Walter Thomas Prideaux Wolston
Kommentar von Walter Thomas Prideaux Wolston
1Pet 2,10Kommentar zu 1. Petrus 2,10
Gott hatte dem Volk in 2. Mose 19 gesagt, dass sie als Volk von besonderem Wert für Ihn seien, wenn sie gehorsam wären - ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation (2Mo 19,5.6). Sie waren ungehorsam gewesen und hatten alles verloren; jetzt erklärt Petrus den Gläubigen, dass sie, ein schwacher Überrest, diese Segnung trotz des Ungehorsams des Volkes durch die Gnade Gottes und den Gehorsam zu Christus haben sollten.
„Die ihr einst „nicht ein Volk“ wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr „nicht Barmherzigkeit empfangen hattet“, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt“ (1Pet 2,10).
Diese Worte sind ein Zitat aus dem Buch des Propheten Hosea. Aufgrund der Boshaftigkeit und Sünde des Volkes hatte Gott damals gesagt, sie würden keine Barmherzigkeit empfangen und nicht sein Volk sein (Hos 1,6). Das Volk hatte also den Segen aufgrund seines Ungehorsams verloren. In Kapitel 2 verheißt Gott ihnen dann, sie trotz der Sünde, des Ungehorsams, der Untreue und des Gerichts in den Segen zurückzubringen. Sie werden genau an dem Ort, wo sie gerichtet wurden, gesegnet werden (Hos 2,25). Das Gericht ist vorübergegangen und die Barmherzigkeit triumphiert, denn selbst Ungehorsam kann die Absichten der Gnade Gottes nicht verhindern.
Gott wird seine Verheißungen an Israel erfüllen und sie durch seine Gnade segnen. Sie werden in das Tal Achor gehen (Jos 7,26; Hos 2,17), an den Ort, wo das Gericht zum ersten Mal über das Land kam, weil sie sich mit dem Verbotenen entweiht hatten. Genau an diesem Ort, wo sie einst gerichtet wurden, werden sie den Segen durch Barmherzigkeit empfangen. Aber jetzt, sagt Petrus, bekommt ihr, als der gläubige Überrest, diese Stellung schon vor der kommenden Zeit, in der Gott das Volk Israel wiederherstellen wird.
Nachdem der Apostel diese besondere Stellung des Segens, die die Gläubigen unter den Juden einnehmen, vorgestellt hat, beginnt er mit seinen Ermahnungen. Es ist auffallend, dass im Wort Gottes die Ermahnungen stets auf eine deutliche und klare Entfaltung der Lehre, die das Herz in eine Beziehung mit Gott gebracht hat, gegründet sind. So bildet auch dieses Kapitel bei dieser allgemeinen Regel keine Ausnahme.
Wir erkennen auf einen Blick, wie einfach und natürlich diese Ermahnungen hier eingebracht sind. Petrus hat diese Menschen zum Himmel hin gerufen. Er hat im ersten Kapitel die himmlische Berufung entfaltet und ihnen gezeigt, dass sie von dem Vater auserwählt sind, abgesondert durch das Wirken des Geistes und geschützt durch das Blut des Sohnes Gottes. Er hat auch gezeigt, dass ein Erbteil in den Himmeln für sie aufbewahrt ist, dass sie dafür bewahrt werden und in der Zwischenzeit hier auf der Erde durch Nöte gehen, aber sich in Ihm erfreuen und Ihn lieben, obgleich sie Ihn nicht gesehen haben. Dann hat er ihnen gezeigt, dass sie Kinder Gottes sind, erlöst durch das Blut des Sohnes und erneuert durch den Geist und das Wort Gottes.
In dem zweiten Kapitel hat er ihre neue Stellung aufgezeigt. Sie sind ein geistliches Haus, in dem Gott wohnt und darüber hinaus sind sie zugleich heilige und königliche Priester – heilige Priester, indem sie Gott geistliche Schlachtopfer darbringen, und königliche Priester, indem sie die „Tugenden dessen verkündigen, der sie berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“. Dann hat er ihnen erklärt, dass sie sein Volk sind und Barmherzigkeit empfangen haben. Und welche wunderbare Sache ist die Barmherzigkeit. Wir brauchen sie allezeit auf unserem Weg auf dieser Erde.
Dies ist also die Stellung, in der der Gläubige steht. Das ist die Sicht, die Petrus auf das Christsein hat: Der Gläubige ist einerseits auf dieser Erde gelassen, um Gott das zu geben, was Ihm zusteht und andererseits, damit anderen Menschen gezeigt wird, was Gott seinem Wesen nach in der Gnade und Liebe seines Herzens ist. Sind wir nach all diesem nicht vorbereitet für jegliche Ermahnung? (Fortsetzung siehe Kommentar zu 1Pet 2,11)