Walter Thomas Prideaux Wolston
Kommentar von Walter Thomas Prideaux Wolston
2Pet 1,4Kommentar zu 2. Petrus 1,4
Alle Verheißungen sind entweder mit diesem Leben oder mit der Herrlichkeit, in der wir bald sein werden, verbunden. Die Verheißungen verbinden uns mit Christus in der Absicht, dass wir „Teilhaber der göttlichen Natur“ werden, „dem Verderben entflohen, das in der Welt ist durch die Begierde“ (2Pet 1,4).
Wir werden zu Teilhabern der göttlichen Natur durch die Bekehrung, indem wir wiedergeboren werden. Jedoch zeigt uns Petrus hier das Ergebnis, das entsteht, wenn man geschmeckt hat, wer der Herr ist, und wenn man mit Ihm wandelt. Er macht uns zu Teilhabern an der göttlichen Natur in sittlicher Hinsicht, d. h., dass wir in eine Atmosphäre, einen Zustand, gebracht werden, der passend ist für Gott und wir Ihm mehr und mehr ähnlich, und als Ergebnis davon, geistlich werden. Die Seele wird in dem Empfinden darüber, wer Er ist, erhoben. Zunächst erhalten wir die Fähigkeit, Gott zu genießen, d. h., uns in Ihm zu erfreuen, und wenn wir dann mit Ihm wandeln, vertieft sich diese Freude immer mehr.
Je mehr wir in die Worte und Dinge betreffs unseres Herrn Jesus Christus eindringen, d. h., sie verinnerlichen, desto mehr werden wir Teilhaber dieser göttlichen Natur, in einer moralischen, sittlichen Weise. Wenn wir mit dem Herrn leben, wird dies das Ergebnis sein, und wir werden der Verdorbenheit entfliehen, die durch die Begierde in dieser Welt ist. Begierde ist der Eigenwille des Menschen. Der Apostel spricht hier von einem solchen Zustand, aber auch von dem Wandel eines Gläubigen, der eben diesem Zustand entflieht. Jeden Gedanken im Herzen bringen wir unter den Gehorsam des Christus; wir werden von unserem eigenen Willen befreit. Wir werden auch nicht mehr fortgerissen von den Vorstellungen unseres eigenen Herzens. Wir „atmen“ sozusagen die heilige, reine Atmosphäre der Gegenwart Gottes, eine Atmosphäre, in der die Seele ihre Freude darin findet, den Willen Gottes zu tun. Einst waren wir in der Welt und taten unseren eigenen Willen; jetzt aber sind wir befreit und tun Gottes Willen. Wie schön ist der Gedanke, dass wir einmal nach Hause gehen in die Herrlichkeit, wo jeder Makel und jede Spur von Sünde weg sein wird! „Aber“, sagt Petrus gewissermaßen „es kann sein, dass wir auf der Erde noch oft mit Sünde in Berührung kommen. Doch wir haben die neue Natur in uns, die sich in Gott erfreut und auch Raum hat, sich zu entfalten, sodass unser Friede zunimmt, unsere Gnade sich vermehrt und wir dem Verderben entfliehen, das durch die Begierde in der Welt ist.“
Paulus lehrt dasselbe: „Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch durch den Geist wandeln“ (Gal 5,25). Wenn also jemand in dem Geist lebt, wird er wie Christus wandeln! Jeder Gedanke im Herzen Christi war auf Gott gerichtet. Was wird es sein, wenn auch bei uns einmal jeder Gedanke, jede Regung unseres Herzens auf Gott gerichtet sein werden? Wenn wir in der Herrlichkeit sind, werden wir diese Atmosphäre in vollkommener Weise genießen, die sich unsere Seelen so sehr wünschen, und wir werden frei darin sein, ohne wachsame Gedanken oder zitternde Furcht haben zu müssen, ohne dass irgendein Philister oder Amalekiter als Gefahr des Fleisches dazwischenkommt.
„Nun“, sagt Petrus, „ihr könnt davon schon hier unten etwas kennen.“ Und so gibt er ihnen das, was ihre Herzen erfrischt und ermuntert.