Behandelter Abschnitt 1Kor 13,8-13
Die Dauerhaftigkeit der Liebe (V. 8-13)
1Kor 13,8-13: 8 Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. 9 Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; 10 wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden. 11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich das weg, was kindlich war. 12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin. 13 Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.
Der Apostel schließt seine Ausführungen über die Liebe ab, indem er von ihrem bleibenden Charakter spricht. Alle Gaben werden vergehen, seien es die Zeichengaben, wie das Sprechen in „Zungen“, oder die Gaben zur Erbauung, wie die „Weissagungen“ oder das Wort der „Erkenntnis“. Dies wird geschehen, wenn „das Vollkommene“ gekommen ist. Dies bezieht sich auf die Vollkommenheit der kommenden Herrlichkeit. Dann werden wir die Gaben nicht mehr brauchen, die uns dienen; denn wir werden Christus in unserem verherrlichten Zustand vor uns haben.
Auch wenn wir „stückweise erkennen“ und „stückweise weissagen“, ist die ganze Wahrheit heute im geschriebenen Wort Gottes offenbart worden. Die Offenbarungen, die dem Apostel Paulus gegeben wurden, dienten dazu, „das Wort Gottes zu vollenden“ in Bezug auf das große Geheimnis Christi und der Gemeinde (Kol 1,25.26). Andere wurden inspiriert, nach dem Tod von Paulus Briefe zu schreiben, aber sie fügten diesen Offenbarungen nichts hinzu.
Der Apostel führt weiter aus, dass es sich mit der Gemeinde genauso verhält wie mit einem Kind, das reif wird und kindliche Dinge ablegt (1Kor 13,11). Sobald das Fundament durch den Dienst der Apostel und Propheten gelegt (Eph 2,20) und die Niederschrift des Wortes Gottes vollendet war, würden die Zeichengaben weggetan. Er erwähnt dies, um die Korinther zu ermahnen. Sie rühmten sich, Gaben zu besitzen, die die Gläubigen auferbauen würden (1Kor 1,4-7), doch sie waren noch nicht gereift. Sie waren immer noch in die Gaben verliebt, die das Kindsein kennzeichnen. Warum legten sie diese Dinge nicht beiseite und konzentrierten sich auf die Ausübung der Gaben, die die Gläubigen befestigen und erbauen? Wenn sie wirklich im Glauben gefestigt und gut in der Wahrheit gelehrt wären, wie sie meinten, dann hätten sie sich nicht so sehr mit der Gabe der Zungenrede usw. beschäftigt.
Drei Gründe für das Ende der „Zeichen“-Gaben
Die „Zeichen“-Gaben wurden von Gott gegeben, um Israel zu bezeugen, dass Gott im Begriff stand, das von den alttestamentlichen Propheten verheißene Reich einzuführen. In Hebräer 2,4 heißt es: „Gott zeugte außerdem mit, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen.“ Auch in 1. Korinther 14,21.22 heißt es: „,Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden, und auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.‘ Daher sind die Sprachen zu einem Zeichen, nicht den Glaubenden, sondern den Ungläubigen“ (vgl. Apg 2,22). Heilungen, Zungenreden und Wunder waren eine Demonstration der „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ – des Tausendjährigen Reiches (Heb 6,5). Hätten die Juden den Messias (Christus) angenommen, wie Er im Evangelium vorgestellt wurde, hätte Er das Reich mit all seinen äußeren Segnungen aufgerichtet.
Die Zeit der „Heimsuchung“ des Volkes durch den HERRN war mit dem Kommen des Herrn Jesus gekommen (Lk 1,78; 19,44), aber trotz all der Zeichen und Wunder, die seinen Dienst begleiteten (Lk 7,22), wollte das Volk dies nicht erkennen. Die Juden lehnten jedes derartige Zeugnis von Gott ab – sowohl das Wirken des Herrn Jesus, wie es in den vier Evangelien berichtet wird, als auch das Wirken der Apostel in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte. Daher wurden sie für eine gewisse Zeit in den Wegen Gottes beiseitegesetzt. In der Zwischenzeit würde Er die Nationen heimsuchen, „um aus ihnen ein Volk für seinen Namen zu nehmen“, wodurch die Gemeinde gebildet würde (Apg 15,14; vgl. Röm 11,11). Und weil Gott Israel das Reich [derzeit] nicht länger in Aussicht stellt, sind diese Zeichen für diesen Zweck nicht mehr erforderlich.
Da Israel in den dispensationalen Wegen Gottes beiseitegestellt wurde und Er sich mit dem Evangelium an die Nationen wendet, wurden die Zeichengaben auch verwendet, um der Welt zu bezeugen, dass Gott etwas Neues auf der Erde errichtet hat: das christliche Zeugnis. Die Zeichengaben waren eine Ergänzung zum gepredigten Wort Gottes und dienten dazu, den Dienst der Apostel als von Gott gesandt zu beglaubigen. In Römer 15,18.19 heißt es: „Ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes.“ In Markus 16,16-20 wird bestätigt, dass diese Dinge den Dienern des Herrn folgen würden, wenn sie sich den Nationen zuwenden.
Jetzt, da das christliche Zeugnis auf der Erde etabliert und das Fundament der Kirche gelegt ist (Eph 2,20), werden diese Dinge nicht mehr benötigt. Ein flüchtiger Blick in die Kirchengeschichte bezeugt diese Tatsache. Es gibt keine Aufzeichnungen über den Gebrauch von Wundergaben nach dem ersten Jahrhundert – außer von einigen wenigen Abtrünnigen oder Betrügern (2Tim 3,8). Die Schrift verheißt nicht, dass die Wundergaben fortbestehen, aber sie sagt, dass die Gaben zur Auferbauung fortbestehen, bis die Gemeinde ihre Vollendung erreicht hat, das heißt, bis der Herr kommt (Eph 4,11-13).
Ein weiterer Grund für das Aufhören der „Zeichen“-Gaben ist der Niedergang des Zeugnisses der Kirche. Am Anfang war die Kirche eine abgesonderte Gemeinschaft, die dem Herrn wie eine keusche Jungfrau geweiht war, die die Ankunft ihres Herrn erwartete. Sie befand sich damals in einem guten Zustand. Die Freude des Herrn war es, sie in jenen frühen Tagen mit vielen Zeichen seiner Macht und Herrlichkeit zu überhäufen (Apg 4,33; 1Kor 1,7). Doch im Laufe der Zeit begann die Kirche abzugleiten und es kam zu Uneinigkeit, Sünde und Versagen. Dies begann bereits im ersten Jahrhundert. Das betrübte natürlich den Herrn, und Er hielt sich zurück, der Kirche die Zeichen seiner Macht zu geben, wie Er es einst tat. Die Kirche hat sich heute weit von den ursprünglichen Absichten Gottes entfernt, mit viel Ruin, Versagen und Untreue. In der Tat gibt es heute so viel Gleichgültigkeit gegenüber den Ansprüchen Christi und eine von Menschen geschaffene Ordnung in der Kirche, dass ein Mensch nicht erkennen würde, dass es dieselbe Kirche ist, von der wir im Wort Gottes lesen (vgl. Mt 13,31.32). Deshalb können wir nicht erwarten, dass wir heute die Wundergaben aus den Pfingsttagen sehen. Damit würde der Herr den niedrigen Zustand der Kirche gutheißen. Bestenfalls kann sich die Kirche heute rühmen, „eine kleine Kraft“ zu haben (Off 3,8).