Behandelter Abschnitt Mal 2,10-17
Der zweite Teil des 2. Kapitels bespricht einen neuen Gegenstand. Es handelt sich nicht mehr um das Priestertum, sondern um das Volk.
Der 10. Vers ist, wie es scheint, ein allgemeines Bekenntnis: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos einer gegen den anderen, indem wir den Bund unserer Väter entweihen?“ Es ist wie ein Wort der Reue, das in den Mund Judas gelegt ist, und welches sich später verwirklichen wird, wenn der Überrest seine Sünde erkennen wird. Wie die Priester den Bund Levis zerstört hatten (V. 8), so hatte das Volk den Bund seiner Väter entweiht. Aber waren sie nicht alle Kinder eines Vaters, Geschöpfe eines Gottes?
Es handelt sich hier nicht um das Verhältnis zu dem Vater, welches durch Jesus hienieden offenbart, durch das Werk am Kreuz geschaffen und bei der Auferweckung Christi verkündigt worden ist. An diesem Verhältnis haben nur die Christen teil; das Alte Testament hat es nicht enthüllt, und es wird dem jüdischen Volk als solchem niemals gehören. Das Verhältnis, von welchem diese Stelle redet, ist Teil aller Menschen, Juden oder Heiden, obwohl die Gläubigen es zugleich in einer ganz besonderen Weise besitzen.
Darum finden wir in Eph 4,6 die Worte: „Da ist ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in uns allen.“ Von diesem Verhältnis spricht unsere Stelle. Die hier Redenden waren Brüder, gezeugt von demselben Gott. Handeln Brüder treulos gegeneinander? Sollte nicht ihr gemeinsamer Ursprung Gefühle der Liebe und des gegenseitigen Wohlwollens in ihre Herzen legen? Der Tadel, der in diesem Vers enthalten ist, entspricht dem, welchen Jehova in Kap. 1,6 an die Priester richtet: „Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?“ Nur legt der Geist Gottes hier dieses Wort nicht in den Mund Jehovas, sondern in den Mund derer, die ein Bewusstsein von dem elenden Zustand hatten, in welchen Israel gefallen war.
Ach! Für den Augenblick stellte dieser 10. Vers keineswegs den sittlichen Zustand des Volkes dar. Anstatt dahin geführt zu sein, seine Sünden zu bekennen, heißt es: „Juda hat treulos gehandelt, und ein Gräuel ist verübt worden in Israel und in Jerusalem: denn Juda hat das Heiligtum Jehovas entweiht, welches Er liebte, und ist mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt“ (V. 11).
Zwei Züge kennzeichnen hier den sittlichen Zustand des Volkes: Entweihung und Treulosigkeit. Die hier erhobene Anklage erinnert uns an das Ende des Buches Nehemia. Trotz aller an das Volk und die Priesterschaft gerichteten Ermahnungen Esras hatte das Volk nicht aufgehört, sich mit götzendienerischen Frauen zu verbinden, und die Priester waren ihm darin vorangegangen. Der Prophet spielt auf diesen geschichtlichen Umstand an. Wie Juda den Bund entheiligt hatte, so hatte es auch das mit eigener Hand von ihm wiederhergestellte Heiligtum Jehovas entweiht und hatte sich mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt (Neh 13,23-31). Das aus der Gefangenschaft zurückgekehrte Juda war nicht götzendienerischer als seine Priester, aber das Bündnis mit dem Götzendienst war ebenso verwerflich wie die Götzen selbst, ja, es war umso verächtlicher, weil es sich mit dem Dienst des wahren Gottes zu verbinden wagte.
Gerade so ist es mit den Christen, die sich mit der Welt verbinden. Ob diese verchristlicht ist oder nicht, sie bleibt immer dieselbe Welt, die den Heiland zum Tod gebracht hat. Die Vermischung der Gläubigen mit ihr kann keinen Bestand haben, und notwendiger Weise muss ein Augenblick kommen, wo das edle Metall von den Schlacken geschieden und das Unkraut von dem Weizen abgesondert werden wird, um der Verbrennung anheim zu fallen. Auch hier wird gesagt: „Jehova wird den Mann, der solches tut, aus den Zelten Jakobs ausrotten“ (V. 12).
Weiterhin hatten sie, wahrscheinlich infolge ihrer sündigen Verbindungen mit den Götzendienern, treulos gegen ihre eigenen Frauen gehandelt: „Und zweitens tut ihr dieses: ihr bedecket den Altar Jehovas mit Tränen, mit Weinen und Seufzen, so dass er sich nicht mehr zu eurer Opfergabe wendet, noch Wohlgefälliges aus eurer Hand annimmt. Und ihr sprechet: Warum? Weil Jehova Zeuge gewesen ist zwischen dir und der Frau deiner Jugend, an welcher du treulos gehandelt hast, da sie doch deine Genossin und die Frau deines Bundes {d. h. mit der du dich feierlich verbunden hast} ist“ (V. 13.14).
Die Frauen, mit denen sie rechtmäßig verbunden waren, wurden entlassen, damit sie götzendienerische Frauen heiraten konnten; und die armen Verstoßenen bedeckten dann den Altar Jehovas mit Tränen und Seufzern, während ihre Männer am gleichen Ort ihre Opfer darbringen wollten. Diese übertraten so, indem sie Schmerz und Verderben säten, den bei der Schöpfung zwischen Mann und Frau errichteten göttlichen Bund. Im Anfang hatte Gott eine Gefährtin für Adam gemacht. „Und hat nicht einer sie gemacht? Und sein war der Überrest des Geistes. Und was wollte der eine? Er suchte einen Samen Gottes.“ Selbst wenn sie das, was Gott bei der Schöpfung eingesetzt hatte, gebrochen hatten, besaß dieses Volk nach Hag 2,5 doch noch „den Überrest des Geistes“ in der Person einiger Treuer, die sich, wie wir in Kapitel 3 sehen werden, in ihrer Mitte befanden. Warum hatte dieser eine Gott die Ehe zwischen dem ersten Mann und der ersten Frau eingesetzt? Weil Er „einen Samen Gottes“ suchte. Er konnte nur auf diese Weise ein Volk für sich besitzen, und nicht durch einen unheiligen Bund, dessen Stifter Satan war.
Der Prophet fügt hinzu: „So hütet euch in eurem Geiste, und handle nicht treulos gegen die Frau deiner Jugend! Denn ich hasse Entlassung, spricht Jehova, der Gott Israels; und er bedeckt mit Gewalttat sein Gewand, spricht Jehova der Heerscharen“ (V. 15.16). Die Priester hatten ihre Gewänder besudelt, das Volk hatte seine Kleider mit Gewalttat bedeckt, indem es ohne Gnade die geheiligten Bande der Ehe zerriss und so der Treulosigkeit Gewalttat hinzufügte.
All die Charakterzüge, die wir soeben beschrieben haben, sind moralisch auch diejenigen der Christenheit unserer Tage: Die Beziehungen zwischen Kindern eines Vaters sind aufgegeben: alle Bande, die Gott gebildet hat, sind gelockert; der Bund mit der Welt ist zur Regel geworden; die Götzen haben die Herzen eingenommen; Verderben und Gewalttat herrschen überall. Die christliche Welt ist über das, was Gott von ihr denkt, gleichgültig und kümmert sich nur um die Meinung der Menschen. Sie fragt: „Warum?“, wenn Gott ihr sagt, dass Er unzufrieden mit ihr sei und so ihr Gewissen zu erreichen sucht. Sie verbindet das Böse mit dem Namen Jehovas, wie wenn Gott es billigen oder ertragen könnte: „Ihr habt Jehova mit euren Worten ermüdet; und ihr sprechet: Womit haben wir ihn ermüdet? Damit, dass ihr saget: Jeder Übeltäter ist gut in den Augen Jehovas, und an ihnen hat er Gefallen; oder {d. h. oder wenn es nicht so ist} wo ist der Gott des Gerichts?“ (V. 17)
Wenn wir zum Schluss einen Rückblick auf das 2. Kapitel werfen, so müssen wir sagen, dass es nichts, auch gar nichts Erfreuliches darin gibt. Alles ist, um mit Jesaja zu reden, „Wunden und Striemen und frische Schläge; sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden“. Ein einziger Lichtstrahl glänzt in dieser Finsternis: die Treue des wahren Levi. Dieser entspricht allen Wünschen des Herzens Gottes, und Gott wird trotz allem Seine Absichten der Liebe und Gnade gegen diejenigen verfolgen, die Seine Gnade mit Levi in Verbindung bringt.
Behandelter Abschnitt Mal 2,10-11
Maleachi 2,10-17
Der zweite Teil von Kapitel 2 behandelt einen neuen Gegenstand. Es geht nicht mehr um das Priestertum, sondern um das Volk.
Vers 10 scheint ein allgemeines Bekenntnis darzustellen: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos einer gegen den anderen, indem wir den Bund unserer Väter entweihen?“ Es klingt wie ein Wort der Reue im Munde Judas, das sich später verwirklichen wird, wenn der Überrest seine Sünde erkennen wird. Wie die Priester den Bund Levis zerstört hatten (Vers8), so hatte das Volk den Bund seiner Väter entweiht. Waren sie denn nicht alle Kinder eines Vaters, Geschöpfe eines Gottes? Es handelt sich hier nicht um das Verhältnis zum Vater, das der Herr Jesus hier auf der Erde offenbart hat. Die Grundlage hierzu war das Werk am Kreuz, und erst bei Seiner Auferstehung konnte die neue Wahrheit verkündigt werden (Joh 20,17). An diesem Verhältnis haben nur die Christen teil. Im Alten Testament war es nicht offenbart, und das jüdische Volk als solches wird niemals in diese Beziehung zu Gott gelangen. Die vorliegende Stelle bezieht sich dagegen auf alle Menschen, seien es Juden oder Heiden, obwohl auch die Gläubigen darin eingeschlossen sind.
Darum heißt es in Epheser 4,6: „Da ist ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in uns allen.“ Von diesem Verhältnis spricht auch unsere Stelle. Die Juden waren Brüder, von demselben Gott geschaffen. Handeln Brüder treulos gegeneinander? Sollte nicht ihr gemeinsamer Ursprung Gefühle der Liebe und des gegenseitigen Wohlwollens in ihren Herzen hervorrufen? Der Vorwurf, der in diesem Vers enthalten ist, entspricht dem an die Priester in Kap.1,6 „Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?“ Nur legt der Geist Gottes diese Worte hier nicht in den Mund des HERRN, sondern in den Mund derer, die ein Bewusstsein des traurigen Zustandes hatten, in den Israel gefallen war.
Leider stellte dieser 10. Vers damals keineswegs den sittlichen Zustand des Volkes dar. Sie bekannten ihre Sünden nicht, sondern: „Juda hat treulos gehandelt, und ein Greuel ist verübt worden in Israel und in Jerusalem; denn Juda hat das Heiligtum des HERRN entweiht, welches er liebte, und ist mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt“ (Vers11). Zwei Züge kennzeichnen hier den sittlichen Zustand des Volkes: Unheiligkeit und Treulosigkeit. Diese Beschuldigung erinnert uns an das Ende des Buches Nehemia. Trotz aller Ermahnungen Esras an das Volk und die Priester hatte das Volk nicht aufgehört, sich mit götzendienerischen Frauen zu verbinden, und die Priester waren ihm darin vorangegangen. Maleachi spielt auf diese geschichtliche Begebenheit an. Juda hatte nicht nur den Bund der Väter entweiht, sondern auch das Heiligtum des HERRN, das sie mit eigener Hand wiederaufgebaut hatten. Es hatte sich mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt (Neh 13,23-31). Die aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Juden übten keinen Götzendienst mehr aus. Aber die Verbindung mit dem Götzendienst war ebenso verwerflich wie die Götzen selbst, und das um so mehr, weil der Dienst des wahren Gottes damit verbunden wurde.