Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesus, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen (1,9).
Die Drangsal, die Herrschaft und das Ausharren gehören alle zusammen. Er spricht absichtlich von sich selbst, nicht als ein Glied des Leibes Christi, sondern als ihr Bruder und Mitgenosse in der Drangsal (vielleicht weil es nach der Entrückung der Versammlung noch Gläubige auf der Erde und unsere Brüder geben wird, stellt Johannes sich auf ihre Seite). Der Heilige Geist liebt uns, welche besonderen Vorrechte wir auch immer haben mögen, um unseren Platz zusammen mit den Heiligen Gottes zu allen Zeiten einzunehmen. Das Buch der Offenbarung wurde für die Versammlung geschrieben, gerade als sie in einen Zustand des Verderbens abdriftete.
In Kapitel 6 haben wir einige dieser Mitgenossen in der Drangsal; aber was sie sagen, beweist, dass sie nicht zur Versammlung gehören. „Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst du nicht unser Blut“ (V. 10). Wir finden eine richtige christliche Bitte an Gott im Fall des Stephanus – „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ (Apg 7,60). Der Christ ist immer dazu berufen, in der Welt zu leiden. Diese Gläubigen in der Offenbarung werden verstehen, dass der Herr im Begriff steht, zu richten, und sie werden Ihn darum bitten, dies zu tun. Es wäre falsch, dies jetzt zu erbitten, denn es ist noch der Tag der Gnade. Der Glaube bezieht sich im Reden in der Regel auf das, was Gott tut, und Er handelt jetzt in Gnade und nicht im Gericht. Wir sind aufgefordert, uns vom Weg der Welt zurückzuziehen und unsere Herzen einfach mit dem zu beschäftigen, was herrlich und himmlisch ist, denn das ist das, womit Christus nun beschäftigt ist. Die weißen Gewänder, die diesen Märtyrern in Kapitel 6 gegeben wurden, sind ein offensichtliches Zeichen der Anerkennung Gottes. Sie sollten ruhen, bis ihre Brüder, die wie sie getötet werden sollten, vollendet sein würden. Das Gericht muss dann seinen Lauf nehmen. „In der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesus“. Es wird das Reich Christi in Macht sein, wenn die Drangsal und das Ausharren vorbei sind. Aber jetzt gehört zu den Umständen dieses Reiches die Drangsal. Das Königreich des Himmels, wie es in der Prophezeiung von Daniel dargestellt wird, ist kein Geheimnis. Es bedeutet die Herrschaft des Himmels auf (oder über) der Erde. Aber Christus wurde, anstatt seinen rechtmäßigen Platz als Messias zu bekommen, als Er kam, verworfen und fuhr in den Himmel hinauf; und so kommt es, dass die Geheimnisse des Königreichs eintreten, während er dort unsichtbar ist, außer für den Glauben. Daher kommt es, dass es jetzt Leiden und Ausharren im Reich gibt, wie es für den Christen tatsächlich ist. Wenn Christus in Herrlichkeit erscheint, wird dies alles ein Ende haben. Dann wird das Reich und die Macht kommen (siehe Off 12).
Es ist jetzt das Königtum und das Ausharren in Jesus. Das Wort „Ausharren“, ist gut zu bedenken. Wir haben Gemeinschaft mit Jesus in dieser geduldigen Erwartung; wir warten auf das, worauf Er wartet. Ein Mensch, der jetzt von neuem geboren wird, ist nicht im Reich und in der Macht, sondern im Reich und dem Ausharren Jesu. Daraus folgt natürlich das Leiden hier auf der Erde. So wurde hier der Apostel Johannes auf die Insel Patmos verbannt „um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu willen.“ Es geschah, wie ich annehme, um seines treuen Wirkens als Apostel im Evangelium und in der Versammlung, um Christus in beidem zu dienen. Aber er war inspiriert, und es im Sinn dieses Buches zu sagen, aus Gründen, die bereits angedeutet wurden.
Das ist der Ausgangspunkt, von dem aus sich Johannes an die Versammlungen wendet, nicht ausdrücklich als Apostel, sondern als ihr Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und im Königtum und dem Ausharren in Christus Jesus. Ein bemerkenswerter Zug, den das Christentum hervorgebracht hat, ist, dass Gott uns ein anderes Königtum von einer Ordnung eröffnet hat, die sich von der irdischen oder jüdischen unterscheidet – ein Königtum, in dem es vorläufig Drangsal gibt, soweit es unsere Beziehungen betrifft, und Hoffnung im Ausharren, die entsprechende und kennzeichnende Gnade; denn die Liebe Christi hat uns zu Königen gemacht, und wir werden mit ihm herrschen.
Aber die Versammlung hat ihren Platz des Leidens und Ertragens aufgegeben; sie hat den Platz der Macht in der Welt gesucht und eingenommen – den Platz, der wegen der Sünden Israels nur den Juden von Rechts wegen und den heidnischen Reichen in göttlicher Oberhoheit gehörte. Angesichts des allgemeinen Versagens steht es niemandem an, hochmütig zu sein. Wo es eine wirkliche Trennung vom Bösen gibt, möge es auch Demut geben! Wo es darum geht, mit dem Bösen aufzuhören, ist es nötig, auf den Herrn zu schauen, damit man nicht sagt: „Das habe ich getan, und das haben andere nicht getan.“ Sag lieber, es ist alles nur die Gnade des Herrn. Aber jene Christen, die sich vom Bösen um sie her abgrenzen wollen, stehen offensichtlich in der Gefahr, sich selbst etwas zuzuschreiben, was andere nicht tun. In der Gegenwart des Bösen, das wir vielleicht getan und gelassen haben, dessen Auswirkungen wir noch an uns selbst zu verurteilen haben, ist es nicht an der Zeit, in hohen Gedanken über uns selbst zu schwelgen.
Wenn Gott seine Absichten auf der Erde ausführt, wird sein Volk Gemeinschaft mit seinem Handeln haben, wie einst im Land Ägypten, in der Wüste und in Kanaan. Aber wenn wir das Christentum betrachten, geht es nicht um irdische Absichten, sondern um Jesus, der in Schwachheit gekreuzigt wurde, und um die Kraft, die Ihn von den Toten auferweckt hat. Es wird wieder ein höchst ernstes Handeln von Seiten Gottes geben, wenn Christus nicht nur die Lebenden, sondern auch die Toten richten wird. Aber für uns ist das Feuer des Zornes Gottes auf Christus gefallen. Sein geliebter Sohn hat das Gericht in Gnade getragen. Und nun prägt Gott dem Herzen seines Volkes die himmlische Herrlichkeit ein. Er formt ihren Charakter durch diese beiden großen Tatsachen, die in Christus zusammentreffen; die eine ist das Kreuz, die andere die Herrlichkeit, zu der Er aufgefahren ist. Was Gott also in Christus getan hat, ist das, womit Er uns in Verbindung bringen will. Wie die Israeliten das Gesetz hatten, das auf Steine eingraviert war, so soll Christus durch den Geist auf unsere Herzen und Wege geschrieben sein.
Das Leben eines Geschöpfes kann verlorengehen, aber was der Gläubige hat, ist das Leben Christi. Kann das Leben Christi jemals vergehen? Christus erlitt den Tod, damit Er einen Charakter des Lebens geben konnte, das der Tod nicht antasten konnte. Als Gott, der Herr, den Menschen schuf, machte Er ihn aus dem Staub des Erdbodens, aber Er hauchte ihm den Lebensodem in die Nase. Deshalb ist die Seele unsterblich. Adam hatte dieses Leben direkt durch den Odem Gottes des Herrn. Die Sünde aber kann es antasten, und der zweite Tod, der das ewige Verderben im Feuersee für Seele und Leib ist. Aber das, was Christus eingehaucht hat, nachdem Er von den Toten auferstanden war (Joh 20,22), war ein Leben, das der Tod niemals besiegen oder auch nur antasten konnte, niemand hat Gewalt darüber; und so ist das Leben jedes Gläubigen.