Die Tatsache, dass die Kirche sich mit der Welt verband, isolierte sofort den treuen Christen. Die Kirche wurde nun durch die Sünde nicht mehr gesehen. Es war nicht Gottes Absicht, es ist nicht nach seinem Herzen, dass es jemals so kam, obwohl ich glaube, dass alles weise zugelassen und angeordnet wurde. Gott hat Lichter nicht gemacht, damit sie verborgen werden, sondern dass sie an ihrer rechten Platz gesetzt wurden. So war es nun auch: Es herrschte der Katholizismus, wenn man die langwierige Betrachtung nimmt, die bald dem Papsttum den Weg ebnete. Aber wenn das Wort zu dem durchdrang, der ein Ohr hatte, um zu hören, gab es die verborgene Gemeinschaft mit Christus, wenn die öffentliche Stellung sich verfestigte und falsch geworden war. Daher sagt Er zu einem wahrhaftigen Gläubigen inmitten all dieses Verderbens und der Verwirrung:
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur der, der ihn empfängt (2,17).
Das Manna stellt Christus selbst dar, wie Er vom Himmel herabkam und einen Platz der Erniedrigung in der Welt einnahm. Die, die sich in der Welt aufhielten, werden an den Platz erinnert, den Christus hier auf der Erde einnahm. Das „verborgene Manna“ bezieht sich auf die Verwendung des Mannas für die Bundeslade: Ein gewisser Teil davon wurde als Gedächtnis vor Gott in das Heiligtum gebracht. Die Gläubigen sollen nicht nur von dem Manna essen, sondern auch von dem verborgenen Manna.
Es ist nicht nur so, dass wir mit Christus all seine Herrlichkeit teilen und genießen werden, wie Er in der Höhe erhöht und vor der Welt gezeigt wurde, sondern Gott wird uns eine besondere Gemeinschaft mit Christus geben, wie Er hier auf der Erde war. Wie lieblich wird es in der Herrlichkeit sein, dass Er, der uns zu all den Freuden und zum Frieden des Himmels gebracht haben wird, derselbe ist, den wir auf seinem ganzen Weg des Kummers und der Verwerfung in dieser Welt gekannt haben, mit dem wir ihn hier so schwach geteilt haben, indem wir uns auch jetzt von Ihm als unserem Teil ernähren! Der weiße Stein war ein Zeichen der völligen Freisprechung. Mögen wir so auf Christus blicken. Und möge Gott uns seine eigene Freude an seinem Sohn schmecken lassen, wie Er hier auf der Erde in seiner ausgestoßenen Stellung war! Damit verbunden ist der weiße Stein, das Teil derer, die Christus treu sind, in einem Zustand wie dem von Pergamus, als die Versammlung und die Welt sich gemeinsam erfreuten.
Wenn sie im Himmel sind, werden sie dieselbe Nahrung genießen, von der sie sich hier ernährt haben. Christus wird dort mehr als je zuvor in der Höhe genossen werden; und solche werden den weißen Stein haben, „und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur der, der ihn empfängt“ (d. h. der Ausdruck des eigenen verborgenen Wohlgefallens Christi über die Art und Weise, wie du für Ihn gelitten und Ihm hier auf der Erde gedient hast). Sicherlich wird das Herz das am meisten schätzen, was es zwischen Christus und ihm allein geben wird – was niemand wissen wird außer uns und Ihm selbst. Der Herr gewähre uns, dass wir von jeder Verlockung, die Satan durch die Welt anbietet, getrennt werden, obwohl niemand außer Ihm selbst jetzt davon wissen sollte. Sogar in der Herrlichkeit wird die Freude über seine geheime Zustimmung nicht verlorengehen, sondern tiefer als je zuvor bekannt sein.
Veränderung in der Struktur der Sendschreiben
Es gibt eine wichtige Änderung bezüglich der Anordnung, die in diesem Kapitel auftritt, beginnend mit dem Brief an Thyatira. In den ersten drei Versammlungen kommt das warnende Wort – „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Versammlungen sagt“ – vor der Verheißung; aber alle vier abschließenden Versammlungen haben die Verheißung vor der Aufforderung zum Hören. Diese jedenfalls werden als Repräsentanten von Zuständen der Versammlung gefunden, die bis zum Ende bestehen.
Nun muss es einen Grund für einen solchen Wechsel geben – einen hinreichenden Grund, warum der Heilige Geist in den drei früheren Briefen einheitlich eine Anordnung annimmt, und in den vier letzten ebenso einheitlich davon abweicht und eine andere Anordnung annimmt. Es ist nichts Zufälliges im Wort. Wie alles, was Er in seinem Umgang mit dem Menschen getan hat, wie alles, was Er sogar in der Schöpfung gemacht hat, seinen Zweck von Ihm aufgeprägt bekommen hat, so ist es noch viel mehr mit dem Wort, das seine Wege entwickelt und seine moralische Herrlichkeit zeigt. Und das ist von großer praktischer Bedeutung für uns. Denn bedenke, dass das Geheimnis der Stärke in einer vom Geist gelehrten Erkenntnis Gottes und seiner Wege in Christus liegt. In die Gedanken und Empfindungen Gottes einzudringen und sich an ihnen zu erfreuen, wie sie sich in dem, was Er tut und sagt, in der Offenbarung seiner selbst, das ist es, was das Herz des Gläubigen gewinnt und bewahrt, reinigt und stärkt. Israel verstand seine Wege nicht, und da sie sein Herz nicht kannten, irrten sie in ihrem eigenen Herzen; wie es heißt: „Ein Volk irrenden Herzens sind sie. Aber sie haben meine Wege nicht erkannt“ (Ps 95,10; Heb 3,10). Mose hingegen erkannte das Herz Gottes, und deshalb steht von ihm geschrieben: „Er tat Mose seine Wege kund“ (Ps 103,7).
In den ersten drei Versammlungen ist die Aufforderung zum Hören also förmlich an die gesamte betroffene Versammlung gerichtet; in den letzten vier scheint die Änderung der Situation eine größere Zurückhaltung zu kennzeichnen. Damit scheint angedeutet zu werden, dass von niemand erwartet wird, zu hören, außer dem, der überwindet. Deshalb wird diese Klasse von nun an gewissermaßen von den übrigen ausgesondert.22 Das Böse hat sich nun über die bekennende Versammlung gelegt, so dass die Verheißung nicht mehr in der alten unterschiedslosen Weise vorgetragen wird und werden kann. Aus dieser Unterscheidung entnehmen wir, dass ein Überrest immer deutlicher angezeigt wird.
Etwas Ähnliches findet sich auch an anderen Stellen. So sind in den sieben Gleichnissen von Matthäus 13 die letzten drei zweifellos von ihren Vorgängern abgegrenzt und an einen höheren Grad von geistlicher Einsicht gerichtet. Die ersten vier wurden draußen zur Volksmenge gesprochen, die letzten drei nur zu den Jüngern innerhalb des Hauses. Wo immer wir in der Bibel eine Reihe von Gleichnissen, prophetischen Visionen oder Ähnlichem finden, die wie diese gruppiert sind, wird gewöhnlich, um nicht zu sagen ausnahmslos, eine solche Linie zwischen denen gezogen, die mit einer allgemeinen Ausrichtung beginnen, und denen, die spezieller und enger werden, je näher wir dem Ziel kommen. Das trifft auffallend auf diese Sendschreiben zu, von denen die letzten vier den Überwinder von der ihn umgebenden ungläubigen Masse abgrenzen. Kurz gesagt, die Bildung eines treuen Überrests, der anfangs, wie ich annehme, nur moralisch von der Masse getrennt war, die den Namen des Herrn trug (jetzt leider zu Unrecht), wird immer deutlicher. Im Fall von Thyatira scheint der Geist Gottes das Prinzip klar und deutlich zu machen, wie wir sogleich sehen werden.
Off 2,18
Thyatira
Der Herr Jesus stellt sich hier in seinem Charakter als Sohn Gottes vor, gefolgt von einer Beschreibung, die im Wesentlichen der Vision entnommen ist, die der Apostel in Kapitel 1 gesehen hatte.
Und dem Engel der Versammlung in Thyatira schreibe: Dieses sagt der Sohn Gottes, der seine Augen hat wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Kupfer (2,18).
Wenn wir nachverfolgen, was die Schrift so gesehen über den Herrn Jesus sagt, werden zwei Dinge besonders deutlich. Als Sohn Gottes ist Er die Quelle und der souveräne Geber des Lebens (Joh 5). Das Leben, das wir durch den Glauben vom Herrn Jesus Christus erhalten – „Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben“ (Joh 6,47) –, ist Leben, und zwar in einer solchen Kraft, dass sogar die Körper derer, die es in Ihm besitzen, aus den Gräbern zur Auferstehung des Lebens hervorkommen werden; während andere, die es nicht haben, zur Auferstehung des Gerichts hervorkommen werden (Joh 5,28.29.) In der Auferstehung des Gerichts kann niemand gerettet werden. Kein Christ wird vor dem Richterstuhl Christi wie ein Verbrecher erscheinen, um verurteilt zu werden. Alle Christen werden vor Ihm erscheinen (wie es alle Menschen müssen); aber das Ergebnis vor der Welt wird, trotz des Verlustes der Belohnung in bestimmten Fällen, ihre herrliche Offenbarung als gerechtfertigte Menschen sein. Aber wenn wir erscheinen müssten, um zu sehen, ob wir gerecht sind und so der Verdammung entgehen könnten, könnte es dann einen Hoffnungsschimmer für uns geben? Dennoch kann es nie einen Zweifel an der absoluten Errettung derer geben, die das Leben in und aus dem Sohn Gottes haben, oder sollte es zumindest nie geben. Der Richterstuhl Christi wird sie eindeutig als gerechtfertigte Personen zeigen. Aber wir brauchen und sollen nicht auf den Richterstuhl warten, um zu wissen, dass wir gerechtfertigt sind. Wir entehren die Gnade Gottes und das Werk seines Sohnes, wenn wir es jetzt nicht wissen, was uns auch der Heilige Geist bezeugt. Der Glaube hat durch göttliche Vollmacht Anspruch auf eine volle Rechtfertigung jetzt und hier auf der Erde, nach dem Wert und der Annahme des Herrn Jesus vor Gott.
Und das führt uns zum zweiten der angedeuteten Vorrechte, die mit dem „Sohn Gottes“ verbunden sind. Er gibt sowohl die Freiheit als auch das Leben: „Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein“ (Joh 8,36). Das sind die beiden großen Aspekte des Segens, die Jesus als den Sohn Gottes kennzeichnen. Er schenkt nicht nur Leben, sondern auch Freiheit. Nicht, dass beides immer oder notwendigerweise zusammengehört hätte. Denn ein Mensch kann geistliches Leben haben und doch in schmerzlicher Knechtschaft sein, wie man allzu oft beobachtet. Davon lesen wir auch in Römer 7,24. Ein Mensch, der sich bekehrt hat, hat das Leben, kann aber trotzdem der elendeste aller Menschen sein, was seine eigene Erfahrung betrifft: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ In Römer 8,2 haben wir die Antwort der Gnade: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht [oder befreit] von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Die Freiheit geht nun mit dem Leben des Sohnes Gottes einher, denn Er ist der auferstandene Herr, der für mich gestorben ist und mich von allen Ansprüchen des Gesetzes befreit hat, und von jeder anderen Sache oder jedem, der sonst meinen Segen aufhalten könnte. Der Knecht bleibt nicht immer im Haus, er kann entlassen werden; aber es gibt nicht so etwas, dass der Sohn das Haus verlässt. Und so ist es, dass Gott uns als Söhne in sein Haus bringt, an den Ort völliger und heiliger Freiheit.
Was für ein suchender, aber gesegneter Titel war das für den Herrn Jesus, vor allem, wenn Er nicht nur für die damalige Not der Versammlung in Thyatira sorgte, sondern darüber hinaus jenen Zustand des Abfalls von der Wahrheit und sogar der Abgründe Satans darstellte, der das Mittelalter charakterisierte! In Ephesus, als fast alle Apostel aus der Welt verschwunden waren, gab es den Verfall der ersten Liebe; in Smyrna die Verfolgung durch die heidnischen Mächte; dann finden wir in Pergamus klar die Anspielung auf das Zeitalter, in dem das Christentum in der Welt die Oberhand gewann, und in dem folglich die Kirche den Verlust ihrer heiligen und himmlischen Absonderung auf der Erde vollendete und besiegelte. Die Macht der Welt hat nie einen größeren Sieg errungen, als sie äußerlich durch das Kreuz besiegt wurde; als durch das bloße Bekenntnis des Namens Christi in der Taufe die ganze römische Welt als von Gott geboren behandelt wurde; kurz, als das scheinbare Heidentum, aber wirklich das Christentum, vor der aufsteigenden Stille der Christenheit unterlag.
In vielerlei Hinsicht mag das eine Gnade für die Menschheit gewesen sein, da es sicherlich das größte Ereignis in der Regierung der Welt seit der Sintflut war; aber wer kann den Verlust für die Gläubigen und die Entehrung ihres Herrn abschätzen, als die christliche Versammlung ihren Platz des Leidens jetzt in der Gnade, in der Hoffnung auf Herrlichkeit mit Christus bei seinem Kommen, gegen die gegenwärtige Autorität in, ja über die Welt eintauschte?
In Thyatira kommen wir zu einer noch dunkleren Periode – die natürlichen Folgen jener Vergnügungen der Sünde für eine Zeit. Als das Reich sich zum Kreuz bekannte und es mit Gold schmückte, wurden die Kinder Gottes nicht nur begünstigt und umschmeichelt, anstatt in Schaf- und Ziegenfellen umherzuziehen oder sich in den Höhlen der Erde zu verstecken, sondern es wurden unweigerlich auch ihre Feinde angezogen, und der Bileam-Staat entwickelte sich, und der Mensch lief gierig dem Irrtum zur Belohnung nach. Aber der Isebel-Staat ist noch schlimmer als das, und höchst bezeichnend für die blutige und götzendienerische Prophetin, die in den sogenannten dunklen Zeitaltern, und dunkel waren sie in der Tat, die universelle Herrin sein wollte! Davon halte ich die Versammlung in Thyatira für eine bemerkenswerte Vorahnung.
22 Es ist ein eigenartiges Versehen, dass ein aufmerksamer Leser auf die Frage: „An wen richtet der Geist diese Worte?“ antwortet: „An die Engel jener Versammlungen“, selbst wenn man annimmt, dass die Engel ihre Bischöfe oder Aufseher sind, was, wie sich gezeigt hat, nicht nur unbegründet ist, sondern auch im Widerspruch zum Inhalt und Zweck der Offenbarung steht. Es ist eine traurige Sache, aus einem höchst ernsten Appell an den, der Ohren hat zu hören, entweder Episkopat oder Gemeindedienst abzuleiten, wenn die Kirche moralisch gerichtet wird. Der Geist spricht zu den Versammlungen, aber auch hier wird der Einzelne in den Vordergrund gestellt; und dies, noch auffälliger betrachtet, als Nachfolger des Überwinders, von und nach Thyatira.↩︎