So wie dieser Vers jetzt im gewöhnlichen Text steht, mit den Worten „vor dem Thron Gottes“ hinzugefügt, könnten wir ihn nur als wahr in Christus verstehen; aber hier verlangt der Sinn, wenn ich mich nicht irre, dass es praktisches Verhalten ist. Gott sieht sie als unbefleckt und wahrhaftig an, weil sie durch die Gnade von allen Götzen Babylons und der trügerischen Macht des Tieres bewahrt worden sind; und so sind sie untadelig. Ich bemerke dies nur, um zu zeigen, dass viele dieser kleinen Veränderungen zur großen Summe der christlichen Wahrheit beitragen. Jeder Flecken oder Fehler, der sich in das Wort Gottes einschleicht, wird seine Genauigkeit beeinträchtigen und von seiner vollkommenen Schönheit ablenken.
Und ich sah einen anderen Engel inmitten des Himmels fliegen, der das ewige Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk (14,6).
Das zweite, was wir in diesem Kapitel bemerken, ist ein Engel, der mitten im Himmel fliegt und das ewige Evangelium hat, um es denen zu verkünden, die auf der Erde wohnen [oder wörtlich: sitzen], und jeder Nation und jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk. Ich bin mir bewusst, dass einige dies auf die große Ausbreitung der evangelistischen Missionen unter den Heiden in diesen letzten Tagen angewendet haben. Aber ist das die Art und Weise, die Prophetie zu verstehen – immer in dem Bestreben, irgendeine entsprechende gegenwärtige Erfüllung zu finden? Wir müssen den Zusammenhang als Ganzes betrachten. Wenn so etwas wie eine neue Gruppe leidender Juden, die mit Christus in der Hoffnung auf das Königreich in Israel verbunden sind, nicht zugelassen wird, ist es vergeblich, den Engel mit dem ewigen Evangelium in den Missionsbemühungen des letzten halben Jahrhunderts zu suchen. Auch würde die Botschaft selbst in keiner Weise zu den gegenwärtigen Zielen Gottes passen.
Der Grund, mit dem der Engel an sie appelliert, ist, dass die Stunde des Gerichts Gottes gekommen ist. Ist das jetzt der Fall? Offensichtlich nicht. Steht nicht der Tag der Gnade in vollem Gegensatz zur Stunde des Gerichts? Es ist immer noch wahr: „Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit; siehe, jetzt ist der Tag des Heils“ (2Kor 6,2). Noch ist die Tür offen. Es zwingt die Schrift zu sagen: „Die Stunde seines Gerichts ist gekommen.“ Doch wenn die Zeit für die Vollendung desselben gekommen ist, wird es die sichere Warnung des Herrn für die Menschen sein. Denn dann steht die Vollstreckung der abschließenden Gerichte bevor, und die Ausgießung des Zornes Gottes steht gerade bevor. Nun kann man das alles nicht mit dem Tag des Segens und der Gnade vereinbaren, als ob beides zusammen ablaufen könnte.
Und doch gibt es solche, die sagen, wir sind mitten in den Schalen! Aber dies (wo es nicht teilweise, sondern vollständig und endgültig verstanden wird) zeigt die fast völlige Verfinsterung, die der Wahrheit in den Köpfen der Menschen widerfährt, wenn sie annehmen können, dass der Tag der Gnade Gottes und die Stunde seines Gerichts dasselbe sind oder zur selben Zeit sein können.