Auf dem Wachturm
Es gibt nichts Schwereres für einen Menschen, als auf Gott zu warten. Die Ruhelosigkeit und Geschäftigkeit des Fleisches kann Verzögerungen nicht ertragen, sondern sieht die Zeit des Wartens und Ausschauens als Verlust an. Bei Habakuk ist es gesegneterweise anders. Da es keine sofortige Antwort auf seine begierigen und ängstlichen Fragen gibt, nimmt er die Haltung eines geduldig Lernenden ein, der stille wartet, bis sein Herr bereit ist, seine Gedanken kundzutun. Er sagt:
Hab 2,1: Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen, und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden wird, und was ich erwidern soll auf meine Klage.
Seine Worte lassen einen sehr richtigen und angemessenen Zustand der Seele erkennen. Ratlos und verwirrt durch Gottes scheinbar rätselhafte Wege räumt er ein, dass er vielleicht einen Tadel braucht, und nimmt seinen Platz auf dem Turm ein – über dem Nebel der Erde und über die Gedanken und Taten der Menschen erhoben –, wo er still auf Gott warten und sehen will, was Er ihm zu sagen hat. Solch eine Haltung garantiert eine Antwort. Gott wird seinen Diener nicht ohne Weisung lassen, wenn er einen willigen Geist und ein geübtes Gewissen hat.
Als Habakuk seine einsame Wache fortsetzt, antwortet der HERR und befiehlt ihm: