Behandelter Abschnitt 1Kor 13,8-13
Die vier letzten Merkmale stellen die positive Energie der Liebe vor; wer sie besitzt, wird durch sie inmitten einer feindlich gesinnten Welt aufrechterhalten.
Die Liebe erträgt alles: Das Fleisch kann nur sehr wenig ertragen, ohne seine Verärgerung zu zeigen. Die Liebe kann alles ertragen, und oftmals sogar stillschweigend.
Die Liebe glaubt alles: Das Fleisch ist immer misstrauisch. Die Liebe verdächtigt nicht und ist bereit, das Gute anzunehmen, wenn es keinen direkten Beweis für das Gegenteil gibt – selbst angesichts vieler Dinge, die Zweifel zu erwecken vermögen.
Die Liebe hofft alles: Das Fleisch ist immer bereit, Böses zu unterstellen und das Schlechteste anzunehmen. Die Liebe sieht immer eher das Gute als das Böse und hofft immer zum Besten – trotz vieler Dinge, die scheinbar hoffnungslos sind.
Die Liebe erduldet alles: Das Fleisch, das immer das Schlechteste annimmt, hofft nicht mehr; und wo kein Hoffen ist, da ist auch keine Kraft zum Erdulden. Die Liebe, die alles hofft, stärkt ihre Besitzer zum Erdulden – auch angesichts von Widerstand und Entmutigung.
Die Liebe in ihrer Unvergänglichkeit
Verse 8–13:
„Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war. Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von ihnen ist die Liebe.“
Nachdem der Apostel das Wesen der Liebe beschrieben hat, erklärt er nun ihre Beständigkeit. Die Liebe versagt nie und lässt nie nach. Prophezeiungen werden weggetan werden, sie werden in ihrer Erfüllung ihr Ziel und Ende erreichen. Sprachen werden mit dem Ende des gegenwärtigen zertrennten Zustandes der Nationen aufhören. Erkenntnis – unser derzeitiges stückweises Erkennen – wird weggetan werden.
Die Erkenntnis, die wir jetzt schon besitzen, ist nicht die volle Erkenntnis, sondern eher etwas, was wir uns ständig aneignen müssen, und sie ist deshalb nur der Beweis unserer eigentlichen Unkenntnis. Es ist nur stückweises Erkennen. In dem Zustand himmlischer Vollkommenheit wird dieses stückweise Erkennen für immer vorüber sein. In dieser himmlischen Szene wird es gesegnete Entfaltungen von Wahrheiten geben; aber was uns dort auch alles vorgestellt werden wird, wir werden es vollkommen erkennen. Das ist der Gegensatz zu unserem gegenwärtigen Zustand, wo wohl die Wahrheit vollständig offenbart ist, sie aber doch nur teilweise verstanden wird. Wie tief wir auch immer auf dieser Erde in die Wahrheit eindringen mögen, es wird immer eine stückweise Erkenntnis bleiben.
Zur Verdeutlichung unseres gegenwärtigen Zustandes des stückweisen Erkennens gebraucht der Apostel das Bild eines Kindes, welches nur denken, sprechen und urteilen kann wie ein Kind. Wenn das Kind ein Mann geworden ist, ist der kindliche Zustand verlassen. So sind auch wir, so lange wir noch in diesem Leib sind, entsprechend unserem gegenwärtigen Zustand gezwungen, von geistlichen Dingen weitestgehend in natürlichen Begriffen zu denken. Was die Wahrheit betrifft, sehen wir folglich nur wie durch einen Spiegel, undeutlich. Wir gleichen gegenwärtig solchen, die sich Gegenstände durch ein halbdurchsichtiges Medium ansehen – das Bild wird dadurch verdunkelt.
Im Zustand der Vollkommenheit werden wir von Angesicht zu Angesicht sehen; dort wird zwischen uns und dem, was wir erblicken, kein Medium stehen. Dann werden wir erkennen, wie wir erkannt worden sind. Wir werden dann die Wahrheit völlig, als Ganzes, erkennen; nicht nur stückweise, sondern so, wie auch wir erkannt worden sind. „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe“. In dem vollkommenen Zustand wird der Glaube zum Schauen gelangt sein, folglich wird der Glaube sein Ende haben.
Die Hoffnung wird in ihrer Erfüllung und Verwirklichung enden. Allein die Liebe wird bestehen bleiben. Glaube und Hoffnung sind sehr gute Reisegefährten, doch an der Tür zur Herrlichkeit trennen wir uns von ihrer Gesellschaft. Nur mit einer Sache treten wir in den Himmel ein – Liebe! Dennoch spricht dieser Vers von dem gegenwärtigen Zustand und sagt uns, dass auch jetzt die Liebe von größter Qualität ist. Das muss auch so sein, denn die Liebe ist eben die Natur Gottes – und deshalb ist die Liebe ewig.