1Joh 1,7: Wenn wir aber in dem Licht wandeln, wie er in dem Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.
Vor langer Zeit war die Herrlichkeit Gottes in dichte Dunkelheit gehüllt. Der Mensch versuchte vergeblich, Ihn zu finden und zu begreifen. Aber jetzt ist Gott „im Licht“; Er ist vollständig offenbart worden. Er ist nicht mehr verborgen. Er ist in Christus vollkommen offenbart worden, und der zerrissene Vorhang erlaubt es, seine Herrlichkeit erstrahlen zu lassen.
Beachte, dass die Reinigung durch das Blut davon abhängt, dass wir im Licht wandeln. Was will uns der Apostel damit sagen? Viele Jahre lang war ich diesbezüglich sehr verwirrt. Ich dachte, es heißt: „Wenn wir aber gemäß dem Licht wandeln, reinigt uns das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, von aller Sünde.“ Ich dachte, es bedeute, dass, wenn ich sehr sorgfältig darauf achte, jedes Gebot Gottes zu befolgen, und wenn ich nach all dem Licht wandle, das ich vielleicht habe, Er mich reinigen würde. Aber wir sehen, dass auch der schlimmste Sünder diese Reinigung erhalten kann. Wann erhält er sie? Wenn er sich von der Finsternis abwendet und zum Licht kommt. Beachte, dass es nicht heißt: „Wenn wir aber gemäß dem Licht wandeln“, sondern: „Wenn wir aber im Licht wandeln“. Es geht darum, wo man wandelt, nicht wie man wandelt – es geht darum, in der Gegenwart Gottes zu wandeln. Von Natur aus wollen wir nicht in die Gegenwart Gottes kommen. Aber wenn der Heilige Geist sein überführendes Werk in unseren Seelen getan hat, können wir uns nicht länger fernhalten. Wenn wir auf das Licht zulaufen und uns einen Weg in die Gegenwart dessen bahnen, vor dem wir uns gefürchtet haben, stellen wir fest, dass das Licht vom blutbesprengten Sühnedeckel strahlt [vgl. 3Mo 16,15-19].
Denk an das Bild der Stiftshütte. Im Allerheiligsten befanden sich die Bundeslade, der Sühnedeckel und die Cherubim, die sie überschatteten. Sie werden in den Psalmen als Zeichen der göttlichen Gerechtigkeit und des Gerichts erwähnt. Als armer Sünder warten Gerechtigkeit und Gericht gewissermaßen darauf, den göttlichen Zorn über meine schuldige Seele zu bringen. Aber hier sind die göttliche Gerechtigkeit und das Gericht über dem Gnadenstuhl zu sehen. Was macht den Thron Gottes zu einem Gnadenstuhl? Es ist das gesprengte Blut, das Blut des Opfers. Und so blicken die göttliche Gerechtigkeit und das Gericht auf das Blut herab, und genau von diesem Ort aus scheint das Licht. Zwischen den Cherubim ist ein ungeschaffenes Licht, die Herrlichkeit der Schechina [d.h. die Gegenwart Gottes bei seinem Volk und der damit verbundene Frieden und Ruhe]. Früher bin ich vor dem Licht zurückgeschreckt, weil ich meine Sünde und die Finsternis liebte. Heute, vom Geist Gottes geleitet, trete ich dem Licht entgegen, stelle mich ihm und lasse mich von Ihm durchleuchten. Was offenbart es? Es offenbart meine Sünde und meine Ungerechtigkeit. Aber ich bin nicht allein, denn „wenn wir aber in dem Licht wandeln, wie er in dem Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“. Ich stelle fest, dass ich einfach zu einer großen Gruppe von Menschen gehöre, die alle von Natur aus genauso schlecht sind wie ich. Viele Menschen haben die Vorstellung, dass sie niemals glücklich sein könnten, wenn sie in die Gegenwart Gottes kommen, bevor sie nicht zu Heiligen geworden sind. Aber das erste Mal, wenn du in seine Gegenwart kommst, musst du mit all deinen Sünden kommen, entweder in diesem Leben oder am Tag des Gerichts. Wenn du am Tag des Gerichts mit deinen Sünden zu Ihm kommst, bedeutet das, dass du für immer verloren bist. Wenn du aber in diesem Leben deine Sünden vor Ihn bringst, dann wirst du feststellen: Obwohl das Licht all deine Verderbtheit, Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit aufdeckt, „reinigt dich das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, von aller Sünde“. Wir brauchen das Licht nicht zu fürchten, denn das Blut ist an dem Ort, von dem das Licht ausgeht.
Lass mich noch einmal betonen: Es kommt nicht darauf an, wie wir wandeln, sondern wo wir wandeln. Wandelst du im Licht; bist du in die Gegenwart Gottes gekommen; hast du jemals dieses Licht auf dich scheinen lassen?
Das Wort „reinigen“ suggeriert vielen, dass es sich um eine kontinuierliche Reinigung handelt. Ich glaube nicht, dass das der Gedanke der Heiligen Schrift ist. Das Wunderbare an der Erlösung ist: Wenn man sein Vertrauen auf den Herrn Jesus setzt, reinigt das Blut Christi für immer und vollständig vor Gott. Das Blut verbleibt auf dem Sühnedeckel; es ist dort ständig vor Gott in seiner ewigen Kraft. Es gibt keinen Moment, in dem das Blut nicht vor Gott steht. Ich mag versagen in Worten, Taten und Gedanken, die den Geist Gottes betrüben, aber das Blut bleibt und reinigt von aller Sünde.
Wenn es um die praktische Reinigung geht, haben wir die Waschung mit Wasser durch das Wort (Eph 5,26). Gottes Wertschätzung für das Opferwerk seines Sohnes wird sich nie ändern, und deshalb wird sich auch meine Stellung vor Gott nie ändern.
Einst in Ihm, in Ihm für immer; diese Verheißung wankt nimmer.4
„Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ Dieser Vers könnte übersetzt werden: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.“ Es reinigt von der Schuld der Sünde. In dem Moment, in dem ich mein Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus setze, reinigt das Blut von allem. Früher dachte ich, dass dies eine Art inneres Erlebnis wäre. Ich hielt mich für einen Christen mit einer sündigen Natur, die nach und nach gereinigt werden würde. Aber die wunderbare Tatsache ist, dass im Gegensatz zu all meiner Schuld der unendliche Wert des sühnenden Blutes des Herrn Jesus Christus steht. Gott sieht keine einzige Sünde auf der Seele liegen, die auf dieses kostbare Blut vertraut.