Walter Thomas Prideaux Wolston
Kommentar von Walter Thomas Prideaux Wolston
2Pet 1,3Kommentar zu 2. Petrus 1,3
Behandelter Abschnitt 2Pet 1,3-4
„Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend, durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde“ (2Pet 1,3.4).
In den Versen 3 und 4 sehen wir die göttliche Kraft, aber auch die göttliche Natur, die wir bekommen haben. In Vers 3 sind wir Gegenstände der göttlichen Kraft, eine göttliche Tätigkeit wirkt in uns und gibt uns alle Dinge, die das Leben und die Gottseligkeit betreffen. Ewiges Leben ist ein Leben, das sich in Gott erfreut und passend ist für Gott. Gottseligkeit ist ein Charakter, der Gott gleich ist in allen seinen Wegen, eine moralische Ähnlichkeit mit Ihm. Zunächst schenkt Er uns ein Leben, das von Ihm selbst kommt und das mit nichts anderem beschäftigt ist, als mit Ihm, und dann gibt Er uns alles, um Gott ähnlicher zu werden, d. h. in Gottseligkeit zu leben.
„Durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend“ (2Pet 1,3). Es ist die sich vertiefende Vertrautheit mit Ihm, der unsere Seele in bestimmter Weise berufen hat. Und wenn es eine Sache gibt, die wir geneigt sind zu vergessen, so ist es unsere Berufung. Wir vergessen nicht so schnell unsere Gaben, unsere Segnungen, aber unsere Berufung. Und was ist unsere Berufung? Gott hat uns zur Herrlichkeit berufen. Das erste Kapitel des ersten Petrusbriefes zeigt, dass wir zum Himmel hin berufen sind, und hier sagt Petrus nun, dass der Gott der Herrlichkeit gekommen ist und uns gerufen hat.
Der Gegensatz zwischen dem Christen heute und Adam – in Unschuld – ist überaus schwerwiegend. Adam in seiner Unschuld war verantwortlich, Gott zu gehorchen und in dem Zustand, in dem er sich befand, zu bleiben. Unsere Verantwortung hingegen ist es, nicht in dem zu bleiben, was wir waren. Wir waren in der Welt; und Sünde und Lust formte unsere Natur, aber Gott sagt: „Ich habe dich aus diesem herausgerufen – berufen durch Herrlichkeit und Tugend.“ Abraham war berufen, ein Pilger zu sein; Mose ein Gesetzgeber; Josua ein Führer. Wir sind zur Herrlichkeit berufen. Seht zu, dass ihr euren Blick darauf gerichtet habt, sagt der Apostel sozusagen. Herrlichkeit ist das Ende unseres Weges, und sie sollte uns schon jetzt unseren Lebensweg kennzeichnen. Tugend ist die geistliche Energie auf dem Weg, deren Ende ebenfalls Herrlichkeit ist.
Was wir darstellen sollen, nennt Petrus hier Entschiedenheit und geistliche Energie. Es gibt nichts Schwierigeres als das, denn es fordert von uns, dass wir unser Fleisch und die Welt ablehnen, so wie Mose es tat: „Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des Pharao zu heißen, und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben“ (Heb 11,24.25).
Derjenige, der solche geistliche Energie hat, weiß wie man „Nein!“ zu den tausend Dingen in ihm und um ihn herum sagt, die das Fleisch anziehen. Wir geben uns zu oft einfach hin; uns fehlt es oft an dieser geistlichen Energie und das Ergebnis ist, dass wir fallen.
Mose lehnte die Erde und ihre Freuden ab. Er weigerte sich, den höchsten Platz in dieser Welt einzunehmen. Er sagte „Nein“ zu den Verlockungen des Fleisches und der Welt und nahm seinen Platz außerhalb bei den verachteten Sklaven ein, die Gottes Volk waren. Man braucht diese Tugend, diesen Mut, um solchen Schritt zu tun! Mose verweigerte das, was die Natur gewählt hätte – den Palast, den Thron und die Krone Ägyptens; er wählte das, was die Natur verworfen hätte, nämlich in Gemeinschaft zu sein mit Sklaven, die Ziegelsteine brannten. Er sah, dass gerade diese Menschen Gottes Volk waren, und das machte den ganzen Unterschied aus.
Wie sehr benötigen wir diesen Mut, um die Welt in allen ihren Formen und Gestalten zu abzulehnen und uns in die Gemeinschaft mit einer kleinen Anzahl solcher zu begeben, die den Herrn lieben und mit Ihm vereint sind.
Es gibt kaum etwas Schwierigeres, als mit den alten Dingen zu brechen, mit denen jeder andere durchs Leben zieht, denn die Macht der Gewohnheit ist groß und man braucht Mut, sich davon loszureißen. Die jüdischen Gläubigen nun, an die Petrus seinen zweiten Brief schrieb, hatten sich getrennt von ihrer Religion, ihrem Tempel, ihren Ordnungen, ihren Regeln – von allem, was ihre Vorväter und ihre Nation festgehalten hatten – und waren einfach zu Jesus gekommen, außerhalb des Lagers. Sie brauchten nun Ermunterung in ihrem Platz außerhalb des Lagers, der voller Spott und Verachtung war. Petrus gibt ihnen diese Ermunterung in reichlicher Weise.
Wenn wir diese Entschiedenheit, diesen Mut und diese Energie nicht in unseren Seelen aufrechterhalten, werden wir früher oder später in die Dinge zurückfallen, die wir einst aufgegeben haben!