Behandelter Abschnitt Mal 1,6 - 2,9
Die Gottlosigkeit der Priester
„Ein Sohn soll den Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?, spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet und doch sprecht: ‚Womit haben wir deinen Namen verachtet?‘“ (1,6).
Das ganze Volk befand sich in einem derart schlechten moralischen Zustand, dass die Leviten selbst blind dafür waren, wie es wirklich zu dieser Zeit um sie stand und dass der Fluch des Herrn auf ihnen lastete, weil sie falsche Opfergaben brachten. Sie waren für den Opferdienst zuständig, sie waren die Mittler zwischen dem Volk und Gott, sie hatten eine enorme Verantwortung und sie hätten, wenn sie es denn verstanden hätten, zeigen müssen, dass der Herr würdig ist, geachtet und gefürchtet zu werden. Ihre Herzen und ihr Mund hätten wahrhaftig und rechtschaffen sein müssen, sie hätten als Gesandte des Herrn der Heerscharen Erkenntnis und Gesetz bewahren müssen, um das Volk auf dem Weg des Friedens und der Rechtschaffenheit zu leiten und diejenigen, die sich der Ungerechtigkeit zuwandten, auf den rechten Weg zurückzubringen. Aber nichts dergleichen geschah. Die Gottlosigkeit, die für das Volk so charakteristisch war, wurde von seinen Anführern vorgelebt. Sie waren vom Weg der Gerechtigkeit abgewichen und hatten das ihnen anvertraute Volk ins Straucheln gebracht; sie hatten den Bund, den der Herr mit Levi geschlossen hatte, verletzt.
Doch damit nicht genug, die Priester waren noch so dreist und klagten Gott an, anstatt sich selbst anzuklagen: „,Womit haben wir deinen Namen verachtet?‘, die ihr unreines Brot auf meinem Altar darbringt und doch sprecht: ‚Womit haben wir dich verunreinigt?‘ Damit, dass ihr sagt: ‚Der Tisch des Herrn ist verächtlich‘“ (1,6-7). „Eure Worte sind trotzig gegen mich gewesen, spricht der Herr. Und ihr sprecht: ‚Was haben wir miteinander gegen dich beredet?‘“ (3,13). Gott hatte bezüglich der Opfer, die Ihm dargebracht werden sollten, angeordnet: „Wenn aber ein Gebrechen an ihm ist, dass es lahm oder blind ist, irgendein schlimmes Gebrechen, so sollst du des dem Herrn, deinem Gott, nicht opfern“ (5Mo 15,21). Sie dagegen scheuten sich nicht, auf dem Altar blinde, lahme, kranke oder sogar gestohlene Tiere zu opfern (1,8, 13) und rechtfertigten ihre unwürdigen Handlungen noch damit, dass Gott ihren Eifer und ihre Gottesfurcht nicht ausreichend belohnen würde: Gott gibt ihnen wenig, so denken sie, also geben auch sie Ihm wenig; selbst die gebrechlichsten Opfer sind noch zu gut für Ihn. Die priesterlichen Pflichten, der Dienst im Tempel sind für sie zu einer langweiligen Arbeit geworden, und sie gehen schnauben voll Anmaßung und Verachtung über diesen Dienst (1,13; 3,14).
Aber der Herr, der die Rechte seiner Herrlichkeit und Heiligkeit niemals aufgibt, urteilt über ihr Verhalten anders und spricht diese schrecklichen Worte über sie aus: „So habe auch ich euch beim ganzen Volk verächtlich und niedrig gemacht“ (2,9). Er zeigt ihnen auch, dass er aus dem Bösen Gutes zu ziehen weiß und kündigt ihnen an, dass Er, wenn sie untreu in dem Gottesdienst für Ihn sind, seine Herrlichkeit, die durch Gnadenerweisungen nur noch größer wird, anderen Schafen außerhalb des Schafstalls Israels offenbaren wird. Mit einem Wort: Israels Undankbarkeit schafft die Gelegenheit zu einem neuen Ausdruck der Gnade, nämlich die Offenbarung des Namens des Herrn unter den Nationen. „Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird mein Name groß sein unter den Nationen; und an jedem Ort wird geräuchert, dargebracht werden meinem Namen, und zwar reine Opfergaben. Denn mein Name wird groß sein unter den Nationen“ (1,11). Hier ist der Name des Herrn der Name Jesus, der Erretter, und heute ist die Zeit, wo der Herr zu der samaritischen Frau am Brunnen von Sichar sagt: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (Joh 4,23).
Lieber Leser, sind Sie ein Anbeter Gottes in Geist und in der Wahrheit? Können Sie Ihn Vater nennen? Haben Sie in Jesus einen vollkommenen Erlöser gefunden? Wenn dem so ist, seien Sie eifrig in guten Werken, die der Herr für die vorbereitet hat, die Er von aller Gesetzlosigkeit erlöst und die Er gereinigt hat als ein Eigentumsvolk (Titus 2,14). Aber wenn dies noch nicht Ihr Teil ist, möge der Herr die Abschnitte seines Wortes, die wir zusammen betrachtet haben, kraft seines Geistes Ihnen wirken lassen - Ihnen zum ewigen Segen und für Ihn zu seiner Ehre. Sein Wort ist Wahrheit (Johannes 17,17).