Neh 6,3: Ich führe ein großes Werk aus und kann nicht hinabkommen. Warum sollte das Werk ruhen, wenn ich es ließe und zu euch hinabkäme?
Das war eine gute, gesunde Antwort; er hielt sich an Gottes Grundsätze. Gottes Werk war ein großes Werk, und kein anderes war so wichtig. Er konnte es nicht vernachlässigen, da er zu seiner Ausführung Gottes Zustimmung hatte und wusste, dass es nach seinen Gedanken war (Dan 9,25). – „Warum sollte das Werk ruhen …?“ Ja, warum eigentlich? – Gott wünschte seinen Fortgang, warum sollte Nehemia es verlassen und zu dem Tiefstand ihres Lagers hinabkommen und wie einer sein, der mit seinen Feinden auf trautem Fuß lebt? Das war kein
Pfad für einen Mann Gottes. Gottes Mittelpunkt war zu Jerusalem und nicht in der Ebene von Ono. Gott wollte sie innerhalb dem Tor, hinter der Mauer haben, und nicht außerhalb, auf dem niedrigen Standpunkt des samaritischen Lagers – das würde in der Tat ein Herunterkommen gewesen sein. Wir können den Ungläubigen nie dahin bringen, sich zu der Höhe des Glaubens zu erheben. Wenn daher der Glaube vor dem Unglauben schwach wird, so ist es allemal der Mann des Glaubens, der zu leiden hat, weil er seinen erhabenen sittlichen Standort einbüßt.
So ist es auch heutzutage. Der Feind hat gar oft Gewalt gegen die Kirche Gottes angewendet und ist durch Gebet und Wachsamkeit usw. geschlagen worden. „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?“ (Röm 8,31). Und dann hat der Feind oft seine Kampfesweise geändert. Satan geht nicht nur umher „wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1Pet 5,8), sondern er sucht uns auch als eine listige Schlange zu verführen (2Kor 11,3; Off 12,9). Er ist ein Meister der Kriegskunst. Ihm ist an Verbrüderungen außerhalb der Mauer Gottes sehr viel gelegen. Nichts gefällt ihm mehr, als wenn er die Heiligen dazu verleiten kann, hinter ihrer sie abschließenden Mauer, der kostbaren und ewigen Wahrheit Gottes, hervorzutreten und dann miteinander auf dem niedrigen Standort der Ebene von Ono zusammenzutreffen. Wie oft hört man den Ruf: Kommt, wir wollen das, was uns voneinander trennt, fallen lassen und eine allgemeine Konferenz in … haben! Oder: Sollten wir denn einander nicht lieben? Welchen größeren Beweis unserer Liebe können wir einander geben, als dass wir zusammenkommen? Nichts ist ein größeres Zeugnis der Welt gegenüber! – Wirklich?
Doch wie steht es um die Wahrheit? Haben wir das Wort, das der Geist durch Johannes in seinem dritten Brief redete, vergessen: „Ich habe keine größere Freude als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln“ (3Joh 4)?; und das im zweiten Johannesbrief: „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich einige von deinen Kindern in der Wahrheit wandelnd gefunden habe“ (2Joh 4), und Vers 6: „Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln“ (2Joh 6). Diesen könnte man noch viele Schriftstellen hinzufügen.
Ist eine Konferenz von Sekten Liebe in der Wahrheit (2Joh 1)? Ist die von vielen so laut gepriesene Vereinigung von Christen dem göttlichen Gedanken der Einheit des Geistes entsprechend? Ist eine Verbrüderung die wahre Gemeinschaft des Sohnes Gottes? Fern sei uns der Gedanke. Eine gewöhnliche Konferenz von Kindern Gottes, wie ergeben sie Ihm auch als Einzelne sein mögen (mit oder ohne Anzahl bloßer Namenschristen), hat keine Ähnlichkeit mit dem, was uns die Heilige Schrift über die Versammlung oder Kirche Gottes lehrt; sie ist eine Entstellung der Ordnung Gottes und daher von unermesslichem Schaden. Beim Niederschreiben dieser Zeilen sind wir uns völlig bewusst, dass dies von manchen bestritten wird; aber das ist kein Zeichen ihrer Geistlichkeit. Viele werden das übertriebene Anschauungen nennen; da sie jedoch schriftgemäß sind, so hat das wenig zu sagen. Was auch andere von Gottes Grundsätzen und von denen denken, die sie durch seine Gnade durchführen, Gott wird das, was von Ihm ist, anerkennen , und auch die, die sich Ihm dadurch empfehlen.
Es hat in der Geschichte der Kirche nie einen Augenblick gegeben, wo die Heiligen mehr nötig hatten, zu wachen und zu beten und ihre Waffenrüstung anzulegen, um bereit zu sein, jedem Angriff des Feindes zu widerstehen, und um Gnade zu erlangen, seiner großen List und
Tücke nicht anheimzufallen. Es sind schwere Zeiten, die Verwirrung ist groß; aber Gottes Wahrheit bleibt bestehen. „Auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor meinem Wort“ (Jes 66,2).
Absonderung vom Bösen ist Gottes Grundsatz der Einheit , und nicht eine Verbrüderung von Personen mit verschiedenen Grundsätzen und Ansichten. Nichts ist für Christen, die Glieder voneinander unabhängiger Versammlungen oder verschiedener Sekten sind, unheilvoller, als zusammenzukommen und das, was sie voneinander trennt, für einige Tage fallen zu lassen, und dann in ihre verschiedenen Benennungen zurückzukehren. Wenn man nach seinem eignen Gefallen oder Gutdünken eine solche Übereinkunft trifft und dann dafür eintritt, dass so etwas nach den Gedanken Gottes ist, so ist das eine jeder Einsicht bare Verdrehung der Wahrheit. Das kann nur auf dem falschen Grundsatz der Zusammenkunft in der Ebene von Ono geschehen, und der ist: eine äußerliche Vereinigung nach menschlichen Grundsätzen, getrennt vom göttlichen Grund. Mannigfach werden wir in dem Buch der Wahrheit vor derartigen Verbrüderungen gewarnt.
Für Christen, die gesund im Glauben und gottselig im Wandel sind, ist genug Raum, zusammenzukommen und sich zum Namen des Herrn Jesus Christus auf dem göttlichen Grund der Einheit des Geistes zu versammeln, und allem, was diese Einheit in sich begreift, wie es in Epheser 4 und anderwärts dargestellt wird; dann umgibt uns die eine Mauer der kostbaren und ewigen Wahrheit Gottes ohne irgendwelchen Riss. In dieser Mauer müssen aber die Tore gegen das Lager samt seinen falschen Grundsätzen und Bräuchen fest verschlossen und verriegelt sein, dagegen, wie wir später zeigen werden, aus inniger Zuneigung weit geöffnet für alle, die ihr Anrecht, innerhalb zu sein, nachweisen können. Irgendwelche engeren Grundsätze als diese, hiervon unabhängige oder gar entgegengesetzte Grundsätze sind nicht nach der Wahrheit Gottes. Ein anderer Grund, andere Mauern mögen von Hunderten, ja Tausenden gutgeheißen werden; Kinder Gottes, die in vieler Hinsicht aufrichtig sind und denen unser Herz in Liebe entgegenschlägt, mögen andere Anschauungen vertreten: Aber trotz alledem bleibt die Wahrheit bestehen. Tausende sind, Gott sei Dank, dahin geführt worden, ihr gemäß zu handeln, und wir haben Vertrauen, dass es durch Gottes überschwängliche Gnade noch viel mehr sein werden.
Christus ist der einzige Mittelpunkt , Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung oder Kirche (Kol 1,18), der Sohn über Gottes Haus (Heb 3,6). Der Geist bildet hier auf Erden den Leib und wohnt im Haus Gottes. Der Kreis, dessen Mittelpunkt Christus ist, umfasst die ganze Kirche. Gottes Wahrheit schließt, der Mauer Jerusalems gleich, alles aus, was nicht von Ihm ist, sei es nun in der bekennenden Kirche oder der Welt im Allgemeinen zu finden. Möchte Er geben, dass jedem Leser dieser Zeilen die Unterweisung, die uns die Zusammenkunft in der Ebene von Ono gibt, zu Herzen gehe.