Behandelter Abschnitt 1Sam 28
Aber bald versammeln die Philister ihre Heere, um mit Israel zu kämpfen, und dann zeigt sich die zärtliche Barmherzigkeit Gottes, indem Er in diesem Stadium das Unheil seines Knechtes wiedergutmacht oder zumindest überspielt. „Und Achis sprach zu David: Wisse bestimmt, dass du mit mir ins Lager ausziehen sollst, du und deine Männer. Und David sprach zu Achis: So sollst du denn auch erfahren, was dein Knecht tun wird“ (V. 1.2). Und so blieb es vorerst. Soweit die Abmachung, dass David mit den Philistern gegen Israel kämpfen sollte! Gott allein ist treu. Und damit eröffnet sich uns eine weitere Phase; denn die Dinge waren in Israel moralisch tatsächlich auf einem Tiefststand: David bewaffnete sich gegen das Volk Gottes unter den Philistern; und Saul, nicht nur von Gott verlassen, wie er Ihn verlassen hatte, sondern gab nun selbst den einen Punkt der Integrität eines Israeliten auf, den er bis dahin aufrechterhalten hatte, was auch immer sonst zusammenbrach; denn er war wirklich bis zu diesem Zeitpunkt, soweit die Geschichte es zeigt, unbeirrbar in seinem Hass gegen alle, die Wahrsagerei suchten oder Hexerei zuließen, in Israel gewesen. Aber es gibt nichts Gutes im Fleisch, und das, was im König gut zu sein schien, versagte jetzt ebenso vollständig, wie er schon auf jedem anderen Grund versagt hatte, auf dem er von Gott erprobt worden war. „Samuel aber war gestorben“, heißt es hier. „Und Saul hatte die Totenbeschwörer und die Wahrsager aus dem Land weggeschafft“ (V. 3). Jetzt sah er das Heer der Philister aufmarschieren, und sein Herz zitterte. Wo war der Fürsprecher Israels? Und warum? Hatte er selbst nichts mit der Schwächung des Königreichs zu tun? Unfähig, etwas von dem Herrn zu erfahren, sagt Saul zu seinen Dienern: „Sucht mir eine Frau, die einen Totenbeschwörer-Geist hat, damit ich zu ihr gehe und sie befrage“ (V. 7). Daraufhin erzählen ihm die Diener von einer in Endor. „Und Saul verstellte sich und zog andere Kleider an“ (V. 8). Jedes Fünkchen Ehrlichkeit und Wahrheit war offensichtlich verschwunden. Und er „ging hin, er und zwei Männer mit ihm, und sie kamen zu der Frau bei Nacht; und er sprach: Wahrsage mir doch durch den Totenbeschwörer-Geist und bring mir herauf, wen ich dir sagen werde. Aber die Frau sprach zu ihm: Siehe, du weißt ja, was Saul getan hat, dass er die Totenbeschwörer und die Wahrsager aus dem Land ausgerottet hat; und warum legst du meiner Seele eine Schlinge, um mich zu töte?“ (V. 8b.9). Sie hatte Angst, dass er sie an den König verraten könnte! „Und Saul schwor ihr bei dem Herrn und sprach: So wahr der Herr lebt, wenn dich eine Schuld treffen soll wegen dieser Sache! Da sprach die Frau: Wen soll ich dir heraufbringen? Und er sprach: Bring mir Samuel herauf. Und als die Frau Samuel sah, da schrie sie mit lauter Stimme; und die Frau sprach zu Saul und sagte: Warum hast du mich betrogen? Du bist ja Saul!“ (V. 10–12). Wo ist der Zusammenhang? Warum sollte sie aus dem Anblick Samuels erahnen, dass es sich um Saul handeln muss? Wir haben keinen Grund zu glauben, dass Samuel sagte, es sei Saul, aber sie zog ohne zu zögern die Schlussfolgerung, dass es Saul sein müsse. Und warum? Weil es nicht der vertraute Geist war, den sie erwartete, sondern Samuel, den nur Gott senden konnte. Warum also, wenn nicht für den König? Sie suchte nur den Geist, an den sie gewöhnt war – den Dämon in neutestamentlicher Sprache, der denjenigen personifizierte, der genannt wurde. Als sie sah, dass es der wahre Samuel war, der kam, konnte sie nicht anders, als die Realität des Falles zu empfinden, und schloss daraus, wie ich vermute, dass die Gegenwart ganz aus ihrer eigenen und Satans Linie der Falschheit war, um den Menschen zu täuschen. Es war Gott selbst, der alles in die Hand nahm. So kam es, dass Saul in seiner Verzweiflung, als er eine Hexe und ihren vertrauten Geist zu Rate ziehen wollte, in seiner eigenen Falle gefangen war und sein Verhängnis von dem verstorbenen Propheten erfuhr.
So zweifle ich kaum daran, dass es die scharfe Schlussfolgerung einer Frau war, die zwar an die Macht des Satans gewöhnt war, die aber beim Versagen dieser Macht auf einmal auf ihre Weise, wie Bileam auf seine Weise, die Wahrheit der Dinge vor Gott spürte. Und nehmt ihr an, meine Brüder, dass es keine solche Realität gibt wie die Macht des Bösen, die auf unsichtbaren Wegen und durch Dämonen mit und in den Menschen wirkt? Dann irrt ihr euch. Nur gibt es keinen Grund für einen Gläubigen, der mit Gott wandelt und weit entfernt ist von jeglicher Einmischung oder Neugier, auch nur im geringsten beunruhigt zu sein über einen solchen Vorgang, wie wir ihn hier finden. Die Tatsache, dass es nicht ein böser Geist war, der erschien, sondern der wirkliche Geist Samuels, besitzt sie gerade durch diesen Umstand als ganz und gar ungewöhnlich. Dies war es, was ihrer Seele die größtmögliche Überraschung bereitete. Es liegt nicht in der Macht des Teufels, die Geister der Verlorenen oder der Gerechten zu erwecken. Nur Gott kann es tun, und Er, das brauche ich wohl kaum zu sagen, tut es nie, außer unter Umständen, von denen Er weiß, dass sie geeignet sind, völlig von seinen gewöhnlichen Wegen abzuweichen. Eine solche Gelegenheit war die gegenwärtige; aber wir dürfen uns nicht leichtfertig solche Verbindungen vorstellen.
Und wie dann? Kann es nicht so etwas wie die Erscheinung dieser oder jener Person nach dem Tod geben? Nicht so selten, wie die Menschen in diesen klugen Ländern denken. Nur mag es gut sein, hinzuzufügen, was sie nach meinem Urteil sind. Sind die wirklichen Geister der Verstorbenen gerecht oder ungerecht? Weder das eine noch das andere, sondern Dämonen oder böse Geister, die vorgeben, beides zu sein, wenn Gott es zulässt und es dem Zweck des Feindes entspricht, ihn zu täuschen. Dies scheint mir eine Sache des einfachen Glaubens an das zu sein, was Gott für uns geschrieben hat, damit wir es lernen. Ich bin der Meinung, dass es so klar wie möglich offenbart ist, dass böse Geister so wirken können, wenn es Gott gefällt, es zuzulassen, und viele verführen können. Ich kann nicht bezweifeln, dass dies auf der Erde nie gefehlt hat, dass alle angeblichen Orakel der alten Zeit mit der Macht böser Geister verbunden waren und von ihnen ausgingen, dass dieselbe Sache unter anderen Namen verkleidet besonders in dunklen Ländern gewirkt hat und dass es auch jetzt noch von Zeit zu Zeit am Werk sein kann, natürlich verkleidet, um selbst im Zentrum des Lichts besser täuschen zu können.
Aber es gibt den größtmöglichen Unterschied zwischen dem, was hier
geschah. Hier, ich wiederhole es, war es kein böser Geist, sondern der
Geist Samuels; und nur Gott hat die Kontrolle über die Toten.
Diejenigen, die verloren sind, werden, wie wir wissen, in sicherer
Verwahrung gehalten. Es ist ihnen nicht erlaubt, den Ort zu verlassen.
Sie sind das, was man „die Geister im Gefängnis“ nennt, wie wir aus
Noch weniger kann Satan die Bewegungen der Gerechten lenken. Von ihnen wird nie gesagt, dass sie in einem Gefängnis sind oder etwas Ähnliches. Es gibt überhaupt keinen Grund für die Annahme, dass die Gerechten in irgendeinem Sinn im Gefängnis sind oder sein können, seit sie durch die Gnade Gottes gerechtfertigt wurden. Ein Teil ihrer Glückseligkeit besteht sogar in dieser Welt, in der Satan regiert, darin, dass sie aus der einen oder anderen Art von Knechtschaft herausgeführt werden; und sicherlich sind die, die bei Christus sind, im Paradies, das in keiner Weise ein Gefängnis oder ein Ort der Verwahrung ist. Wenn Satan nicht über die bösen Toten herrschen kann, wenn er keine Macht über dieses Leben hinaus hat, wenn der Tod alles verschließt, so hat er noch weniger Einfluss auf die Gläubigen oder kann sie nach seinem Willen erscheinen lassen oder den Menschen irgendeine solche Macht vermitteln.
Ich erlaube mir, diese allgemeinen Bemerkungen zu machen, weil sie, wie ich hoffe, die einfache Wahrheit zu diesem Thema andeuten und die Jugend im Besonderen und auch andere, die die Sache noch nicht ganz durchdacht haben, davon abhalten können, eine Beute der Gedanken der Menschen zu werden. Unsere Weisheit besteht hier wie überall darin, weise zu sein in Bezug auf das Gute und einfältig in Bezug auf das Böse; zu glauben, nicht zu denken.
In diesem Fall also griff Gott entgegen den Gedanken der Hexe ein. Sie hatte es nur mit einer bösen Gestalt zu tun, die sie „Hausgeist“ nannte und die sich an ihr frevelhaftes Leben als Hexe hängte. Sie erwartete, dass dieser böse Geist sich als Samuel ausgeben würde; aber als sie feststellte, dass es nicht ihr Vertrauter war, sondern die wirkliche Person, der Geist dessen, der abgeschieden war, urteilte sie sofort, und zwar mit Recht, dass es Gott sein musste, der für den König eingriff. Daher ihr großer Schreck und ihre Überzeugung, dass der, der sie befragte, kein anderer als Saul sein konnte. Sie wusste sehr wohl, dass der König auf Gedeih und Verderb die große Person in Israel war.
Von nun an war, wie gesagt, nicht mehr der Priester, sondern der König die neue und wichtigste Verbindung zu Gott. Einst war es in der Tat die Gnade gewesen, zumindest im Vorbild solange das Gesetz bestand; jetzt war es die Regierung. Und er, der den „verrückten Propheten“ überrumpelte und ihn zwang, gute und herrliche Dinge für Israel vorauszusagen, überraschte nun sowohl den König als auch die Hexe, indem er Samuel sandte, um das schnelle und schändliche Ende des von Menschen gewählten Königs anzukündigen. Wir brauchen uns über das eine nicht mehr zu wundern als über das andere; am wenigsten darüber, dass Gott Samuel jetzt zu Saul in seiner außergewöhnlichen Stellung und Beziehung und unter Umständen schickte, die sowohl für das Volk als auch für den König von Israel so kritisch waren. „Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Doch was siehst du? Und die Frau sprach zu Saul: Ich sehe einen Gott aus der Erde heraufsteigen. Und er sprach zu ihr: Wie ist seine Gestalt? Und sie sprach: Ein alter Mann steigt herauf, und er ist in ein Oberkleid gehüllt. Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und er neigte sich, das Gesicht zur Erde, und beugte sich nieder“ (V. 13.14). Samuel, nun erkannt, spricht zu Saul: „Warum hast du mich beunruhigt, mich heraufkommen zu lassen? Und Saul sprach: Ich bin in großer Not, denn die Philister kämpfen gegen mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht mehr, weder durch die Propheten noch durch Träume“ (V. 15a). Ein schreckliches, aber wahres Bekenntnis! „Da ließ ich dich rufen, damit du mir kundtust, was ich tun soll“ (V. 15b). Er war am Ende seiner Kräfte, machtlos vor den Menschen und verlassen von dem Herrn. Oh, was für ein Ende des ersten und bevorzugten Königs Israels! „Und Samuel sprach: Warum doch fragst du mich, da der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Und der Herr hat für sich getan, so wie er durch mich geredet hat; und der Herr hat das Königtum aus deiner Hand gerissen und es deinem Nächsten, David, gegeben. Weil du der Stimme des Herrn nicht gehorcht und seine Zornglut nicht ausgeführt hast an Amalek, darum hat der Herr dir dies heute getan. Und der Herr wird auch Israel mit dir in die Hand der Philister geben; und morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein“ (V. 16–19a). Das heißt, sie sollten aus diesem Leben scheiden. „Auch das Heerlager Israels wird der Herr in die Hand der Philister geben. Da fiel Saul plötzlich seiner Länge nach zur Erde, und er fürchtete sich sehr vor den Worten Samuels; auch war keine Kraft in ihm“ (V. 19b.20). Ausgerechnet die Hexe muss ihn, so gut sie kann, trösten.