Behandelter Abschnitt Mal 2,10-16
Die Treulosigkeit Judas
„Juda hat treulos gehandelt, und ein Gräuel ist verübt worden in Israel und in Jerusalem; denn Juda hat das Heiligtum des Herrn entweiht, das er liebte, und ist mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt“ (Mal 2,11).
Die Untreue der Priester hatte auf jeden Fall einen bedauernswert schädlichen Einfluss auf das Volk. Mangelnde Gottesfurcht im Herzen hat immer verheerende Folgen, deren Auswirkungen nicht nur äußerlich und allgemein zu spüren sind, sondern die sich auch auf die Familien selbst auswirken, indem sie die überaus heiligen und rechtmäßigen familiären Bindungen kaputt machen und auflösen. Und das geschah in Israel. Diejenigen, die für das Volk verantwortlich waren, die über sie wachen und dem Herrn das Opfer darbringen sollten, lebten ihnen sittliche Verderbtheit vor, und das übrige Volk tat es ihnen gleich: Sie nahmen sich fremde Frauen zur Frau und trennten sich von ihren rechtmäßigen jüdischen Frauen. Wir sehen an diesen Eheschließungen und Scheidungen, dass Juda keine wahre Frömmigkeit hatte. In Vers 10 zeigt der Prophet, wie treulos es gegenüber einem Bruder war, Frauen, die aus dem gleichen Volk wie sie selbst waren, wegzuschicken; denn sie alle hatten den einen Vater, Abraham, und sie waren alle von dem einen mächtigen Gott geschaffen worden, der mit ihren Vätern einen Bund geschlossen hatte und sie dadurch von den Heiden trennen wollte. Heidnische Frauen zu heiraten bedeutete daher, den Bund zu verletzen, die Rechte Gottes an seinem Volk zu verachten und die Gräueltat der Israeliten zu wiederholen, die, indem sie sich mit den Kanaaniter einließen und vermischten, durch deren Götzendienst verunreinigt wurden.
Der Herr kündigt ihnen durch den Mund Maleachis die Bestrafung ihrer Untreue an: „Der Herr wird den Mann, der das tut, aus den Zelten Jakobs ausrotten“ (2,12).
Außerdem konnte Gott keine Freude an den Gaben haben, die sie Ihm auf dem Altar darbrachten. Ihre Hände waren besudelt, und der Herr konnte das Opfer nicht mehr anschauen und sich nicht mehr an dem erfreuen, was ihre Hände vor Ihn brachten, denn der Altar wurde nicht nur durch die abscheulichen Opfer entweiht, die dorthin gebracht wurden, sondern war auch von den Tränen, dem Wehklagen und dem Seufzen der Frauen bedeckt, die so schändlich behandelt wurden (2,13).
All dies ist von großer moralischer Bedeutung für die heutige Zeit und enthält ernsthafte Belehrungen für jeden, der von sich sagt, er sei Christ. Es gibt leider eine große Analogie zwischen der Situation damals, wie sie von Maleachi beschrieben wurde, und dem, was heute im Christentum geschieht. Wir finden heute in vielen religiösen Organisationen, die jedoch den Namen Christi für sich in Anspruch nehmen, dieselbe Distanzierung vom Herrn, dieselbe Vorliebe für sichtbare Handlungen, für Gottesdienstformen, die nur Augen und Ohren ansprechen und das Herz absolut leer und kalt für Gott lassen. Mit einem Wort, dies ist der Formalismus, in dem die Menschen leben. Von diesen berichtet der Apostel Paulus Timotheus und drängt ihn, sich von ihnen abzuwenden, denn sie hatten „eine Form der Gottseligkeit, deren Kraft [sie] aber verleugnen“ (2Tim 3,5). Diese Ermahnung richtet sich an jedes gehorsame Kind Gottes, an jeden Christen, der inmitten des gegenwärtigen Verfalls der Kirche in Treue gegenüber Gott wandeln möchte. Derselbe Apostel schreibt auch in seinem Brief: „Die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, . . . strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden, mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“ (2Tim 2,19-22).
Gott will, dass wir uns freimütig und ehrlich zum Namen Jesu bekennen, Er liebt aufrichtige Herzen und Lippen, und Er will wahre Anbeter, die dem entsprechen, was Jesus zu der Samariterin sagte: „Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und in Wahrheit anbeten“ (Joh 4,24).
Gepriesen sei der Herr! Obwohl die Christen in ihrer Verantwortung versagt haben, das ihnen durch das Wort Gottes anvertraute zu erhalten, so ist dieses wahr „doch der feste Grund Gottes steht“, und „der Herr kennt, die sein sind“. Liebe Leserinnen und Leser, die Sie diese Zeilen lesen, ist Christus der Fels Ihres Heils? Stützt sich Ihr Glaube auf ein festes Fundament, das ewig Bestand hat? Sind Sie vor dem kommenden Zorn sicher? Haben Sie nichts zu befürchten von dem großen und schrecklichen Gericht, in dem kein Mensch bestehen wird, der nicht an die Wirksamkeit des Werkes Christi geglaubt hat? Oh, glauben Sie an dieses Werk der Gnade und Liebe, das Er, der Sohn Gottes selbst, vollbracht hat, indem Er an unserer Stelle die Strafe ertrug, die wir verdient haben! Dann werden Sie zu denen gehören, die der Herr „die Seinen“ nennt.
Welch eine Gnade, mit der Gewissheit des Glaubens sagen zu können, der Christus ganz für sich ergriffen hat: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein“ (Hld 2,16). „Der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben“ (Gal 2,20).