Behandelter Abschnitt 2. Mose 29,1-21
Die Weihe Aarons und seiner Söhne
Werfen wir jetzt, bevor wir diesen Abschnitt verlassen, noch einen Blick auf Kapitel 29. Wir haben bereits gesehen, dass Aaron und seine Söhne Christus und die Versammlung darstellen; aber in den ersten Versen dieses Kapitels erhält Aaron den Vorrang. „Und Aaron und seine Söhne sollst du herzutreten lassen an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft und sie mit Wasser waschen“ (V. 4). Die Waschung mit Wasser bewirkte, dass Aaron im Bild das wurde, was Christus in sich selbst ist, nämlich heilig.
Die Versammlung ist heilig durch ihre Verbindung mit Christus in dem Auferstehungsleben. Christus ist der vollständige Ausdruck dessen, was die Versammlung in den Augen Gottes ist. Das Waschen mit Wasser stellt die Wirkung des Wortes Gottes dar (siehe Eph 5,26). „Und nimm das Salböl und gieße es auf sein Haupt und salbe ihn“ (V. 7). Hier haben wir ein Bild des Heiligen Geistes. Aber wir müssen beachten, dass Aaron gesalbt wurde, bevor das Blut vergossen war, weil er hier als ein Bild von Christus vor uns steht, der aufgrund dessen, was Er in sich selbst war, durch den Heiligen Geist gesalbt wurde, lange bevor das Werk des Kreuzes vollbracht war. Bei den Söhnen Aarons hingegen fand die Salbung erst statt, nachdem das Blut geflossen war. „Und du sollst den Widder schlachten und von seinem Blut nehmen und es auf das rechte Ohrläppchen Aarons tun und auf das rechte Ohrläppchen seiner Söhne und auf den Daumen ihrer rechten Hand und auf die große Zehe ihres rechten Fußes. Und du sollst das Blut an den Altar sprengen ringsum.10Und nimm von dem Blut, das auf dem Altar ist, und vom Salböl, und sprenge es auf Aaron und auf seine Kleider und auf seine Söhne und auf die Kleider seiner Söhne mit ihm; und er wird heilig sein und seine Kleider und seine Söhne und die Kleider seiner Söhne mit ihm“ (V. 20.21).
In Bezug auf die Versammlung ist das Blut des Kreuzes die Grundlage von allem. Sie konnte nicht mit dem Heiligen Geist gesalbt werden, bevor ihr auferstandenes Haupt in den Himmel aufgenommen war und auf dem Thron Gottes das Zeugnis des durch ihn vollbrachten Opfers niedergelegt hatte. „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dies ausgegossen, was ihr seht und hört“ (Apg 2,32.33; vgl. Joh 7,39; Apg 19,1-6). Von den Tagen Abels an bis jetzt hat es Seelen gegeben, die durch den Heiligen Geist erneuert waren, in denen Er wirkte und die Er zum Dienst befähigte; aber die Versammlung konnte nicht eher mit dem Heiligen Geist gesalbt werden, bis ihr siegreicher Herr in den Himmel eingegangen war und für sie die Verheißung des Vaters empfangen hatte. Diese Lehre ist im ganzen Neuen Testament deutlich erkennbar, und ihre Unverletzlichkeit wird in dem alttestamentlichen Bild durch die Tatsache hervorgehoben, dass Aaron zwar vor der Blutvergießung gesalbt wurde (V. 7), seine Söhne aber erst gesalbt werden konnten, nachdem das Blut geflossen war (V. 21).
Aber die hier in der Salbung beobachtete Ordnung zeigt uns nicht nur die Wahrheit über das Werk des Geistes und die Stellung der Versammlung. Auch der persönliche Vorrang des Sohnes wird uns hier vor Augen gestellt. „Gerechtigkeit hast du geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen“ (Ps 45,8; Heb 1,9). Diesen Gedanken müssen wir festhalten. Freilich hat sich die unendliche Gnade Gottes darin offenbart, dass schuldige und verdammungswürdige Sünder gewürdigt werden, „Genossen“ des Sohnes Gottes zu heißen; aber vergessen wir nie den Ausdruck „mehr als deine Genossen“. Wie innig unsere Verbindung mit Christus auch sein mag – und sie ist so innig, wie die ewigen Ratschlüsse Gottes sie zu machen vermochten –, so muss Er doch „in allem den Vorrang“ haben (Kol 1,18).
Es kann unmöglich anders sein. Er ist das Haupt über alles, das Haupt der Versammlung, das Haupt der Schöpfung, das Haupt der Engel, der Herr des Weltalls. Es gibt keinen einzigen Himmelskörper, der ihm nicht gehörte und dessen Bewegungen Er nicht leitete. Kein einziger Wurm kriecht durch die Erde, den Er nicht im Auge behielte. Er ist „Gott über alles“ (Röm 9,5), „der Erstgeborene aus den Toten“ (Kol 1,18; Off 1,5), „der Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol 1,15), „der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Off 3,14). „Jede Familie in den Himmeln und auf der Erde“ (Eph 3,15) muss sich ihm unterordnen. Jeder geistlich gesinnte Christ wird diese Wahrheit dankbar anerkennen. Wer durch den Heiligen Geist geleitet wird, freut sich über jede neue Entfaltung der Herrlichkeiten Christi und kann nicht dulden, dass sie durch irgendetwas beeinträchtigt werden. Mag die Versammlung auch zur höchsten Herrlichkeit erhoben werden, sie wird sich immer mit Freuden vor dem niederbeugen, der sich herabließ, um sich für sie zu opfern, damit Er sie zu sich selbst erheben konnte. Er hat nicht nur dem Anspruch der Gerechtigkeit Gottes entsprochen, sondern auch der Liebe Gottes, indem Er der Versammlung an seiner eigenen Herrlichkeit Anteil gegeben und sie unzertrennlich mit sich verbunden hat. Er schämt sich nicht, sie Brüder zu nennen.
Ich gehe absichtlich nicht näher auf die Opfer in Kapitel 29 ein, weil uns diese im Einzelnen bei der Betrachtung des 3. Buches Mose beschäftigen werden, wenn der Herr Gnade dazu schenkt.
10 Das Ohr, die Hand und der Fuß werden Gott geweiht, nachdem die Versöhnung vollbracht ist; dies kann nur in der Kraft des Heiligen Geistes geschehen (=Salböl).↩︎