Behandelter Abschnitt Off 14,6-8
Das ewige Evangelium (Kap. 14, 6-8)
Das neue Lied und das Harfenspiel sind verklungen. Johannes sieht wieder etwas Neues, und zwar sieben Engel, die, alle mit einer bestimmten Aufgabe betraut, hervortreten. Er beginnt: «Und ich sah einen anderen Engel inmitten des Himmels fliegen, der das ewige Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, die auf der Erde ansässig sind.» Evangelium heißt: Frohe Botschaft und sie ist wohl die letzte vor den erschütternden Endgerichten. Mächtig wirkt das Tier mit seinen Lügenwundern, aber auch Gott lässt sich nicht unbezeugt. Er vermittelt Seine letzte Botschaft durch einen Engel ‑ wie in den Tagen des Lot (1. Mose 19). Die zwei Zeugen sind getötet, die Hundertvierundvierzigtausend entrückt, aber Gott ist deshalb nicht in Verlegenheit. Ungezählte Engel stehen Ihm zu Gebote.
Wir haben in der Schrift vier Evangelien, die uns den Herrn in einem vierfachen Licht darstellen. Im Matthäusevangelium sehen wir Ihn als den K ö n i g Israels. Markus stellt Ihn als den K n e c h t Gottes dar. Lukas schildert Ihn als den Menschensohn und Johannes als den Gottessohn. Ebenso wird das Evangelium in vierfacher Weise angeboten, worunter als letztes das ewige Evangelium. Beachten wir nun kurz die vier verschiedenen Gesichtspunkte des Evangeliums:
Das Evangelium des Reiches (Mt 24,14). Das Matthäusevangelium wird gewöhnlich das des Reiches genannt. Dieses Evangelium, das vornehmlich Israel angeht, enthält jene gute Botschaft, dass Gott beabsichtigt, unter dem Zepter Seines Sohnes auf Erden ein Reich aufzurichten als Erfüllung der vielen Weissagungen des Alten Testamentes (Lk 1,32-33). Dieses Evangelium des Reiches finden wir zu zwei verschiedenen Epochen verkündigt, einerseits zur Zeit Johannes des Täufers, des Herrn und der Apostel, anderseits nach der Entrückung der Gemeinde, wann Gott wieder fortfahren wird, mit Israel zu wirken. Die Botschaft dieses Evangeliums heißt: «Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen.» Israel ging nicht darauf ein, es hat vielmehr die Botschaft samt seinem König verworfen. Dennoch wird Gott am Ende dieses Zeitalters Israel Buße schenken, es wird dem Evangelium glauben, und der Herr wird Sein Reich errichten. Dieses Evangelium wird aber nicht allein Israel verkündigt werden, sondern der ganzen Welt (Mt 24,14). Unter diesem «Reich» ist nicht nur etwas rein Jüdisches zu verstehen, denn auch Paulus verkündigt das Reich, und dies sogar, nachdem er die Juden verlassen hatte (Apg 20,25; 28,31).
Das Evangelium der Gnade Gottes. Es enthält die frohe Botschaft, dass der Herr Jesus Mensch wurde, gehorsam ward bis zum Tode am Kreuze und uns durch Sein Blut mit Gott versöhnt hat. Es ist die eine gute Botschaft, dass Gott ,jeden Sünder liebt und Seinen einzigen, vielgeliebten Sohn für uns alle dahingegeben hat. Dieses Evangelium figuriert unter verschiedenen Namen und heißt:
Das Evangelium Gottes, weil Gott der Urheber desselben ist (
Das Evangelium der Gnade, weil Gnade dessen Inhalt ist.
Das Evangelium der Herrlichkeit, weil es viele Söhne zur Herrlichkeit führt (Heb 2,10; 1Tim 1,11; 1Pet 5,10).
Das Evangelium des Friedens, weil es jedem Glaubenden den Frieden Gottes schenkt (Apg 6,15; Röm 5,1). Dieses
Evangelium des Friedens entspricht dem Markusevangelium, da Gnade und Friede reichlich darin angeboten werden.
Mein Evangelium (Röm 16,25; Apg 26,16-18; 2Tim 2,8), auch unser Evangelium (2Kor 4,3; 1Thes 1,5). Dieses ist nicht etwa ein anderes Evangelium, es ist einfach das von der Gnade Gottes in Christo Jesu. Das Besondere dieses Evangeliums ist das große, dem Apostel Paulus geoffenbarte Geheimnis, dass Gott sich in der Endzeit aus Juden und Heiden ein Volk erwählt hat, das Sein Leib ist. Bis dahin war nicht geoffenbart, dass auch die Nationen Miterben, Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißungen in Christo sein sollen (Eph 3,1-7), noch dass Israel einst wieder seinen ehemaligen Platz habe und gerettet werde (Röm 11). Dieses Evangelium wird besonders von Lukas verkündigt, wie dies die Apostelgeschichte bezeugt.
Das ewige Evangelium. Sein Überbringer ist ein Engel. Heute wird der Welt das Evangelium durch gerettete Menschen verkündigt. Ungerettete könnten diesen Auftrag gar nicht ausführen, weil ihnen das Evangelium nie f r o h e Botschaft war. Schon in alter Zeit hat Gott auf mancherlei Weise geredet (Heb 1,1), ja, von Erschaffung der Erde an konnte Gott in dem Gemachten wahrgenommen werden (Röm 1,19-20; Ps 19). Sein Evangelium ist also ein ewiges. Den Kernpunkt dieses ewigen Evangeliums finden wir in Vers 7. Nachdem das Zeugnis der treuen Boten abgelehnt wurde, erfolgt noch ein letzter Mahnruf, ein direkter Appell Gottes vom Himmel her: Ihn allein anzubeten, Ihn zu fürchten und Ihm allein die Ehre zu geben. Dieses ewige Evangelium erhebt s e i n e Ansprüche, es redet nicht vom vollbrachten Werk Christi auf Golgatha, vielmehr von der Furcht Gottes, ähnlich wie schon zu Abrahams Zeiten: «Nun weiß ich, dass du Gott fürchtest» (1. Mose 22,12; 42,18; 2. Mose 17,26; Hiob 1). Schließlich sei noch an ein Wort des Apostels Paulus erinnert.
Ein anderes Evangelium (Gal 1,6-12;
In Vers 8 wird dann noch an Babylon gedacht, doch damit werden wir uns in Kap. 17 und 18 beschäftigen.