Behandelter Abschnitt 1. Mose 6,7-14
Noah findet Gnade bei Gott
„Und der Herr sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens vertilgen“ (V. 7). Es gab keine andere Möglichkeit. Alles, was seinen Weg auf der Erde verdorben hatte, musste ausgerottet werden. „Die Helden und die Männer von Ruhm“ mussten alle ohne Unterschied vernichtet, „alles Fleisch“ musste als völlig unpassend für Gott verworfen werden. „Das Ende allen Fleisches ist vor mich gekommen“ (V. 13).
Es handelte sich nicht nur um das Ende von einigem Fleisch, nein, in den Augen des Herrn war alles Fleisch verdorben, unverbesserlich schlecht. Es war gewogen und zu leicht erfunden worden, und der Herr kündigt Noah sein Heilmittel in den Worten an: „Mache dir eine Arche aus Gopherholz“ (V. 14).
So erfuhr Noah die Gedanken Gottes über seine Umgebung. Der Zweck des Wortes Gottes war, die Wurzeln von dem bloßzulegen, worauf der Mensch mit Selbstgefälligkeit und Stolz blickte. Wohl mochte das menschliche Herz stolz auf die „Künstler“, „Helden“ und „Männer von Ruhm“ sehen. Wohl mochte der Ton der Laute und Flöte dem Herzen des Menschen gefallen, während gleichzeitig der Boden bebaut wurde und überhaupt für allen Bedarf des Menschen in einer Weise gesorgt war, die jedem Gedanken hinsichtlich des nahenden Gerichts widersprach. Aber welch einen dunklen Schatten warfen die ernsten Worte: „Ich werde vertilgen“ über die äußerlich blühende Szene! Konnte der Geist des Menschen nicht einen Ausweg erfinden? Konnte nicht der „Held sich selbst befreien durch die Größe seiner Kraft“? (Ps 33,16). Nein. Wohl gab es einen Weg zum Entrinnen, aber er war nur dem Glauben offenbart, nicht dem Schauen, nicht der Vernunft, nicht der Einbildungskraft.
Der Glaube an Gottes Wort
„Durch Glauben bereitete Noah, als er einen göttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses, durch die er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit wurde, die nach dem Glauben ist“ (Heb 11,7). Das Wort Gottes lässt sein Licht auf alles scheinen, was das Herz des Menschen betrügt. Es nimmt die ganze Vergoldung weg, womit die Schlange die betrogene, vergängliche Welt verziert, über der das Schwert des Gottesgerichts hängt. Aber nur der Glaube lässt sich von Gott warnen, wenn die Dinge, von denen Gott spricht, „noch nicht zu sehen“ sind.
Die Natur wird durch das, was sie sieht, durch ihre Sinne regiert, während der Glaube sich durch das Wort Gottes leiten lässt. Welch ein unermesslicher Schatz ist dieses Wort in einer finsteren Welt! Es gibt Standhaftigkeit, mögen die Umstände sein wie sie wollen. Als Gott zu Noah von dem bevorstehenden Gericht redete, bemerkte man noch kein Anzeichen davon. Es war noch „nicht zu sehen“, aber das Wort Gottes machte es zur Wirklichkeit für das Herz, das diese Ankündigung im Glauben aufnahm. Der Glaube wartet nicht auf das Sichtbarwerden einer Sache, denn „der Glaube ist aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,17).
Alles, was der Mensch des Glaubens braucht, ist die Gewissheit, dass Gott gesprochen hat. Ein „So spricht der Herr“ regelt für ihn alles. Wer das Wort Gottes als Grundlage seiner Überzeugungen hat, kann dem Strom menschlicher Meinungen und Vorurteile standhalten. Das Wort Gottes stärkte das Herz Noahs während der langen Dauer seines Dienstes, und dasselbe Wort hat von jenem Tag bis heute trotz des Widerspruchs der Welt die Millionen der Heiligen Gottes aufrechterhalten. Wir können daher das Wort Gottes gar nicht hoch genug schätzen. Ohne sein Wort herrscht Dunkel und Ungewissheit, mit ihm Licht und Frieden. Wo es sein Licht leuchten lässt, zeigt es dem Glaubenden einen sicheren und gesegneten Weg. Wo es nicht scheint, irrt man im Labyrinth menschlicher Überlieferungen umher. Wie hätte Noah 120 Jahre lang „Gerechtigkeit predigen“ (2Pet 2,5) können, wenn nicht das Wort Gottes die Grundlage seiner Predigt gewesen wäre? Wie hätte er dem Spott einer ungläubigen Welt Widerstand leisten und wie an dem Zeugnis von dem kommenden Gericht festhalten können, obwohl nicht das geringste Anzeichen dafür sichtbar war? Das Wort Gottes war der Boden, auf dem er stand, und „der Geist Christi“ gab ihm die Kraft, diesen Boden standhaft zu behaupten.
Lieber gläubiger Leser, was besitzen wir, um in einer bösen Zeit wie heute im Dienst für Christus standzuhalten? Nichts anderes als Noah, aber wir brauchen auch nichts anderes. Die Anwendung und Benutzung des Wortes Gottes unter der Führung des Heiligen Geistes, durch den dieses Wort allein verstanden werden kann, ist alles, was wir brauchen, um vollständig ausgerüstet und zu „jedem guten Werk völlig geschickt“ zu sein (2Tim 3,16.17).