William Wooldridg Fereday
Schriften von William Wooldridg Fereday
2Kor 3-6 - Der Dienst und der Diener
2Kor 32Kor 3
Der Dienst ist von einem außerordentlich gesegneten Charakter. Das Evangelium – hier wird es das Evangelium der Herrlichkeit des Christus genannt – wird hier in Gegensatz zu dem Gesetz gestellt. Paulus wurde zu einem brauchbaren Diener des neuen Bundes gemacht, „nicht des Buchstabens, sondern des Geistes“. Das Gesetz war ein Dienst des Todes und der Verdammnis. Es stellte nicht das vor, was Gott ist (wie manche gesagt haben), sondern das, was der Mensch eigentlich sein sollte. Es war verhängnisvoll für das Geschöpf. Die alte Natur in ihrem verdorbenen Zustand ist so hilflos, dass niemand den gerechten Ansprüchen Folge leisten kann. Das Gesetz kennt keine Barmherzigkeit. Für solche, die es halten, hat es Segen zur Folge – Leben und Gerechtigkeit -; doch für alle, die darin versagen, aus welchem Grund auch immer, wird mit donnernder Stimme Fluch ausgesprochen.
Unser Kapitel sagt, dass das Gesetz in Herrlichkeit begann. Die Umstände, unter denen es gegeben wurde, waren voller Erhabenheit. Der Mittler, der es ins Lager brachte, strahlte den Glanz der Herrlichkeit wieder, die er erblickt hatte; und er hatte eine Decke auf seinem Angesicht. Wir wollen festhalten, dass sich der Apostel hier auf das zweite Geben des Gesetzes bezieht. Dies ist wichtig. Die ersten Tafeln wurden schon zerbrochen, noch ehe sie im Lager angelangt waren, denn Mose wollte sie nicht dahin bringen, wo sich das goldene Kalb befand. Das zweite Geben der Gebote war mit einer Verkündigung von Langmut und unumschränkter Gnade verbunden (2Mo 34). Das ist es, was der Apostel als einen Dienst des Todes und der Verdammnis beschreibt. Das Gesetz hat, auch wenn es mit einer derartigen Darstellung eingeführt wurde, für jeden, der damit zu tun hat, diesen ernsten Charakter. Sicherlich für viele Tausende in der Christenheit ein ernster Gesichtspunkt! Denn es ist nicht zu leugnen, dass solche, die in der heutigen Gnadenzeit am Gesetz festhalten, zur gleichen Zeit von Gnade und Barmherzigkeit sprechen. Schon ein vermischtes System ist zum Ruin für das Geschöpf. Das Gesetz bewirkt in jeder Gestalt und Form nur Zorn für den gefallenen und sündigen Menschen. Niemand kann dem entgehen; weder durch das Bekenntnis, an Mose festzuhalten, noch dem, an Christus festzuhalten.
Der alte Dienst wird hier beschrieben als „das, was weggetan werden sollte“. Das Gesetz blieb übrigens bis zum Kommen des verheißenen Samens so bestehen, wie es gegeben wurde. Gott wollte allen den tatsächlichen Zustand des Geschöpfes offenbar machen, bevor das mächtige Heilmittel eingeführt wurde. Die Menschen hatten die durch das Geben des Gesetzes erklärte Absicht Gottes so schwerwiegend missverstanden, dass sie, anstatt ihren wahren Zustand dadurch zu erkennen, es umgangen hatten und sich eine Gerechtigkeit nach ihren eigenen Vorstellungen und Möglichkeiten geschaffen hatten. Welch völlige Blindheit in Bezug auf den wirklichen Zustand des Fleisches vor Gott.
Im Gegensatz dazu wird das Evangelium als „das Bleibende“ bezeichnet. Es wird niemals vor einer noch größeren Herrlichkeit verblassen müssen. Es ist nicht die Darstellung dessen, was der Mensch sein sollte, sondern davon, was Gott ist. Er hat sich selbst in seinem Sohn offenbart, und das auf eine Weise, die unseren Nöten und unserem Zustand angemessen war. Es wurde nicht bloß in Herrlichkeit eingeführt, sondern es nährt sich von Herrlichkeit und besteht darin. Das ist die übertreffende, überschwängliche Herrlichkeit. Es ist das göttliche Zeugnis für den, der nach vollbrachter Erlösung in die Herrlichkeit Gottes aufgefahren ist. Ihn schauen wir mit aufgedecktem Angesicht an, in vollkommenem Frieden in der Gegenwart grenzenloser Heiligkeit. Die Kinder Israel konnten das Angesicht Moses wegen seines Strahlens nicht anschauen; unser Teil ist es nun, ununterbrochen die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi anzuschauen. Er hat seinen Platz in der Herrlichkeit nicht eher eingenommen, als dass jede Frage im Zusammenhang mit unseren Seelen vollständig geklärt und jeder Feind zum Schweigen gebracht war. Anders als Mose, der auf den Berg hinaufstieg und sagte: ‘“Vielleicht kann ich Sühnung für eure Sünden tun“ (2Mo 32,30), während das Volk zitternd und trauernd am Fuß des Berges stand, hat er zuerst Sühnung getan und ist dann hinaufgestiegen, um seinen Platz zur Rechten der Majestät in der Höhe einzunehmen. Wenn unsere Sünden nicht vollständig weggenommen worden wären, bevor er auf diese Weise verherrlicht worden ist, so würden sie nie weggetan werden können, denn er wird niemals wieder auf die Erde herabkommen, um noch einmal zu sterben. Die Gerechtigkeit wurde vollendet und Gott wurde verherrlicht, bevor dieser Platz durch den zweiten Menschen, den Herrn Jesus, eingenommen wurde. Deshalb, je strahlender die Herrlichkeit in seinem Angesicht jetzt scheint, umso völliger ist die Sicherheit für unsere Seelen, und umso tiefer ist unser Friede und Segen.
Es ist ein Dienst der Gerechtigkeit, und ein Dienst des Geistes. Ein Dienst der Gerechtigkeit – nicht der Gerechtigkeit, die unter dem Gesetz gefordert wurde, sondern einer Gerechtigkeit, die allen offenbart worden ist: „Jetzt aber ist, ohne Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten: Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus gegen alle und auf alle, die glauben“ (Röm 3,21.22). Gott ist nun in der Lage, seine eigene Herrlichkeit aufrechtzuerhalten und doch jede Seele, die an den Herrn Jesus auf der Grundlage der Erlösung glaubt, zu rechtfertigen. Das ist nicht Barmherzigkeit, obwohl er reich ist an Barmherzigkeit und uns damit überschüttet hat, sondern es ist Gerechtigkeit. Durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus ist er nun vollkommen gerecht in all seinen Handlungen der Gnade mit uns. Hier ist fester Boden für unsere Füße. Wenn wir hier ruhen, haben wir sicheren und beständigen Frieden.
Es ist auch ein Dienst des Geistes. Gott hatte niemals beabsichtigt, den Geist als Folge des Beobachtens des Gesetzes zu verleihen. Das heilige Salböl sollte nicht auf das Fleisch ausgegossen werden (2Mo 30,31.32). Der Geist konnte nicht als Lohn für die Werke des Menschen gewährt werden. Doch auf das Werk Jesu hat Gott diese Ehre gelegt. Der Geist ist aus der Herrlichkeit gekommen, in welche der Herr Jesus eingetreten ist; er ist die Gabe Gottes an alle, die dem Evangelium des Heiles Gottes glauben. Wie könnte es unser Wunsch sein, wieder unter das Gesetz zurückzukehren? Und doch handelten die Galater so. Auch in diesen Tagen sagen viele zu ihrem eigenen Verlust: „Der alte Wein ist besser“ (Lk 5,39). Aber das hier ist das Evangelium, dieser wunderbare Dienst, den der Apostel Paulus empfangen hatte. Es ist nicht eine trockene, abstrakte Darstellung der Lehre, sondern ein kostbares, wundervolles Zeugnis von der Herrlichkeit Christi; und es verleiht allen denen, die sich darunter beugen, Gerechtigkeit und den Geist. Der Geist Gottes ist gekommen, und er erhebt unsere Herzen dahin, wo Christus ist. Der neue Mensch findet seine Freude in Christus und nirgendwo anders. Der Geist ist die lebendige Verbindung zwischen uns und ihm in der Herrlichkeit. Das ist wahres Christentum – das Herz von den Dingen dieser Erde abgezogen und in Anbetung mit dem Erhöhten beschäftigt. Wir können dies das beständige Ergebnis des Evangeliums nennen, obwohl es darin ein Fortschreiten gibt. Von dem Augenblick an, wo wir glauben und versiegelt sind, sind unsere Angesichter aufwärts gerichtet und unsere Rücken der Welt zugekehrt; dadurch werden wir mehr und mehr in das Bild Christi umgewandelt. Es ist die Freude des Geistes, uns so formen zu können.