Von solcher Art ist der Dienst. Kapitel 4 stellt uns nun dessen Diener vor. Der Dienst verlieh dem Gefäß seinen eigenen Charakter, er bildete und formte das Gefäß sozusagen. Der Diener ermattete nicht (obwohl es vieles gab, was Grund genug dafür gewesen wäre), indem er durch die Herrlichkeit Christi erhalten und mit Energie versorgt wurde: „Gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit“ (Kol 1,11). Er war nicht arglistig und wandelte durchschaubar und offenkundig, ohne Schleier. Wie hätte er auch ein solches Evangelium verkündigen und diesem nicht entsprechen können? Er hatte den geheimen Dingen der Scham entsagt und wandelte weder in Finsternis, noch verfälschte er das Wort Gottes. Er stellte die Wahrheit in ihrer ganzen Reinheit vor. Die Wahrheit wurde durch die Verkündigung von diesem auserwählten Gefäß nicht verfälscht. Der Gott, der einmal aus Finsternis Licht leuchten hieß, hatte selbst in das Herz des Apostels Paulus geleuchtet zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Der Apostel war daher ein Gefäß himmlischen Lichtes, gesetzt, um ein heiliges Leuchten um sich her zu verbreiten. Sind auch wir dies praktischerweise? Es ist nicht nur so, dass Paulus in seinen Belehrungen die Lehre dieser Dinge vorstellte. Sicherlich tat er das, aber die Worte bedeuten mehr als das: er stellte sowohl in seinen Lehren wie auch in seinem Leben dies dar.
Er war ein Gefäß himmlischen Lichts. Der Schatz befand sich in einem irdenen Gefäß, auf dass die Überschwänglichkeit der Kraft offenkundig von Gott und nicht aus Menschen sei. Wer außer Gott hätte Paulus befähigen können, angesichts der ständigen ernstlichen Widerstände dies auszuführen – und das auch noch mit der zusätzlichen Schwierigkeit eines Dornes für das Fleisch? Aber das Gefäß muss zerbrochen werden, um ein wirksames Hervorstrahlen dieses himmlischen Zeugnisses zu erreichen. Es ist hier zweifellos eine Anspielung auf die Fackeln und Krüge Gideons. Die Fackeln wurden in die Krüge gesteckt und die Krüge mussten zerschmissen werden (Ri 8). Auf diese Weise bewirkt Gott aus der Schwachheit Kraft. „Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen“ (1Kor 1,25).
Der Prozess des Zerbrechens des Gefäßes wird auf bewegende Weise geschildert: „In allem bedrängt, aber nicht eingeengt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht umkommend; allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde“. Treuer Knecht Christi! Voranschreitend auf einem Pfad beispielloser Versuchungen und Leiden um Christi willen, fast ohne Stocken; in seinem Fleisch das ergänzend, was noch fehlte an den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung (Kol 1,24); begegnete ihm ringsumher nichts als Schmach und Verlust. In Korinth, in Galatien, und an anderen Orten waren einige sogar so herzlos, einen solchen Diener und einen solchen Dienst in Frage zu stellen! Manche waren sogar in die Dinge, die das Fleisch ehren und diesem ihre Zustimmung geben, so vernarrt, dass sie ihr Verständnis über das himmlische Zeugnis und die Wege des Apostels Paulus ganz verloren hatten. Wenn auch der Mensch dies alles nicht wertschätzte, der Herr tat es; wenn auch irrende Heilige darin versagen, der Herr beurteilt alles nach seinem wahren Wert. Welch eine Beruhigung und ein Trost für das Herz!
Was kann die Gnade doch für Wunder wirken! Hier war einer, der früher fleischliche Vorzüge und gesetzliche Fertigkeiten verherrlicht hatte; der solche, die an Jesus glaubten, gehasst und bis zum Tod verfolgt hatte; und der nun damit zufrieden war, alle Dinge für seinen Namen fahren zu lassen, täglich das Sterben Jesu an seinem Leib umherzutragen und sein Blut bis zum letzten Tropfen im Dienst für Christus und die Versammlung zu vergießen. Das Leben Christi war so machtvoll wirksam in ihm und die himmlischen Dinge nahmen ihn derart in Anspruch, dass er sein Leben (was den Leib betraf) für diesen Dienst gegeben hätte, und Drangsale ihm leicht und vergänglich erschienen. Wenn auch sein Pfad zuletzt bis in den Tod führen würde, so ruhte er doch in der Gewissheit, „dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch darstellen wird“. Er würde in der Herrlichkeit mit den Heiligen, die er in seinem Dienst auf der Erde so beständig auf seinem Herzen getragen hatte, dargestellt werden. Das ist wirklicher Dienst. Und doch ist es nicht der vollkommene Diener. Aber wenn wir uns selbst mit Paulus vergleichen, wie weit, geliebte Brüder, stehen wir da zurück? Gibt es bei uns nicht die Neigung, uns selbst, und nicht die Dinge Jesu Christi zu suchen? Neigen wir nicht dazu, einen Weg der Bequemlichkeit in unserem Dienst zu suchen, und Schmach und Leiden zu meiden? Stehen wir nicht in der Gefahr, das Fleisch und die Welt zu einem Fallstrick für unsere Herzen werden zu lassen? Wir wollen uns im Lichte der Gegenwart Gottes genau prüfen!