Behandelter Abschnitt Off 14,2-4
Die Frage ist, was Gott dem Geist des Johannes oder jedem, der die Aussagen dieses Buches verstehen will, vermitteln wollte. Es war, so glaube ich, Gottes besondere Eingreifen für sein Volk in den letzten Tagen. Er wird dem Herrn Jesus Christus, als dem leidenden Messias, einen vollen, gezählten, gottesfürchtigen Überrest zugesellen, der in die Gemeinschaft mit Ihm gebracht wird. Da stehen in der Vision die 144 000, die den Namen des Lammes und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben haben. Es wird nicht gesagt, dass sie Gott als ihren Vater kennen. Die Offenbarung betrachtet uns nie in der Stellung von Kindern, noch viel weniger stellt sie den jüdischen Überrest so dar. So heißt es sogar, wenn von der Versammlung die Rede ist, dass wir zu Königen und Priestern Gottes und seines Vaters gemacht sind, und das nicht für uns. Und das ist bei Johannes umso bemerkenswerter, weil kein anderer Evangelist sich so viel Mühe gibt, die Beziehung von Kindern zu zeigen, in die Gott uns jetzt vor sich selbst gestellt hat. So heißt es in Johannes 20,17 direkt nachdem der Herr von den Toten auferstanden ist, an seine Jünger: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott.“ Davon ist hier nichts zu lesen, denn die Offenbarung ist nicht so sehr dazu gedacht, uns die Nähe der Beziehung zu Gott als unserem Vater zu zeigen, sondern vielmehr sein Gericht und seine Herrlichkeit, wenn auch mit Barmherzigkeit für einen Überrest. Ich spreche von dem prophetischen und irdischen Teil – natürlich nicht von dem, der uns einen Blick auf die Dinge droben gibt. So stehen der Name des Lammes und der Name seines Vaters (denn so sollte es gelesen werden), geschrieben auf ihren Stirnen, im Gegensatz zum Namen des Tieres in Kapitel 13. Der Name oder das Zeichen des Tieres wurde auf die rechte Hand oder die Stirn seiner Anhänger gelegt. Den Namen des Lammes und seines Vaters haben diese 144 000 auf ihren Stirnen – nicht nur in ihren Herzen, wenn wir so sagen dürfen; sie gehörten offensichtlich und offenkundig dem Lamm.
Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144 000, die von der Erde erkauft waren. Dies sind die, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind Jungfrauen; dies sind die, die dem Lamm folgen, wohin irgend es geht. Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm (14,2–4).
Sie zeichnen sich also nicht nur dadurch aus, dass sie das neue Lied des Himmels lernen, sondern auch durch ihre heilige Absonderung von all den verschiedenen Arten des Götzendienstes, die dann auf der Erde herrschen werden. Stehen positiv durch ihre treue Hingabe zum Lamm, was auch immer die feurige Prüfung sein mag. Anstatt die Sklaven des Tieres zu werden, wurden sie als Erstlinge der Erde für Gott und das Lamm erlöst. Sie sind eine ganz besondere Klasse, eine Art Bindeglied zwischen Himmel und Erde, von der sie erlöst wurden. Sie waren unbefleckt von den verderblichen Einflüssen jenes bösen Tages, und vor allem sind sie frei von den Abgöttereien, die eines seiner schlimmsten Kennzeichen sein werden. Ich meine nicht den Götzendienst in einem vagen oder unsichtbaren Sinn (wie wir vor der Habgier gewarnt werden, die moralisch eine solche ist), sondern wirklichen, buchstäblichen Götzendienst. Viele mögen es für absurd halten, davon zu sprechen, dass die Anbetung von Götzen in Ländern, die weder päpstlich noch heidnisch sind, wieder auftaucht; aber das würde nur zeigen, wie wenig jemand das Herz des Menschen kennt und wie groß die Macht Satans ist. Das Wort Gottes ist ganz eindeutig, dass die letzten Tage durch den gröbsten Geist des Götzendienstes gekennzeichnet sein werden, und zwar in den erleuchtetsten Teilen der Christenheit, und in Jerusalem selbst, das dann wieder die höchsten Ansprüche stellen wird. Es ist ein Abfall, zu dem das Menschenherz durchaus fähig ist und dem die Christenheit von Gott überlassen werden wird, als gerechte Vergeltung dafür, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben werden, damit sie errettet würden. „Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben“ (2Thes 2,11), wenn Er sie ihren eigenen natürlichen Begierden überlässt; und das Herz zieht alles und jedes Gott vor.