Behandelter Abschnitt Jes 15-16
Jesaja 15-16
Diese beiden Kapitel enthalten den Ausspruch über Moab, einen der beiden Nachkommen des gerechten Lot, dieses Gläubigen, der ein solch elendes Leben und trauriges Ende hatte. Moab war also der Abstammung nach ein Verwandter Israels. Dies hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, der erste seiner Feinde zu sein, der versucht hat, sich des Erbteils zu bemächtigen, das der Herr seinem Volk gegebenen hatte. Dies geschah kurz nach dem Eintritt Israels in sein Land. In Richter 3,12.13 heißt es, dass Moab die Palmenstadt in Besitz nahm.
Später schlug David die Moabiter und maß sie mit der Messschnur. Indem er sie auf die Erde legen ließ, maß er zwei Messschnüre ab, um zu töten, und eine volle Messschnur, um am Leben zu lassen.
Die Moabiter wurden David zu Knechten, die ihm Geschenke brachten (2Sam 8,2). In 2. Könige 3,4.5 erfahren wir, dass sich der Tribut des Königs von Moab auf 100.000 Fettschafe und 100.000 Widder mit der Wolle belief – ein Tribut, dem sich der König zu entziehen suchte.
Die Kennzeichen Moabs waren Hochmut, Anmaßung, Hoffart, Wüten, eitles Prahlen, Arroganz und ein stolzes Herz. Die Propheten Jesaja und Jeremia (Jer 48) malen uns ein trauriges Bild des Zustands dieses Volkes. So verstehen wir auch, dass es das Gericht Gottes auf sich gezogen hat.
Wenn die Philister sich an Gott versündigt hatten, indem sie sein Volk hassten und sich über dessen Unglück freuten, so hatten es die Moabiter durch ihren Hochmut und ihre Arroganz nicht weniger schlimm gemacht. Daher war auch das Gericht, das sie treffen würde, schrecklich: Verwüstung, Wehklagen, Heulen und Dunkelheit. Gott hasst den Hochmut und die Anmaßung: Hochmut geht dem Fall voraus (Spr 8,13; 16,18).
Moab wird diese schmerzliche Erfahrung machen müssen. Sein Wehgeschrei, sein Jammern wird weithin dringen, bis nach Beer-Elim, was vermutlich der Ort ist, wo das Volk Israel kurz vor seinem Einzug in das verheißene Land neben einem Wasserbrunnen in der Wüste ein Lied gesungen hatte.
Hier schreit Moab vor Schmerzen, weil es die gerechte Strafe für seinen Hochmut empfängt. Alle Köpfe sind kahl, alle Bärte geschoren: Der Bart ist die Herrlichkeit des Mannes, im Gegensatz zum langen Haar, das die Herrlichkeit der Frau ist. Ihre Edelreben sind niedergeschlagen und die Freude und das Frohlocken sind aus ihren fruchtbaren Feldern verschwunden. Und es wird geschehen, dass, wenn Moab „in sein Heiligtum eintritt, um zu beten, es nichts ausrichten wird“. In seiner Bedrängnis sind ihm seine Götzen keinerlei Hilfe.
Der erste Vers von Kapitel 16 scheint eine Anspielung auf den Tribut der Fettschafe zu sein, den Moab dem König David leistete, der ihnen Gnade erwiesen hatte, als er sie hätte töten können. Solange die Moabiter David und seinem Haus unterworfen blieben, war ihr Land fruchtbar. Jetzt, da sie sich in ihrem Hochmut gegen das Haus Davids auflehnten, würden die schlimmsten Unglücksfälle über sie kommen, und ihr Land sollte verwüstet werden.
Eine andere Ankündigung wird Moab gemacht: „Ein Thron wird durch Güte aufgerichtet werden; und auf ihm wird im Zelt Davids einer sitzen in Wahrheit“, ja, im Zelt dieses David, den sie verwarfen. Was wird an jenem Tag von ihnen noch bestehen? Ein kleiner Überrest, wenig an Zahl: Das ist alles, was vom gerechten Lot unter der Herrschaft des Messias übrigbleiben wird. So lautet das Wort, das der Herr einst über Moab ausgesprochen hat.