Dann fährt Petrus fort:
1Pet 2,10: … die ihr einst „nicht ein Volk“ wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr „nicht Barmherzigkeit empfangen hattet“, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.
Das sind die Worte aus Hosea 2,25. Das Ganze zeigt uns in sehr interessanter Weise den Grundsatz, auf dem die Segnung beruht. Nach 2. Mose 19,5.6 sollte das Volk diese Segnung empfangen, wenn es der Stimme Gottes fleißig gehorchen würde. Aber Israel hat nicht gehorcht. Es ist widerspenstig und hartnäckig gewesen. Es ist fremden Göttern nachgegangen und hat das Zeugnis des Geistes verworfen. Doch nach seiner Untreue hat Gott selbst einen Stein in Zion gelegt, einen Eckstein, und wer an Ihn glaubte, sollte nicht zuschanden werden. Das ist Gnade. Als Israel in jeder Beziehung versagt und auf der Grundlage des Gehorsams alles verloren hatte, gab Gott ihm in Gnade durch Jesus das, was ihm am Anfang unter der Bedingung des Gehorsams verheißen worden war. Auf diese Weise war für das Volk alles sichergestellt.
Die Frage des Gehorsams wurde – auf den Ungehorsam Israels hin – durch Gnade und durch den Gehorsam Christi, der von Gott in Zion gelegten Grundlage, gelöst. Dieser Grundsatz von einer die Sünden überströmenden Gnade hat bewiesen, dass der Ungehorsam die Absichten Gottes nicht vereiteln kann. So kam auch die Gnade erst nach der Vollendung des Ungehorsams (bei der Kreuzigung des Messias). Und dieser herrliche und für den überführten Sünder so tröstliche Grundsatz wird in treffender Weise durch die Anführung aus dem Propheten Hosea bestätigt. In dieser Stelle wird Israel nicht nur als schuldig, sondern auch als schon unter dem Gericht stehend vorgestellt. Gott hatte große Geduld mit den zehn Stämmen gehabt. Doch jetzt erklärt Er, dass Er sich fortan nicht mehr erbarmen werde und dass Israel nicht mehr sein Volk sei. Das war eine Erklärung, die in seinem Gericht über das untreue Juda ihre Erfüllung fand. Nach der Ausführung des Gerichts aber kommt Gott auf seine unwiderruflichen Gnadenabsichten zurück. Er nimmt sich Israels wie eine verlassene Frau wieder an und gibt ihr das Tal Achor „zu einer Tür der Hoffnung“. In diesem Tal war mit der Steinigung Achans das erste Gericht über das untreue Israel nach seinem Eintritt in das Land Kanaan ausgeübt worden. Jetzt ist das Gericht in Gnade verwandelt und Gott beginnt ganz von neuem auf einer neuen Grundlage. Es ist, als ob Israel noch einmal aus Ägypten zöge, aber auf einem ganz neuen Grundsatz – nicht mehr auf dem Grundsatz der Erfüllung des Gesetzes. Der Herr verlobt sich Israel auf ewig „in Gerechtigkeit und in Gericht und in Güte und in Barmherzigkeit“, und alles ist Segnung. Dann nennt Er es „Ruchama“, das heißt „die Begnadigte“, und „Ammi“, das heißt „mein Volk“. Dieser Ausdrücke bedient sich dann der Apostel und wendet sie auf den Überrest an, das heißt auf die, die jetzt aus dem Volk an
Jesus glaubten. Sie glaubten an den, der der Stein des Anstoßes für Israel war, der aber gleichzeitig der Eckstein vonseiten Gottes für die Gläubigen war. Dadurch ist die Bedingung, erst gehorsam sein zu müssen, weg. Statt einer Bedingung finden wir jetzt Segnung nach dem Ungehorsam. Nach dem Gericht wird die volle Gnade Gottes zugesichert. Diese Gnade ist gegründet auf die Person, den Gehorsam und das Werk Christi. Sie findet ihre Anwendung natürlich nur auf die Gläubigen.
Es ist rührend, den Ausdruck dieser Gnade in dem Wort „Achor“ zu entdecken. Dieser Name erinnert, wie bereits bemerkt, an das erste Gericht über Israel im Land der Verheißung, als das Volk auch durch den Bann entweiht war (Jos 7). Doch gerade hier ist es, wo Hoffnung geschenkt wird: So völlig wahr ist es, dass die Gnade über die Gerechtigkeit triumphiert! Und dies ist in der herrlichsten Weise in Christus geschehen. Gerade das Gericht Gottes, das am Kreuz über Ihn gekommen ist, wird in Ihm zur Tür der Hoffnung, nachdem Schuld und Gericht für immer vorüber sind.