Walter Thomas Prideaux Wolston
Kommentar von Walter Thomas Prideaux Wolston
1Pet 1,6Kommentar zu 1. Petrus 1,6
„Worin ihr frohlockt, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid durch mancherlei Versuchungen“ (1Pet 1,6).
Petrus sagt sozusagen: Wenn wir an den Ort denken, wo Christus ist und wo wir bei Ihm sein werden, wenn unser Herz mit dem Gedanken an dieses Erbteil, das Er für uns aufbewahrt hat, und mit der Heimat, die wir mit Ihm teilen werden, wo alles unvergänglich und erhellt ist, beschäftigt sind – dann werden wir uns daran erfreuen. Was sonst könnten wir tun, als uns angesichts einer solchen Aussicht zu freuen? Petrus kehrt dann in Vers 6 zur Erde zurück und weist darauf hin, dass wir durch mancherlei Versuchungen betrübt sind. Aber die „Betrübnis“ an dieser Stelle ist nicht die, von der wir oft reden, nämlich dass eine Seele ermattet und betrübt ist, weil sie nicht in Gemeinschaft mit dem Herrn ist. Nein, hier ist die Seele unter einer Last, weil der Herr „mancherlei Versuchungen“ als nötig ansieht.
„Wenn es nötig ist.“ Der Herr weiß, was Er tut. Uns gefällt das Joch nicht. Niemand von uns mag es. Die Schrift aber sagt: „Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.“ (Klgl 3,27). Warum? Weil er dadurch im Alter geduldig ist.
Der Herr macht keine Fehler. Was auch immer uns begegnen mag, lasst uns in unseren Herzen mit dem Gedanken „es ist nötig“ zu dem Vater zurückkehren. Diese Versuchungen sind nicht immer eine Strafe, sondern sie dienen der Erziehung seiner Kinder. Es gibt eine Ausbildung, nicht nur eine Anweisung. Er möchte das bewirken, entwickeln und offenbaren, was das Ergebnis des Wirkens seiner Gnade in unseren Seelen ist, die Frucht des Geistes: „Liebe, Freude, Friede, Langmut“ etc. (Gal 5,22). Er geht seine eigenen Wege mit uns, um diese lieblichen Früchte hervorzubringen.
In 2Kor 4,10.11 gibt es einen wunderbaren Unterschied zwischen den beiden Versen. In Vers 10 haben wir den Wunsch des Paulus, dass das Leben Jesu in seinem Körper offenbart werden möge. In Vers 11 sehen wir Gott, der sozusagen sagt „Nun, Paulus, ich werde dich in Umstände bringen, in denen sich dein Wunsch erfüllen wird, und in denen du nicht anders können wirst, als das Leben Jesu zu leben.“
Wir mögen oftmals nicht sehen, dass diese oder jene Anfechtung „nötig ist“, aber was sagt unser Vater? Es ist nötig! Und da es nur für „eine kurze Zeit“ ist, und nicht für immer andauert, wird das Herz aufrechterhalten.
Es ist eine großartige Sache für unsere Seelen, wenn wir stets die helle Seite jeder Anfechtung suchen und wenn wir strahlende, leuchtende Gesichter haben, obwohl wir in tiefer Not sind! Paulus und Silas waren im Gefängnis in Philippi in einer trostlosen Lage, ihre Füße im Stock, aber „sie beteten. . . und lobsangen Gott“ (Apg 16,25). Sie übten ihre heilige und königliche Priesterschaft in diesem Gefängnis aus. Als sie lobsangen, waren sie heilige Priester; als sie zu dem erschrockenen Kerkermeister sagten: „Tu dir nichts Übles, denn wir sind alle hier“ (Apg 16,28), waren sie königliche Priester. Es ist ein wunderbares Bild! Sie waren so voller Freude, wie es nur irgend möglich war und erreichten, dass sich dieser Kerkermeister bekehrte! Das war das wundervolle Ergebnis ihrer blutenden, verwundeten Rücken. Diese bis dahin gottlose und offenbar unerreichte Seele wurde errettet! Anfechtung wird in verschiedenster Weise kommen, aber wir müssen unsere Gesinnung befestigen, während wir hier sind, „da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist“ (Röm 5,3-5).