Mal 2,10: Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos einer gegen den anderen, indem wir den Bund unserer Väter entweihen?
Der zehnte Vers ist der Beginn des zweiten Teils des Buches Maleachi, der bis zum Ende der Prophezeiung weitergeht. Es ist nun das Volk Juda als Ganzes, das in der letzten Botschaft angesprochen wird. Es ist auch die einzige Botschaft, die sie direkt von Gott erhalten sollten, bis der Gerechte käme, der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge. Ihm ging Johannes in seinem öffentlichen Dienst voraus, der Bote, dessen Kommen in Maleachi 3,1 vorausgesagt wird.
Sie stammten alle von einem gemeinsamen Vater ab, nämlich
von Abraham, und wurden geschaffen von einem Gott, dem HERRN
der Heerscharen. Warum also sollten Brüder sich gegenseitig verraten,
indem sie den Bund ihrer Väter entweihen? Es ist nicht die
sogenannte „Vaterschaft Gottes“, die hier erklärt wird. Es gibt nicht den
geringsten Hinweis darauf, dass das Wort „Vater“ sich auf die Gottheit
bezieht. Es war der Herr Jesus, der den Vater bekannt machte (
Was kann schockierender sein, als mit einem Namen angerufen zu werden, der so sehr auf Liebe und Zärtlichkeit hindeutet (so wie Abraham selbst zu Lot sagte: „Wir sind Brüder“ [1Mo 13,8]), und dennoch einander mit gefühlloser Gleichgültigkeit und kaltem Herzen zu behandeln, was manchmal sogar zu Feindschaft und Hass führte. „Wer sind diese Brüder?“, soll einer gefragt haben, als es um eine bestimmte Gruppe streitsüchtiger Christen ging. „Es sind Leute“, war die Antwort, „die sehr wählerisch sind, wenn es darum geht, das Brot zu brechen, und sehr achtlos, wenn es darum geht, Herzen zu brechen!“ Welch eine schreiende Schande! So ein Zeugnis über Christen sollte nur eine böse Verleumdung sein, die vom Vater der Lüge erfunden wurde! „Die Bruderliebe bleibe“ (Heb 13,1) ist Gottes Ermahnung an uns alle. Und lasst uns nicht vergessen, dass wir, seit unser Haupt in die Herrlichkeit zurückgekehrt ist, unsere Liebe zu Ihm durch die Liebe zu seinen Gliedern hier auf der Erde zum Ausdruck bringen.
Der schwache Überrest, der an den Ort zurückkehrte, wo der HERR seinen Namen wohnen lassen wollte, und von den Nationen getrennt war, brauchte sicherlich die Kraft, die er aus der Einheit des Herzens und der gegenseitigen Liebe und brüderlichen Ermutigung schöpfen konnte. Draußen tobten und fauchten die Wölfe, drinnen waren die Schafe dabei, sich gegenseitig zu „beißen und zu fressen“ (Gal 5,15)! Es ist ein erbärmliches Bild. Leider wurde es von den Schafen Christi seitdem oft wiederholt. Es war nicht die äußere Ablehnung, die das Herz von Nehemia verwundete; aber als er sah, dass die abgesonderten Leute voneinander einen Wucherzins verlangten und ihre Brüder mit Grausamkeit und Strenge behandelten, wurde seine Seele bis in ihre Tiefen bewegt. Maleachi macht deutlich, dass das Übel nie wirklich beseitigt, sondern nur vorübergehend eingedämmt worden war.