Nachdem er die Befreiung durch den Blick auf Christus erfahren hat, sagt er:
Röm 7,25: Also nun diene ich selbst mit dem Sinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.
Diese letzte Aussage in dem Einschub zeigt, dass die Seele, die Befreiung erfährt, immer noch zwei Naturen hat. Und sie wird diese beiden widersprüchlichen Prinzipien in sich tragen, bis der Herr kommt oder bis sie stirbt. Einige Christen (die Heilsarmee, die Heiligungsbewegung, der Methodismus usw.) denken fälschlicherweise, die Sündennatur würde aus dem Gläubigen „ausgebrannt“ werden, wenn er Befreiung erfährt. Es ist jedoch ein Irrtum, zu denken, das Fleisch würde von uns genommen, wenn wir von der Sünde befreit werden. Die Befreiung bezieht sich nicht auf die Gegenwart der Sünde, sondern auf die Macht der Sünde. Nochmals: Er verwendet das Pronomen „Ich“, wenn er von der neuen Natur spricht, weigert sich aber, es zu benutzen, wenn er sich auf die alte Natur bezieht. Er nennt seine alte Natur „das Fleisch“, will sie aber nicht als „ich“ bezeichnen.
Die alte Sündennatur mag uns noch locken, aber wir haben die Macht, ihr nicht nachzugeben. Wir können taub sein für ihre Befehle, blind für ihre Verlockungen und unempfänglich für ihre Macht. Zur Veranschaulichung eine Allegorie: Eine Segelmannschaft ist mit ihrem Kapitän auf See, und aus irgendeinem Grund verliert der Kapitän den Verstand und läuft Amok. Die Mannschaft kann ihm in diesem Zustand nicht als Kapitän vertrauen, denn er könnte das Schiff vom Kurs abbringen und sie alle ertrinken lassen. Sie setzen ihn also ab, sperren ihn in seine Kabine und ernennen einen anderen Kapitän. In seinem Wahn ruft der alte Kapitän seiner Mannschaft durch das Fenster seiner Kajüte noch immer Befehle zu. Aber sie hören nicht auf ihn, weil sie ihn nicht mehr als ihren Kapitän betrachten und sich ihm nicht unterordnen. Sie haben sich ein für alle Mal dem neuen Kapitän unterworfen.
Wann macht ein Mensch diese Erfahrung in seiner Geschichte mit Gott?
J.N. Darby sagt:
Einige Christen zwingen Seelen dazu, die Erfahrung aus Kapitel 7 zu machen, damit die Erlösung aus Kapitel 5 wahr wird. Sie kann vorher kommen. Wenn dies der Fall ist und die Annahme in Christus in Einfachheit gesehen wird, ist das ganze nachfolgende christliche Leben eine sichere Gnade, außer in Fällen besonderer Disziplin. Aber die Annahme in Kapitel 5 kann zuerst durch sich selbst erkannt werden (aber dann bezieht sich die Rechtfertigung auf die Vergebung für das, was wir getan haben, und nicht auf unser Sein, die Gerechtigkeit Gottes in Christus): Wenn aber dies der Fall ist, müssen wir die Selbsterkenntnis und unsere Stellung in Christus erst nachher lernen.14
Ich glaube nicht, dass man jemals aus Römer 7 herauskommt, bevor man nicht hineingekommen ist. Perfektionisten sagen, man könnte es überspringen. Tatsache ist, Rechtfertigung und Befreiung von der Sünde kann man erst dann erlangen, wenn man feststellt, dass es keine Hoffnung für einen gibt.15
Drei Seelenkonflikte
Römer 7 beschreibt zwar keine christliche Erfahrung im eigentlichen Sinn, aber viele Christen erleben sie in abgewandelter Form. Oft erleben sie tatsächlich den in Galater 5,16.17 erwähnten Kampf, der ähnlich ist, und denken, es handelt sich um die Erfahrung aus Römer 7. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen diesen beiden Seelenkonflikten. Römer 7 beschreibt einen Konflikt zwischen den beiden Naturen in einem Kind Gottes, die gegeneinander kämpfen aufgrund dessen, weil es nicht die Innewohnung des Geistes hat. In Galater 5,16.17 hingegen wird jemand beschrieben, der den Geist hat. Der Kampf findet zwischen dem Fleisch und dem Geist statt. Dieser Gläubige wandelt nicht im Geist, weil er sich in einem schlechten Seelenzustand befindet. Daraus resultiert dieser Konflikt. Beide Konflikte sind kein normales Christentum. Was die in Römer 7 beschriebene Erfahrung angeht, so ist die Person nicht mit dem Geist versiegelt und befindet sich daher nicht in der vollen christlichen Position. Die Person, die sich in Galater 5 abmüht, hat den Geist, aber sie befindet sich nicht in einem Seelenzustand, der ein normales christliches Leben kennzeichnen sollte.
Epheser 6,10-18 beschreibt einen dritten Seelenkonflikt, der für das Christentum normal ist. Er beschreibt einen Gläubigen, der nicht nur den Geist hat, sondern auch im Geist wandelt – sich also in einem guten Seelenzustand befindet und so seinen himmlischen Anteil in Christus genießt. Da dies der Fall ist, sind Satan und seine Abgesandten gegen ihn aufgestellt und versuchen, ihm die Freude an diesen Dingen zu verderben.