In Kapitel 5 finden wir die Beweggründe des Dieners, und zwar sind es drei: die kommende Herrlichkeit, der Richterstuhl, und die Liebe Christi. Hinsichtlich der herrlichen Zukunft war der Apostel voll heiliger Zuversicht: „Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus, die Hütte, zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln“. Wenn wir unser Leben lassen müssen, so können wir darauf vertrauen, dass wir zur festgesetzten Zeit überkleidet werden, und wir werden dem Sohn gleich sein. (1Joh 3,2). Wir warten jedoch nicht auf unser Ableben, sondern auf das Kommen Christi, damit das Sterbliche verschlungen werde von der Kraft des Lebens Christi. Bei der Erfüllung dieser gesegneten Hoffnung erwartet uns ein wunderbarer Wechsel. Möchten wir deutlich verstanden haben, dass der Apostel selbst auf diesen Augenblick wartete. Keineswegs schob er das Kommen des Herrn auf einen entfernten Zeitpunkt hinaus. Es ist das Kennzeichen des bösen Knechtes, dies zu tun (Mt 24,48); und solch ein böser Knecht war der Apostel Paulus ganz gewiss nicht! Als er den zweiten Brief an Timotheus schrieb, sagte er zwar etwas anderes, aber da hatte der Herr es ihm kundgetan, dass er um seines Namens willen durch den Tod gehen sollte, und dass er bei seinem Kommen unter den Entschlafenen sein würde (2Tim 4,6). Petrus wurde auf ähnliche Weise durch den Herrn damit vertraut gemacht (Joh 21,18.19).
Gott hat uns für die Herrlichkeit bestimmt. Als er das Werk in unseren Seelen begann, war es seine Absicht, uns schließlich seinem Sohn gleich zu machen. Er hat uns „zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29). Inzwischen hat er uns den Geist als Unterpfand gegeben. So sind wir nun allezeit mit Zuversicht erfüllt. Wenn wir entschlafen, so ist es nichts anderes, als dass wir unseren Leib verlassen, um ‘einheimisch bei dem Herrn‘ zu sein. Dies alles wurde für den Apostel ein Beweggrund zum Dienst: „Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein“. Wie konnte er mit seiner Arbeit möglichst nützlich für einen solchen Herrn sein? Für die Herrlichkeit bestimmt zu sein und unterdessen die Gegenwart des Geistes als Sicherheit zu besitzen, hatte den Apostel so mit bewundernder Dankbarkeit erfüllt, dass er gern bereit war, sich bis zur Erschöpfung für ihn zu verausgaben.
Nun folgt der Richterstuhl: „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden“. Das schließt sowohl Heilige als auch Sünder mit ein. Es ist aber nicht so, dass alle gleichzeitig und zusammen vor dem Herrn stehen werden, auch wird es nicht für alle das gleiche Ergebnis haben. Solche, die an den Herrn Jesus glauben und durch sein Werk Frieden mit Gott haben, besitzen in seinem Sohn das ewige Leben und sind daher dem Gericht enthoben; Christus kann sein eigenes Werk nicht richten. Aber es muss alles zur Sprache kommen, damit wir wirklich erkennen, was seine Gnade ist und was wir in uns selbst sind; und damit der Herr die gerechte Belohnung für jeden treuen Dienst aushändigen kann. Doch wie ernst wird es für viele sein, vor Christus zu stehen! Welche Beschämung des Angesichts; welch ewiges Verderben! In der ganzen Blöße ihres Wesens, ohne irgendeinen Lumpen, um darin zu erscheinen, ohne eine einzige Entschuldigung; nur um von ihm in vollkommener Gerechtigkeit in die ewige Pein verstoßen zu werden! Dieser Gedanke erregte den Apostel und wurde so zu einem zweiten Beweggrund für seinen Dienst: „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen“. Geliebte Brüder, bewegt uns dies auch so? Satan
scheint entschlossen zu sein, diesem Beweggrund zum Dienst vollständig ein Ende zu machen. Nie zuvor sind die Schrecken des kommenden Gerichts so abgeschwächt worden, um nicht sogar zu sagen, öffentlich geleugnet worden. Das ist jedoch Unaufrichtigkeit den Menschen gegenüber, man wird so zu Werkzeugen des Feindes. Paulus hatte die Zukunft mit ihren ungeheueren und entsetzlichen Auswirkungen vollständig vor seinen Augen; und dies hatte die Wirkung, ihn in seinem Dienst für Christus unter den Menschen noch eifriger zu machen.
Der dritte Beweggrund ist keineswegs der letzte, sondern eher die Quelle von allem: „Denn die Liebe des Christus drängt uns“. Er dachte an ihn, wie er da hin hinab gekommen war, wo sich der Mensch befand; wie er hier mit dem Ziel der Versöhnung für die Menschen seinen Weg bis in den Tod ging, um dadurch die Geschichte des ersten Menschen abzuschließen und eine gerechte Grundlage für die Versöhnung und für eine neue Schöpfung zu legen. Diese wunderbare Liebe erfüllte das Herz des Apostels und wurde zu einer treibenden Kraft. Diese Liebe war die Ursache für ihn, als ein Gesandter für den abwesenden Christus mit dem gesegneten Dienst der Versöhnung in die heidnische Welt auszugehen und die Menschen an Christi statt flehentlich zu bitten: „Lasst euch versöhnen mit Gott“. Dienst ist nur von geringem Wert, wenn nicht die Liebe die Quelle ist. Werke der Unterwürfigkeit und des Gehorsams können Christus nicht befriedigen. Doch was erträgt die Liebe nicht alles? Was tut sie nicht alles für ihre Gegenstände?