Stanley Bruce Anstey
Kommentar von Stanley Bruce Anstey
1Thes 1,10Kommentar zu 1. Thessalonicher 1,10
1Thes 1,10: … und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.
Sie hatten auch eine neue Ausrichtung und Hoffnung: Sie erwarteten „seinen Sohn aus den Himmeln“. Paulus hatte sie gelehrt, dass der Herr kommen würde, um sie in den Himmel zu holen (die Entrückung), und sie lebten in der Erwartung, dass dies in naher Zukunft geschehen würde. Er lehrte sie auch, dass der Herr „uns von dem kommenden Zorn errettet“, was die eigentliche Hoffnung der Kirche ist. Daher erwarteten sie (zu Recht), bei der Entrückung aus dieser Welt herausgenommen zu werden, bevor der Zorn Gottes über die Welt hereinbrechen würde (Röm 5,9).
Jedes Kapitel des Briefes endet mit einem Hinweis auf das Kommen des Herrn.
Die Entrückung und die Offenbarung (Erscheinung) des Herrn Jesus
In 1. Thessalonicher 1,10 wird das Kommen des Herrn zum ersten Mal in diesem Brief erwähnt. In keinem anderen Brief ist häufiger davon die Rede. Die Schrift deutet an, dass das Kommen des Herrn in zwei verschiedenen Phasen stattfindet. Wenn der Gläubige dies nicht versteht, wird er bestimmt verunsichert sein und sich falsche Vorstellungen über dieses wichtige Thema machen. Der Hauptunterschied zwischen der Entrückung und der Erscheinung:
1. Bei der ersten Phase seines Kommens holt der Herr die
Gläubigen in einem verherrlichten Zustand in den Himmel. Dabei
werden die Gläubigen des Neuen und Alten Testamentes aus den Toten in
einem verherrlichten Zustand auferweckt und die lebenden Gläubigen in
einen verherrlichten Zustand verwandelt; und dann werden alle zusammenn
in den Himmel aufgenommen (Mt 25,6.10-13; Joh 14,2.3; 1Kor 15,23.51-56;
Phil 3,20.21; 1Thes 4,15-18; 2Thes 2,1; 3,5; Tit 2,13a;
11,40; Off 1,7; 3,10.11; 22,20). Dieses Ereignis wird als „Entrückung“ bezeichnet; das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „entreißen“.
2. Bei der zweiten Phase bringt der Herr die verherrlichten Gläubigen mit sich aus dem Himmel, wenn Er erscheint, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten und sein Tausendjähriges Reich aufzurichten (Mt 24,27.30.36-41; 25,31; 26,64; 1Thes 3,13;
4,14; 2Thes 1,7-10; 2,8.9; Jud 14.15;
Kommen wird „die Offenbarung Jesu Christi“ genannt (2Thes 1,7; 1Pet 1,13) oder „die Erscheinung“ (2Thes 2,8; Mt 24,30; Kol 3,4; Tit 2,13; 2Tim 4,1.8; 1Joh 3,2).
Die alttestamentlichen Gläubigen kannten die Offenbarung – die Erscheinung (Jes 30,27.28; Jud 14.15; Sach 14,5) –, aber sie wussten nichts von einer Entrückung und einer Verherrlichung der Gläubigen; das ist eine rein neutestamentliche Offenbarung (1Kor 15,51-56; Phil 3,20.21; 1Thes 4,15-18). Obwohl der Herr sowohl bei der Entrückung als auch bei seiner Offenbarung aus dem Himmel kommen wird, werden diese beiden Ereignisse zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Weitere Unterschiede sind unter anderem:
Die Entrückung findet statt, wenn der Herr für die Gläubigen kommt (Joh 14,2.3); die Erscheinung Christi findet statt, wenn Er mit den Gläubigen kommt, die zuvor bei der Entrückung in den Himmel aufgenommen worden sind (1Thes 3,13; 4,14; Jud 14; Sach 14,5).
Die Entrückung findet statt, bevor die siebenjährige Drangsalszeit beginnt (Off 3,10); die Erscheinung Christi findet „sogleich nach der Drangsal“ statt (Mt 24,29.30).
Die Entrückung könnte jederzeit stattfinden (Mt 25,13); die Erscheinung Christi findet frühestens sieben Jahre nach der Entrückung statt (Kol 3,4).
Bei der Entrückung wird der Herr im Verborgenen kommen, „in einem Nu“ (1Kor 15,52); bei seiner Erscheinung wird Er öffentlich kommen und alle Augen werden Ihn sehen (Off 1,7).
Bei der Entrückung wird Er kommen, um die Gemeinde „von dem kommenden Zorn“ zu retten (1Thes 1,10); bei seiner Erscheinung wird Er kommen, um Israel zu retten (Ps 6,1-4). Die Kirche wird davor bewahrt werden, in die Drangsal zu gehen (Off 3,10); die Juden hingegen werden durch sie hindurchgehen, am Ende jedoch daraus gerettet werden, wenn der Herr die Drangsal zu Ende führt.
Bei der Entrückung wird Er für seine Gemeinde in die Luft kommen, weil sie sein himmlisches Volk ist (1Thes 4,15-18); bei seiner Erscheinung wird Er für Israel auf die Erde (den Ölberg) zurückkommen, weil Israel sein irdisches Volk ist (Sach 14,4.5).
Bei der Entrückung wird Er die Gläubigen aus der Welt herausnehmen und die Bösen zurücklassen (Joh 14,2.3); bei seiner Erscheinung werden die Bösen zum Gericht aus dem Reich der Himmel herausgenommen werden, und die Gläubigen (diejenigen, die sich durch das Evangelium des Reiches bekehrt haben, das während der Drangsal gepredigt werden wird; vgl. Mt 24,14) werden zurückgelassen werden, damit sie den Segen auf der Erde [während des Tausendjährigen Reiches] genießen (Mt 13,41-43;
25,41).
Bei der Entrückung wird Er kommen, um seine Gläubigen (die Kirche) von dem kommenden „Zorn“ zu retten (1Thes 1,10); bei seiner Erscheinung wird Er kommen, um den „Zorn“ zu entfesseln (Off 19,15).
Bei der Entrückung wird der Herr als „Bräutigam“ kommen (Mt 25,10); bei der Erscheinung wird Er als „Sohn des Menschen“ kommen (Mt 24,30.37.39.44).
Bei der Entrückung wird Er als „Morgenstern“ kommen, der kurz vor Tagesanbruch aufgeht (Off 22,16); bei seiner Erscheinung wird Er als „Sonne der Gerechtigkeit“ kommen, die den Tag anbrechen lässt (Mal 3,20).
Bei der Entrückung wird Er ohne Zeichen kommen, denn der Christ wandelt im Glauben und nicht im Schauen (2Kor 5,7); bei der Erscheinung wird sein Kommen von Zeichen begleitet sein, denn die Juden fordern Zeichen (Lk 21,11.25-27; 1Kor 1,22).
Die reformierte Theologie betrachtet die Entrückung und die Offenbarung (Erscheinung) als ein einziges Ereignis. Diese Lehre hat in der Christenheit nur Verwirrung in Bezug auf Israel und die Kirche gestiftet. Diese beiden Ereignisse können nicht zur selben Zeit stattfinden, denn nach der Heiligen Schrift finden zwischen ihnen mehrere Dinge statt, die dies praktisch ausschließen.
Ein Beispiel: Wenn der Herr kommt und uns von der Erde abberuft, wird Er uns in das „Haus des Vaters“ bringen und uns offiziell in die himmlische Szene einführen (Joh 14,2.3). Kurz danach wird die Untersuchung am „Richterstuhl“ stattfinden (2Kor 5,10). Danach wird es eine Zeit der Anbetung rund um den Thron im Himmel geben (Off 4-5). Anschließend wird „die Hochzeit des Lammes“ und darauf das „Hochzeitsmahl“ folgen (Off 19,6-10). Erst danach wird der Herr bei seiner Erscheinung aus dem Himmel mit uns auf die Erde kommen (Off 19,11-21). Wenn man nun die Entrückung und die Erscheinung zusammenfasst und sie zu einem einzigen Ereignis macht, bleibt kein Raum für diese Dinge.
Ein anderer verbreiteter Irrglaube über das Kommen des Herrn: Manche Christen denken, Er käme bei der Entrückung wie ein „Dieb in der Nacht“. Ein sorgfältiger Blick in die Heilige Schrift zeigt jedoch, dass diese Formulierung jedes Mal im Zusammenhang mit seiner Erscheinung vorkommt (Mt 24,43.44; Lk 12,39.40; 1Thes 5,2; 2Pet 3,10; Off 3,5; 16,15). Bei der Entrückung wird der Herr kommen, um die Gemeinde, seine Braut, abzuholen (1Thes 4,15-18). Er kommt dann als „Bräutigam“ (Mt 25,6-10), nicht als „Dieb“. Seine Braut holt man nicht wie ein Dieb ab! Außerdem sprechen die Abschnitte, die sich auf das Kommen des Herrn als Dieb beziehen, davon, dass Er das Gericht über die Welt vollstreckt. Das beweist: Hierbei handelt es sich um die Offenbarung Christi (seine Erscheinung) und nicht um die Entrückung, denn bei der Entrückung wird die Welt nicht gerichtet; vielmehr werden die Gläubigen lautlos von der Erde weggenommen.
In Matthäus 24,43.44 wird das Kommen des Herrn als Dieb mit seinem Kommen als „Sohn des Menschen“ in Verbindung gebracht: Als „Sohn des Menschen“ wird der Herr in der Schrift dargestellt, wenn Er als Richter erscheint (Dan 7,13; Joh 5,27; Off 1,13-16). Im Zusammenhang mit der Kirche wird Er nie als „Sohn des Menschen“ bezeichnet. Dieser Titel wird nicht einmal in den Briefen verwendet, in denen die Kirche angesprochen und unterwiesen wird. (Hebräer 2,6 ist ein Zitat aus dem Alten Testament.)
In 1. Thessalonicher 5,2.3 heißt es, dass Christus als Dieb kommt und ein „plötzliches Verderben“ über die Welt der Ungläubigen bringt.
2. Petrus 3,7-10 verbindet sein Kommen als Dieb mit dem „Tag des Gerichts“.
In Offenbarung 16,15.16 heißt es, dass der Herr als Dieb kommt, um die Heere zu richten, die sich in Harmagedon versammeln.
Außerdem weist das Gleichnis in Lukas 12,36-39 darauf hin, dass der Herr als Dieb kommt, nachdem „die Hochzeit“ stattgefunden hat! Das kann sich nicht auf die Entrückung beziehen, denn dann hätte die Kirche ihre Hochzeit verpasst!