Verurteilung und Rechtfertigung im Gegensatz zueinander
Röm 5,16: Und ist nicht wie durch einen, der gesündigt hat, so auch die Gabe? Denn das Urteil war von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit.
Paulus bringt einen zweiten Gegensatz vor: Adams Tat hat ein „Urteil zur Verdammnis“ gebracht, Christi Tat dagegen hat die „vielen Übertretungen“ der Sünder, die glauben, zur „Rechtfertigung {richterliche Gerechtigkeit}“ gebracht. Paulus verwendet das Wort „aber“, um diese beiden Dinge miteinander zu verrechnen.
Indem er sagt: „Urteil zur Verdammnis“, zeigt er, dass diese beiden Dinge nicht gleichbedeutend sind: Das eine geht dem anderen voraus. Sein Gebrauch des Wortes „zur“ zeigt dies. Walter Scott sagt:
Urteil und Verdammnis sind nicht dasselbe. Verdammnis liegt in der Zukunft und ist endgültig. Das Urteil geht ihr voraus.
Alle Menschen unter Adam unterliegen diesem Urteil des Gerichts, aber sie sind nicht verdammt – zumindest noch nicht. Die Verdammnis ist eine endgültige und unwiderrufliche Sache, die alle treffen wird, die ohne Glauben aus dieser Welt gehen und ihre Sünden nicht bekannt haben. Einige Bibelübersetzungen geben das Wort „Gericht“ als „Urteil“ wieder9, um darauf hinzuweisen, dass es sich um das Urteil handelt, das über einen Menschen gefällt wurde, und nicht um die tatsächliche Vollstreckung der Strafe. J.N. Darby erklärt in der Fußnote seiner Übersetzung von Lukas 20,47, dass das Wort „Gericht“ Folgendes bedeutet: „das Urteil über die Sache, die als Schuld angelastet wird, die Anklage selbst als Grund des Urteils, nicht die Tatsache der Verdammnis“. Er sagt auch:
Wir alle kennen, wenn wir überhaupt etwas wissen, den Unterschied zwischen vergangenen Sünden (oder gegenwärtigen) und der bösen Natur [Sünde], der Frucht und dem Baum. Wenn man fragt: „Ist ein Mensch wegen beidem verdammt?“, so würde ich sagen, dass er eher verloren ist als verdammt.10
Es ist wahr, dass die KJV-Übersetzung in Johannes 3,18 sagt: „Wer aber nicht glaubt, ist schon verdammt, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“ – aber es sollte besser „gerichtet“ statt „verdammt“ übersetzt werden.11 „Die Welt“, „das Fleisch“ und „der Teufel“ stehen unwiderruflich unter dem Gericht (1Kor 11,32; Röm 8,3; 1Tim 3,6), aber nicht die Menschen, die heute in dieser Welt leben. Sie sind jedoch verloren und unterliegen dem Urteil des Gerichts. Wenn sie sich nicht im Glauben zu Gott bekehren, werden sie zu einer verlorenen Ewigkeit verurteilt werden. Im Licht dieser lehrmäßigen Unterscheidung können wir erkennen, dass das Lied, in dem es heißt: „Einst standen wir unter Verdammnis und erwarteten den Urteilsspruch über den Sünder“,12 nicht richtig ist, denn die Schrift lehrt, dass alle, die unter der Verdammnis stehen, nicht wiederhergestellt werden können. Das Großartige an der „Rechtfertigung“ und daran, dass wir „in Christus“ sind (unsere neue Stellung vor Gott unter unserem neuen Haupt), ist: Für uns ist es nun unmöglich, jemals in „Verdammnis“ zu geraten (Röm 8,1).