Behandelter Abschnitt 1Kor 8
In Kapitel 8 beginnt der Apostel sich mit einer anderen Gefahr für die Korinther zu beschäftigen. Der Ton der Wahrheit klang in ihren Ohren; und sicherlich sind wenige Töne lieblicher als die von der christlichen Freiheit. Doch was wird leichter missbraucht? Die geistliche Kraft diente ihnen zur Selbsterhöhung; hier verwandelten sie die Freiheit in Leichtfertigkeit. Es gibt indessen eine ernste Wahrheit sowohl hinsichtlich Kraft als auch Freiheit, die wir nie vergessen dürfen: Ohne Verantwortungsbewusstsein ist nichts verderblicher als jene beiden. Darin lag der traurige Fehler dieser Erlösten. In Bezug auf ihre Verantwortlichkeit versagten sie völlig. Sie schienen ganz und gar vergessen zu haben, dass der Herr, von dem diese Freiheit ausgeht, gerade derjenige ist, vor dessen Augen, zu dessen Verherrlichung und nach dessen Willen alle Kraft benutzt werden muss.
Der Apostel ruft es ihnen ins Gedächtnis zurück. Er beschäftigt sich mit ihrer Leichtfertigkeit, in der sie in die heidnischen Tempel gingen und Speisen aßen, die den Götzen geopfert waren. Dabei berücksichtigt er nicht an erster Stelle den erhabenen Gesichtspunkt der Verantwortung gegen den Herrn, sondern ihre Pflicht gegen ihre Brüder. In ihrer vielgerühmten Freiheit und weil sie wussten, dass ein Götzenbild nichts ist, urteilten sie, dass sie überallhin gehen könnten und tun, was ihnen gefiel. „Nicht so“, ruft der Apostel aus, „du musst auch deinen Bruder berücksichtigen!“ Es gab viele Jünger, die weit davon entfernt waren, die Nichtigkeit des Götzendienstes zu erkennen, und für welche Götzen nicht gleichgültig waren. Auf diese Weise veranlassten die Mehrwissenden, indem sie leichtfertig hierhin und dorthin gingen, andere Jünger, ihren Schritten zu folgen. Dadurch standen letztere in Gefahr, in Götzendienst zu fallen, sodass auf diese Weise möglicherweise ein Bruder „umkam“, „um dessentwillen Christus gestorben ist“ (V. 11). So würde die Freiheit eines Belehrten zum äußersten Verderben eines anderen führen, der genauso ein Gläubiger im Herrn ist. So betrachtet Paulus das Thema in seinem vollen Charakter und seinem äußersten Endergebnis, wenn diesem nicht gewehrt wird. Wie wir wissen, kann die Gnade einen solchen Weg aufhalten und diese schlimmen Folgen verhindern.