den Hohenpriester von Kopf bis Fuß betrachten und sich überzeugen, ob alles dem auf dem Berg gezeigten Muster entsprach; und dann konnte es sicher sein, dass sowohl den eigenen Bedürfnissen, als auch den Ansprüchen Gottes völlig genügt wurde.
Gottheit und Menschheit Christi
Es mag hier noch ein anderer Gesichtspunkt erwähnt werden, der zwar erst in Kapitel 39 näher entwickelt wird, der aber doch bei der Betrachtung der Priesterkleidung bedeutsam ist: die Verwendung des Goldes bei der Anfertigung der Gewänder Aarons. „Und sie hämmerten Goldbleche, und man zerschnitt sie zu Fäden, zum Verarbeiten unter den blauen und unter den roten Purpur und unter das Karmesin und unter den Byssus, in Kunstweberarbeit“ (Kap. 39,3). Wir haben gesehen, dass der blaue und rote Purpur, das Karmesin und der gezwirnte Byssus die verschiedenen Seiten der Menschheit Christi darstellen, während das Gold seine göttliche Natur andeutet. Die Fäden von Gold wurden so kunstvoll unter die übrigen Stoffe gewirkt, dass sie untrennbar mit ihnen verbunden, aber doch nach wie vor völlig verschieden von ihnen waren. Dieses Bild wirft wieder ein neues Licht auf den Charakter des Herrn Jesus. Bei verschiedenen Begebenheiten, von denen die Evangelisten berichten, tritt uns diese wunderbare Verbindung der Menschheit und Gottheit Christi und zugleich ihre geheimnisvolle Verschiedenheit entgegen.
Betrachten wir z. B. Christus auf dem See Genezareth. Mitten im Sturm war Er auf einem Kopfkissen eingeschlafen (Mk 4,38). Daran erkennen wir, dass Er als Mensch allen menschlichen Bedürfnissen unterworfen war. Aber einen Augenblick später offenbart Er sich als der unumschränkte Beherrscher des Weltalls, indem Er den Wind und den See beruhigt. Da ist keine Anstrengung, kein Hasten, keine Vorbereitung bei ihm zu bemerken. Sein Ruhen als Mensch ist nicht natürlicher als seine Tätigkeit als Gott. Beides offenbart Er in vollkommener Weise.
Oder betrachten wir ihn in Matthäus 17,24, wo die Einnehmer der Tempelsteuer sich mit der Frage an Petrus wenden: „Zahlt euer Lehrer nicht die Doppeldrachmen?“ Als Gott der Höchste, der Himmel und Erde besitzt (1Mo 14,22), beansprucht Er die Schätze des Ozeans als sein Eigentum (Ps 50,12; 24,1; Hiob 41,2); und nachdem Er bewiesen hat, dass das Meer sein ist und dass Er es gemacht hat (Ps 95,5), wendet Er sich um und zeigt wiederum seine vollkommene Menschheit, indem Er sich mit seinem armen Diener verbindet: „Den nimm und gib ihnen für mich und dich“ (Mt 17,27). Gnadenreiche Worte – besonders, wenn man sie in Verbindung mit dem Wunder betrachtet, das in so eindrucksvoller Weise die Gottheit dessen offenbarte, der sich so tief zu einem armen, schwachen Menschen herabließ. Werfen wir ferner einen Blick auf unseren Herrn am Grab des Lazarus (Joh 11). Er seufzt und weint, und diese Seufzer und Tränen sind der Ausdruck eines vollkommenen menschlichen Herzens, das wie kein anderes diese Erde als eine Wüste empfand, in der die Sünde so schreckliche Früchte hervorgebracht hatte. Dann aber ruft Er als der Allmächtige, der „die Schlüssel des Todes und des Hades“ hat (Off 1,18) und der selbst die Auferstehung und das Leben ist: „Lazarus, komm heraus!“ Und der Tod muss diese Autorität anerkennen und seinen Gefangenen herausgeben (Joh 11,43).
Der Leser wird sich ohne Mühe noch an andere Beispiele aus den Evangelien erinnern, in denen diese Verbindung der goldenen Fäden mit dem blauen und roten Purpur, dem Karmesin und dem gezwirnten Byssus, d. h. die Verbindung der Gottheit mit der Menschheit in der geheimnisvollen Person des Sohnes Gottes hervortritt. Dieser Gedanke ist nicht neu und ist schon mehrfach von einsichtsvollen Erforschern der Schriften des Alten Testaments hervorgehoben worden. Es ist aber von Nutzen, sich dieser Tatsache immer wieder bewusst zu werden, dass der Herr Jesus wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch war. Der Heilige Geist hat „in Kunstweberarbeit“ die Gottheit und Menschheit miteinander vereinigt und sie dem erneuerten Geist des Gläubigen vorgestellt.