Behandelter Abschnitt 1. Mose 8,1-11
Die Wasser sinken
Kehren wir jetzt zu der Geschichte Noahs zurück und betrachten wir ihn in einer neuen Stellung. Wir sahen ihn die Arche bauen und sahen ihn in der Arche. Jetzt werden wir sehen, wie er aus der Arche heraustritt und in der neuen Welt9, seinen Platz einnimmt. „Und Gott gedachte an Noah“ (Kap. 8,1). Nachdem das Gericht vorüber ist, kommt die gerettete Familie und alles, was mit ihr in Verbindung steht, in das Gedächtnis vor Gott. „Und Gott ließ einen Wind über die Erde fahren, und die Wasser sanken. Und die Quellen der Tiefe und die Fenster des Himmels wurden verschlossen, und dem Regen vom Himmel wurde gewehrt“ (Kap. 8,1.2).
Die Strahlen der Sonne beginnen jetzt eine Welt zu beleben, die mit der Taufe des Gerichts getauft worden ist. Das Gericht ist das „befremdende Werk“ Gottes (vgl. Jes 28,21). Obwohl Er dadurch verherrlicht wird, findet Er doch keine Freude daran. Gepriesen sei sein Name! Er ist stets bereit, den Platz des Gerichts zu verlassen und den Boden der Gnade zu betreten, weil Er am Erbarmen seine Freude hat. „Und es geschah nach Verlauf von vierzig Tagen, da öffnete Noah das Fenster der Arche, das er gemacht hatte, und ließ den Raben hinaus; und der flog hin und her, bis die Wasser von der Erde vertrocknet waren“ (Kap. 8,6.7).
Der unreine Vogel entwich und fand zweifellos einen Ruheplatz auf irgendeinem treibenden Kadaver. Er kehrte nicht wieder in die Arche zurück. Die Taube verhielt sich anders. Sie „fand keinen Ruheort für ihren Fuß und kehrte zu ihm in die Arche zurück; . . . und er ließ die Taube wieder aus der Arche hinaus. Und die Taube kam zu ihm um die Abendzeit, und siehe, ein abgerissenes Olivenblatt war in ihrem Schnabel“ (V. 8-11). Man kann hierin ein schönes Sinnbild der wiedergeborenen Seele sehen, die mitten in der Verwüstung ihre Ruhe und ihr Teil in Christus sucht und findet, und die zugleich das Unterpfand des Erbes ergreift und dadurch den Beweis liefert, dass das Gericht vorübergegangen ist und eine erneuerte Erde in Erscheinung tritt.
Der fleischliche Sinn dagegen kann in allem seine Ruhe finden, nur nicht in Christus. Jede Unreinheit bietet ihm Nahrung. Das „Olivenblatt“ hat keinen Reiz für ihn. Er findet alles, was er braucht dort, wo der Tod herrscht, und er denkt daher nicht an eine neue Welt und ihre Herrlichkeiten. Ein Herz aber, das durch den Geist Gottes belehrt und geübt ist, kann nur da ruhen und sich freuen, wo Gott Ruhe und Freude findet. Es ruht in der Arche seines Heils bis „zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ (Apg 3,21).
Wie glücklich sind wir, wenn der Herr Jesus die bleibende Ruhe unserer Herzen bildet und wir sie nicht suchen in einer Welt, die unter dem Gericht Gottes steht! Die Taube kehrte zu Noah zurück und wartete auf ihre Zeit der Ruhe. So sollten auch wir stets unseren Platz der Gemeinschaft mit Christus einnehmen bis zu der Zeit seiner Erhebung und Herrlichkeit in den kommenden Zeitaltern. „Denn noch eine ganz kleine Zeit, und „der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben“ (Heb 10,37). Alles, was wir dazu brauchen, ist ein wenig Ausharren. Möge der Herr unsere Herzen richten „zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus!“ (2Thes 3,5)
9 Ich möchte hier einen Gedanken erwähnen, der denen vertraut ist, die sich eingehender mit dem Studium der verschiedenen Haushaltungen Gottes beschäftigt haben. Henoch wurde entrückt bevor das Gericht hereinbrach, während Noah durch das Gericht hindurchgeführt wurde. Nun glaubt man, in Henoch ein Bild der Versammlung zu sehen, die entrückt werden wird, bevor das menschliche Böse seinen Gipfel erreicht und bevor das göttliche Gericht darüber hereinbricht. Noah andererseits wird als ein Bild des Überrestes Israels betrachtet, der durch die tiefen Wasser der Drangsal und durch das Feuer des Gerichts hindurchgehen muss und aufgrund des ewigen Bundes Gottes in die Freude der tausendjährigen Segnungen eingeführt wird. Ich teile diese Meinung vollkommen, da sie mit der Lehre der übrigen Heiligen Schriften durchaus in Übereinstimmung steht.↩︎