Behandelter Abschnitt Off 1,9-11
Was Johannes zuerst gesehen hat
Der Herr Jesus Christus als Beurteiler und Richter
„Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren in Jesus, war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie die einer Posaune, die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamus und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea“ (1,9–11).
Johannes war vom Kaiser Domitian um seines Glaubens und Zeugnisses willen auf die einsame Insel Patmos verbannt worden, als er diese Offenbarung empfing. Er war damals an „des Herrn Tag im Geist“ ganz mit dem Herrn beschäftigt, d. h. am ersten Tag der Woche, unserem Sonntag, an dem die Gläubigen sich um den Tisch des Herrn zu versammeln pflegten. Aber jetzt war der Apostel allein mit dem Herrn, gerade in der Stellung, die der Herr so gerne benutzt, um sich den Seinen, die mit offenen Ohren auf ihn hören, zu offenbaren (vgl. Joh 14,23).
Er kündigt seinem Jünger die zukünftigen Ereignisse bis zur Vollendung aller Ratschlüsse Gottes und bis zur Schwelle der Ewigkeit an, alles, was für uns auf der Erde notwendig zu wissen ist und was wir zu erfassen fähig sind. Johannes nennt sich dabei demütig und für uns bedeutungsvoll einfach unser „Bruder und Mitgenosse“. In aller Demut macht er sich so eins mit uns und stellt uns auf eine Stufe mit ihm, dem Apostel, sowohl in den Vorrechten (Königtum), als auch im Weg der Nachfolge des Herrn in Drangsalen und in ausharrender Erwartung unserer seligen Hoffnung, worin wir alle, er wie wir, auch eins mit unserm Herrn Jesus selbst sind.
Zunächst hört nun Johannes eine Stimme, wie der starke Ton einer Posaune, reden, und zwar bedeutsamer Weise hinter sich, so dass er sich danach umwenden muss. Es ist die Stimme des Herrn Jesus, die aber hier mit besonderem Nachdruck die Aufmerksamkeit des Sehers verlangt. Posaunenschall in der Heiligen Schrift hat immer die Aufgabe, die besondere Aufmerksamkeit der Hörer zu wecken. So fordert auch hier der Herr von Johannes besonderes Aufmerken; er soll das so Wichtige, das er nun zu hören und zu sehen bekommt, aufschreiben. Auch sollte er den Herrn, und ebenso die Versammlung, von einer ganz anderen Seite kennenlernen, als das bisher der Fall war. Dieses Umwenden ist auch für uns von großer Bedeutung, nicht nur, weil wir hier den Herrn in einem ganz anderen Charakter als in den andern Büchern erkennen lernen müssen, sondern auch um unserer menschlichen einseitigen Veranlagung willen, die meist sehr geneigt ist, nur nach einer Seite zu schauen und die anderen Seiten zu übersehen. Wir beachten viel zu wenig, dass alles im Leben des Menschen und erst recht in den Beziehungen zwischen Menschen und Gott mehr als eine Seite hat. So betonen wir gerne die eine Seite der Liebe und Gnade Gottes und vergessen allzu leicht die andere ernste Seite seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit.