Behandelter Abschnitt Jona 2,1-5
Aus den Tiefen heraus
Als die Schriftgelehrten und Pharisäer heuchlerisch ein Zeichen forderten, damit sie Gewissheit darüber erhielten, ob der Herr Jesus der angekündigte Messias sei, antwortete Er bezeichnenderweise: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn so wie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein“ (Mt 12,39-41).
Durch diese ernsten Worte lernen wir zwei wichtige Dinge:
Der Herr Jesus bestätigt die Geschichte von Jona, und
Er entfaltet eine wunderbare typologische Wahrheit, die in diesem Bericht enthalten ist und die wir sonst vielleicht übersehen hätten.
Jonas Erlebnisse sind historische Wirklichkeiten. Dafür bürgt das Wort des Sohnes Gottes. Darüber hinaus waren der Aufenthalt des Propheten in dem großen Fisch und seine anschließende Befreiung als ein Zeichen für die Niniviten und als ein Vorbild für den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus Christus zu verstehen.
Es ist wahr, dass Jona aufgrund seines Ungehorsams gelitten hat, und in Christus betrachten wir mit Anbetung den ewig Treuen, der gelitten hat, um den Willen seines Vaters vollständig zu erfüllen; aber das beweist nur, dass Gott sogar den Ungehorsam eines Menschen zu seiner Verherrlichung beitragen lässt. Auf der anderen Seite wird alles, was nicht dazu beiträgt, beendet werden. Für die Niniviten war Jona ein Mann, der durch den Tod und die Auferstehung gegangen war. Darin stellt er das wunderbare Geheimnis des Evangeliums dar. Er, der jetzt der Gegenstand des Glaubens ist, ist derjenige, der „unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist“ (Röm 4,25). Er ging in den Tod, konnte aber nicht von ihm festgehalten werden. In einem umfassenderen Sinn, als Jona ihn je kannte, konnte Er sagen: „Die Wasser umfingen mich bis an die Seele“ (Jona 2,6). Aber Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt und damit das Werk seines Sohnes vollkommen anerkannt. Das ist das einzige Zeichen, das dem Menschen gegeben wird. Alle, die auf den auferstandenen Heiland vertrauen, sind für immer vom Zorn und Gericht befreit – von einem Gericht, das sie verdient hatten.
Aber in Jonas Erfahrungen finden wir auch Gottes Handeln mit seiner Seele; und das hat auch für uns eine moralische Bedeutung von größter Tragweite. Es gibt hier auch den Gedanken, wie schon vorher angedeutet, dass Israel der untreue Zeuge war, der die Gnade ablehnte, die sich zu den Heiden ausstreckte. Ihr gegenwärtiger Zustand entspricht dem zweiten Kapitel, wie es der Apostel Paulus beschreibt, wenn er von den Juden schreibt: „Wie auch jene von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns durch Verfolgung weggetrieben haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen entgegen sind, indem sie uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit sie errettet werden, um so ihre Sünden allezeit voll zu machen; aber der Zorn ist völlig über sie gekommen“ (1Thes 2,14-16). Nach und nach soll ihre Erlösung kommen, wenn sie bereit sind zuzugeben, dass die Rettung vom Herrn kommt, und das ganz unverdientermaßen. An jenem Tag werden sie die Boten der grenzenlosen Gnade für Millionen von Heiden sein, die einst gehasst und verachtet wurden.
Aber wir wenden uns nun, wie oben angedeutet, den Übungen der Seele des Propheten zu, als er in seinem lebendigen Grab war.
Jona 2,1-5: 1 Und der HERR bestellte einen großen Fisch, um Jona zu verschlingen; und Jona war im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte. 2 Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches und sprach: 3 Ich rief aus meiner Bedrängnis zu dem HERRN, und er antwortete mir; ich schrie aus dem Schoß des Scheols, du hörtest meine Stimme. 4 Denn du hattest mich in die Tiefe, in das Herz der Meere geworfen, und der Strom umschloss mich; alle deine Wogen und deine Wellen fuhren über mich hin. 5 Und ich sprach: Verstoßen bin ich aus deinen Augen; dennoch werde ich wieder hinschauen zu deinem heiligen Tempel.
In seiner Bedrängnis schreit Jona zu dem, vor dem er sich zu verstecken suchte. Das göttliche Leben sucht die richtige Umgebung, wie das Wasser die richtige Ebene sucht. Weil Jona trotz seiner Schwächen immer noch ein Kind Gottes ist, wendet er sich in der Stunde, in der er erkennt, dass er der Gegenstand göttlicher Züchtigung ist, instinktiv an den, den er betrübt hat. Ein Mensch ist auf dem Weg zur Heilung weit vorangekommen, wenn er bereit ist, die Rechtmäßigkeit seiner Züchtigung anzuerkennen, und wenn er einsieht, dass er unter der Hand Gottes steht. Nachdem Jona bereits vor den Seeleuten anerkannt hat, dass dies der Fall ist, schreit er nun zu dem, der ihn erhört, und das sogar „aus dem Bauch der Hölle“: