Michael aber, der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses, wagte nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich! (Vers 9).
Dieser Vers, den wir jetzt vor uns haben, beschreibt einen der Gründe, die von Menschen, die sich selbst vertrauen, gegen den Brief vorgebracht werden. Die Erwähnung des Erzengels Michael erscheint ihnen völlig unerklärlich, da sie sie für eine bloße Überlieferung der Juden halten, die von Judas oder jedenfalls von jemandem, der den Brief unter seinem Namen geschrieben hat, wiedergegeben wurde; denn sie wissen wirklich nicht, wer ihn geschrieben hat, und es ist ihnen auch egal. Nur darf niemand glauben, dass Judas ihn geschrieben hat! Solches Gerede besteht einfach aus den Einwänden des Unglaubens, der, indem er an allem zweifelt, was von Gott inspiriert ist, sich anschickt, das Vertrauen derer zu erschüttern, die sehr wohl glauben.
Obwohl es sich um eine Tatsache handelt, die in keinem anderen Teil des Wortes Gottes vorkommt, welchen handfesten Grund gibt es da, dagegen zu protestieren? Es gibt Grund zur Dankbarkeit, dass er es hier bekanntgemacht ist.
Es gibt nicht wenige Aussagen in der Schrift, die nur einmal erwähnt werden; aber sie sind genauso sicher wie andere, die wiederholt genannt werden. Der Apostel Paulus erklärt in 1. Korinther 6,3, dass die Gläubigen Engel richten werden. Sie werden nicht nur die Welt richten, was zweifellos wahr ist, die an anderer Stelle offenbart wird; sondern es wird dort ausdrücklich gesagt, dass sie Engel richten werden. Mir ist keine andere Schriftstelle bekannt, die ein Schicksal andeutet, das die meisten als seltsam, wenn nicht gar unglaublich ansehen würden. Wir finden zwar, dass die zukünftige Welt nicht den Engeln unterworfen ist; aber das ist eine andere Sache. Sie versichert uns, dass die bewohnte Erde an jenem Tag dem Herrn Jesus unterworfen ist und die Gläubigen mit Ihm regieren werden. Die auferstandenen Gläubigen werden seine königliche Autorität teilen; denn das ist hier die Bedeutung von „richten“. Das hat überhaupt nichts mit der endgültigen Belohnung des Menschen durch Christus zu tun. Es ist kein geringer Fehler, anzunehmen, dass die Gläubigen das endgültige Gericht über Menschen oder Engel ausüben werden. Das gesamte Gericht ist ausschließlich dem Sohn des Menschen gegeben (Joh 5,22.27; Off 20).
Wenn es heißt, dass wir die Welt richten werden, ist die Bedeutung klar, ob die Menschen glauben oder nicht. Dieses Richten bedeutet, die höchste Macht und Autorität über die Welt auszuüben, nach dem Willen Gottes und zur Ehre des Herrn Jesus. Aber es gibt keine Rechtfertigung für die Vorstellung, dass Gläubige am Gericht des großen weißen Thrones teilnehmen werden. Auf jenem Thron sitzt allein der, der jedes Geheimnis kennt, der Nieren und Herzen erforscht; und Er ist der alleinige Richter, wenn es darum geht, den Menschen an dem Tag zu richten, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten wird, wie es im Evangelium des Paulus heißt. Keinem Menschen ist es jemals gegeben worden, das Leben anderer zu ergründen; und ich bin mir auch nicht bewusst, dass wir jemals dazu berufen sein werden, dieses Wissen, das für den Richter der Lebenden und Toten so wichtig ist, mitzuteilen.
In der Tat ist die Vorstellung, dass wir in der Ewigkeit über Menschen zu Gericht sitzen, ein grober und grundloser Fehler, für den es an keiner Stelle in der Schrift den geringsten Beweis gibt. Aber wir werden die Welt richten, wenn das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus gekommen ist. Er wird ewig herrschen, und wir ebenfalls, wie sein Wort uns versichert. Aber es gibt eine besondere Entfaltung dieser gemeinsamen Herrschaft, und zwar während der tausend Jahre. Das ist natürlich keine Frage des ewigen Gerichts, sondern des Reiches; wenn aber die Erde und der Himmel entfliehen und kein Platz für sie gefunden wird, folgt das ewige Gericht, und niemand außer dem Herrn richtet (Off 20). Ihm ist alles Gericht übergegeben, wenn die Werke der Menschen, die Ihn in den traurigen Aufzeichnungen der Zeit verachtet haben, von Ihm für ewige gerichtet werden. Ihm sind keine Beisitzer beigegeben; Er allein ist der Richter.
Es bleibt jedoch die klare Offenbarung, dass wir Engel richten werden. Wenn dies auf diese eine Schriftstelle beschränkt ist, so ist es so. Ein klares Wort Gottes ist so sicher wie tausend. Haben wir es mit dem Zeugnis von Menschen zu tun, so muss das Wort von tausend, wenn sie anständige Leute sind, natürlich ein größeres Gewicht haben als das eines einzigen Menschen. Aber hier handelt es sich überhaupt nicht um Menschen. Das, worauf wir stehen, und das Einzige, was uns festen Grund gibt und uns über allen Nebel erhebt, das Einzige, was uns Glauben, Ehrfurcht, Einfalt und Demut gibt, ist das Wort Gottes. Es ist in der Tat eine wunderbare Gnade, in einer Welt des Unglaubens wahrhaftig zu sagen: „Ich glaube Gott“; sich vor dem Zeugnis Gottes zu beugen und darin zu ruhen; vollkommenes Vertrauen in das zu haben, was Gott nicht nur gesagt, sondern ausdrücklich geschrieben hat, um unsere Herzen zu befestigen, zu üben und uns zu informieren.
Gewiss, wenn Gott etwas einmal unmissverständlich sagt, ist es so sicher, als ob es Ihm gefallen hätte, es viele Male zu sagen. Man wird in der Tat, wie es mir scheint, feststellen, dass Gott fast nie dasselbe wiederholt. Es gibt einen Unterschied in den verschiedenen Formen, die Gott benutzt, um die Wahrheit mitzuteilen. Das ist eine ihrer großen Schönheiten, die den Ungläubigen jedoch völlig entgeht, weil sie seine Worte auf eine unbestimmte und unsichere Weise hören. Wie sie sich nie etwas aneignen, so hören sie auch nie Gott darin. Sie mögen an Paulus oder Petrus, Johannes oder Jakobus denken und sich schmeicheln, ganz genauso gut oder vielleicht besser zu sein. Was ist an alledem, außer dass der Mensch sich selbst zu seiner eigenen Erniedrigung erhebt? Er sinkt moralisch jedes Mal, wenn er sich stolz gegen Gott und sein Wort erhebt.
Hier wird uns also eine Tatsache über die unsichtbare Welt mitgeteilt, nicht in den Tagen Moses oder Josuas, wenn uns das Begräbnis Moses beschrieben wird. Hier schreibt Judas viele Jahre nach Christus und erwähnt das zum ersten Mal. Warum sollte dies seltsam erscheinen? Es war der richtige Zeitpunkt für Gottes Wohlgefallen gekommen, es mitzuteilen.
Hat uns nicht der Apostel Paulus in seinem letzten Brief erstmalig die Namen der ägyptischen Zauberer genannt, die sich Mose vor dem Pharao widersetzten? Zweifellos wurde uns von solchen Zauberern berichtet; aber wir kannten ihre Namen nicht, bis der zweite Brief an Timotheus geschrieben wurde. Die Heilige Schrift kann nur in den Willen Gottes aufgelöst werden. Es gefällt Gott, seine ganze Souveränität darin auszuüben, und Er zeigt Paulus darin, dass er beauftragt ist, eine Sache zu schreiben, die allein ihm vorbehalten ist. Hier haben wir also den Heiligen Geist, der seine Macht und Weisheit erweist, indem Er eine geheimnisvolle Tatsache am Ende des Lebens Moses in Erinnerung ruft. Warum sollten die Menschen an dem zweifeln, was für Gott so leicht ist, es zu offenbaren?
Gibt es irgendetwas, das für seine Gnade zu wunderbar ist? Ist Er, der in der Offenbarung wirkt, nicht der ewige Geist Gottes? Und warum sollte Er nicht, wenn Er es für richtig hält, die Namen für den Tag aufbewahren, an dem Paulus schrieb? Der Anlass war die Zunahme von Betrügern in der Christenheit – eine Sache, die viele anscheinend völlig zu übersehen bereit sind. Sie geben sich der liebenswürdigen Vorstellung hin, dass ein solches Übel unmöglich ist, besonders unter den Brüdern! Aber warum ist das so? Sicherlich sind solche Eindrücke nicht nur im höchsten Grad dumm, sondern auch ungläubig. Es sollte offensichtlich sein, dass, wenn irgendwo auf der Erde der Satan Unheil stiften will, es genau unter denen geschieht, die für das Wort Gottes und den Geist einstehen. Wo Aberglaube geduldet wird und Rationalismus herrscht, hat er bereits einen ruinösen Vorteil über die Religiösen und die Profanen gewonnen. Wenn irgendjemand auf dem Erdball in der heutigen Zeit diese beiden hasserfüllten und doch imposanten Irrtümer widerlegt, muss seine Bosheit gegen sie gerichtet sein. Der Grund ist klar. Wir haben kein Vertrauen auf Fleisch, sondern auf den Herrn; und zu diesem einen Namen sind wir versammelt, dessen wir uns rühmen und uns nur auf sein Wort und den Geist Gottes stützen.
Lasst diese also unsere Jakin und Boas sein, die beiden Säulen des Hauses Gottes, sogar an einem Tag des Verderbens und der Zerstreuung. Lasst uns froh sein, um der Wahrheit willen verachtet zu werden. Wie können wir erwarten, dass irgendwelche anderen Gefühle uns gegenüber erregt werden? Sagen wir nicht allen, dass die Kirche äußerlich ein Wrack ist? Und sage nicht im Gegenteil, dass die Kirche sich für die Wiedervereinigung anbietet und dass die Klassen und die Massen gleichermaßen durch großartige Gebäude, Riten, Zeremonien, Musik und dergleichen gewonnen werden und dass es auf der einen Seite eine starre Antike für die gibt, die die Vergangenheit verehren, aber auf der anderen Seite das Mittel der Entwicklung, um den Hoffenden und Selbstbewussten zu schmeicheln? Denk dann an den modernen Zustrom von Gold und Silber, an dem es der Versammlung zur Zeit der Apostel so sehr mangelte! Ist es nicht Gott, der es jetzt seiner Kirche gibt, damit sie mit der Zeit die Welt aufkaufen kann! Und wenn man ihnen sagt, dass alle solche Prahlereien nur zu den Beweisen des völligen Verderbens der Kirche gehören, was können sie dann anderes sein als hasserfüllt und widerwärtig in ihren Augen? Christus hat immer einen Weg für die Gläubigen, einen Weg der Wahrheit, der Liebe und der Heiligkeit für den dunkelsten Tag des Verderbens, so viel wie für jeden anderen. Es ist für das Auge, das nur auf Ihn schaut, und das Ohr, das sein Wort hört, den Pfad zu finden, so schmal er auch ist, aber seine Mess-Schnüre fallen in liebliche Örter und es ist ein schönes Erbteil. Wenn wir aber nach irdischen Dingen trachten und uns in der Religion mit den Gedanken der Menschen oder den Wegen der Welt verstricken, was kann das Ergebnis anderes sein, als dass wir dem Verderben nachhelfen? Wir werden verwirrt, unruhig und unglücklich wie Simson mit seinem abgeschnittenen Haar, schwach wie Wasser und obendrein blind.
Auch ist es keineswegs unerklärlich, dass die Menschen gegen einen Brief eingestellt sind, der einer der lautesten und deutlichsten Trompetenstöße gibt, der gegen die Christenheit geblasen wird. Denn er legt ausdrücklich fest, dass die Abkehr von der Wahrheit und das Verkehren der Gnade Gottes zur Ausschweifung bis zum Gericht andauern werden – nicht, dass es nicht solche gäbe, die treu und wahrhaftig sind, die sich selbst in der Liebe Gottes erhalten und sich auf ihren allerheiligsten Glauben erbauen, der den Gläubigen ein für allemal überliefert wurde. Was kann man sich entfernter vorstellen von den neuen Erfindungen der Menschen? Von der eitlen Unruhe, die immer auf der Suche nach einer neuen Aktivität ist? Von allem, was von dieser Art ist, müssen wir uns fernhalten, weil es tödlich ist. Es geht nicht nur um allerlei Manipulationen mit schlechten Wegen oder falschen Lehren, sondern um die Vermenschlichung des Göttlichen. Dazu sind wir durch das eigentliche Wesen des Christentums verpflichtet, das uns zur völligen Abhängigkeit vom Wort und Geist Gottes aufruft. Es steht uns also nicht zu, zu fragen: Was ist falsch an diesem oder was ist schlecht an jenem? Für den Gläubigen ist die wahre Frage: Was sagt die Schrift? Wie steht es geschrieben?
Hier steht geschrieben: „Michael aber, der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses, wagte nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“ (V. 9). Hier ist also eine große Wahrheit, die auf eine eindrucksvolle und kraftvolle Weise gelehrt wird. Der Apostel Petrus sagt im 2. Kapitel seines zweiten Briefes genau dasselbe wie Judas, obwohl er kein einziges Wort darüber sagt. Er macht keine Anspielung auf den Erzengel Michael. Er spricht in Vers 4 von Engeln, die gesündigt haben, die Gott nicht verschont hat. Aber Judas beschreibt die Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrten. Das hat eindeutig nichts mit Michael zu tun. Die Erwähnung des Erzengels ist Judas vorbehalten; und der Zweck ist, die Gesinnung zu beschreiben, die zu Gott passt, sogar im Umgang mit seinem schlimmsten Feind, dass man nicht Böses mit Bösem vergeltet, noch Schmähung mit Schmähung, sondern im Gegenteil einen unmittelbaren und bekennenden Bezug zu Gott hat.
Umso erstaunlicher ist die Macht, die Michael verliehen wird. Er ist der Engel, den Gott einsetzen wird, um den Teufel bald von seinem bösen Ansehen herabzustürzen (Off 12). Aber die hier gegebene historische Andeutung steht ganz im Zeichen der Zukunft. Du mögest mir sagen, dass Offenbarung 12 Judas nicht offenbart wurde, der dies schrieb. Wie dem auch sei, derselbe Gott, der durch Judas gewirkt hat, hat auch durch Johannes gewirkt. Es ist aus den beiden Schriften ersichtlich, dass der Widerstreit zwischen Michael und dem Teufel keine dem Wort Gottes fremde Wahrheit ist. Wir haben sie im geschriebenen Wort. Es ist die Wahrheit Gottes. Judas wurde gegeben, uns das zu sagen, was Gott ihn zu schreiben bewegte, was nicht nur einen großen moralischen Wert für jede Zeit hat, sondern uns die bemerkenswerte Tatsache gibt, dass der Widerstreit zwischen Michael, dem Erzengel, und dem Teufel nicht nur der Zukunft angehört. Hier liegt der Beweis vor uns, dass er auch in der Vergangenheit gewirkt hat. Wir können also von damals aus gesehen fünfzehnhundert Jahre zurückblicken, und da sehen wir den Beweis für diesen Streit zwischen dem Teufel und dem Erzengel. Sagt ihr, es ging um den Leib Moses, und was geht das irgendjemand an? Können wir nicht ohne weiteres die Bedeutung dieses Streits erfassen? Können wir nicht die Bedeutung dieser Frage verstehen, wenn wir uns die ganze Geschichte Israels in der Wüste vor Augen halten, wie sie im zweiten und vierten Mose gegeben ist?
Nichts ist unter den Propheten üblicher als dies, dass sie, während sie zu Lebzeiten gehasst wurden, nach ihrem Tod zu höchsten Ehren kamen; und, was so bemerkenswert ist, die höchste Ehre für dieselbe Klasse von Menschen, die sie hassten. Sie wurden nicht so sehr zu Objekten der Ehre für andere Menschen, sondern wurden von der gleichen ungläubigen Klasse geehrt, die die Worte der Propheten nicht ertragen konnte, als sie noch lebten. Sie sind bereit, den prophetischen Boten zu töten, wenn er lebt, und verehren ihn geradezu, wenn er tot ist. Nun, es ist derselbe Unglaube, der auf zweierlei Weise handelt; der, als er noch lebte, das Wort Gottes, das durch ihn kam, beobachtete und ihn verdammte und hasste, aber als er tot war, und daher nicht länger ein lebendes Bild, um ihr Gewissen zu durchbohren, bauten dieselben Leute, die Krieg mit dem Propheten hatten, ein schönes Denkmal zu seinem Andenken; und so, indem sie den Charakter von Männern bekamen, die eine große Achtung vor dem Propheten hatten, Männer also, die ihr Bestes für die Religion taten, gaben sie ihr Geld, um ein schönes Denkmal errichten zu lassen oder um eine schöne Statue anfertigen zu lassen, oder ein so großartiges Bild, so viel sie dafür bezahlen konnten! So wahr es ist, das Fleisch ist ziemlich merkwürdig, weil es bereit ist, einen Menschen zu ehren, wenn er tot und weg ist, den es nicht ertragen konnte, als er noch lebte.
Unser Herr hat genau auf diese Eigenschaft hingewiesen. Es ist überhaupt keine Idee von mir, es ist die Wahrheit Gottes. Unser Herr wirft dies am deutlichsten dem jüdischen Volk vor. Und das ist keineswegs auf das jüdische Volk beschränkt. Wenn du jetzt in die Stadt Bedford gehst – um ein Beispiel aus unserem eigenen Land zu nehmen –, wirst du dort ein schönes Denkmal für John Bunyan finden, der, als er noch lebte, beobachtet, eingekerkert und als anmaßender, schlechter Mann angesehen wurde. Dieselbe Klasse von Menschen kauft jetzt sein Buch und ist jedenfalls nicht traurig, dass die Kinder es zusammen mit den Unterhaltungen aus Tausendundeiner Nacht im Kinderzimmer lesen. Da haben sie also die Pilgerreise und die Märchen aus Tausendundeiner Nacht, und sie werden alle als gleich unterhaltsam für die Kinder angesehen. Sie zeigen damit, dass sie den gefangenen Kesselflicker für ein Genie halten –, denn das ist ihre Art, es zu betrachten; und dadurch gewinnen sie für sich selbst in allerlei Hinsicht Ansehen, sowohl als Männer von Geschmack, als auch als Männer, die der Religion keineswegs abgeneigt sind, wenn sie ihr Gewissen nicht stört. Das, wovon ich spreche, ist also immer wahr und wird immer wahr sein, bis der Herr kommt, und dann wird es nicht mehr so etwas geben wie: „Der gemeine Mensch wird nicht mehr edel genannt und der Arglistige nicht mehr vornehm geheißen werden“ (Jes 32,5), noch andererseits die Ungerechten, die als Gerechte behandelt werden. Dann wird die Gerechtigkeit herrschen, und alles und jeder wird seinen Platz bei Gott finden.
Nun wissen wir alle aus dem Bericht über Mose, sowohl in 2. Mose als auch in 4. Mose, wie die Kinder Israels ständig mit ihm stritten, gegen ihn murrten und schlecht über ihn sprachen – Mose wirklich hassten, und auch Aaron. Und es war nur die Macht Gottes, die sich hin und wieder einmischte, die sie aufschreckte und sie niederschlug und sie zwang, ihm wenigstens äußerlich Respekt zu zollen. Aber direkt als er gestorben war, was machte da derselbe Teufel, der sie gegen Mose aufhetzte, als er noch lebte? Oh, was hätte er nicht für diesen toten Körper Moses gegeben! Der tote Körper wäre zu einer Reliquie gemacht worden. Ihr wisst sehr gut, dass dies eine Lieblingsidee der Menschen ist: der tote Körper wäre ein Gegenstand der Anbetung geworden. Der Teufel hätte also zweifach gewonnen. Erstens, indem er sie zu Lebzeiten in einen Krieg mit ihm verwickelte, und noch mehr, als er tot war, indem er sie zu Götzendienern Moses machte. So können wir leicht verstehen, warum der Herr den Leichnam selbst begraben hat.
Aber es scheint, dass es, bevor er begraben wurde, diesen Streit zwischen Michael, dem Erzengel, und dem Teufel um den Leichnam Moses gab. Das ist völlig in Einklang mit der geheimnisvollen Art und Weise, in der der Herr ihn begraben hat. Niemand sollte es wissen. selbst wenn Satan es wissen durfte, hätte Gott eingriffen, indem Michael dieses Grab bewacht hätte, so dass Michael alle Bemühungen des Teufels, des toten Körpers habhaft zu werden, verhindern würde. Wir haben also zwei Tatsachen: Das, was uns hier von Judas berichtet wird, und die Tatsache aus 5. Mose 34, wo wir den Bericht finden, dass der Herr Mose begraben hat. Das hat Er bei keinem anderen Menschen getan. Zeige mir nur einen einzigen Fall, in dem der Herr irgendjemanden begraben hätte. Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, außer an Mose, und es gab besondere Gründe, warum der Herr diesen Leichnam heimlich begraben würde und nicht irgendeinen anderen.
Es gab nie einen Mann, der eine so bemerkenswerte Stellung gegenüber einem ganzen Volk einnahm wie Mose gegenüber den Kindern Israels. Jetzt, wo er nicht mehr da war, würde unter dem Teufel eine Reaktion stattfinden, nicht im Geringsten eine Reaktion des Glaubens, sondern des Unglaubens, um eben jenen Leichnam zu vergöttern, denselben Mann, den sie zu Lebzeiten ständig plagten.
Die Tatsache, die uns hier vor Augen geführt wird, geht also einher mit einer anderen Tatsache, auf die ich soeben im Alten Testament hingewiesen habe (beide stimmen völlig überein), nämlich, dass es im Fall des toten Körpers Moses besondere Gründe gab, warum der Herr eingriff. Nun erfahren wir aus dieser Stelle in Judas eine weitere sehr bemerkenswerte Tatsache, nicht über den Herrn, sondern über den Feind und den, den der Herr für geeignet hielt, ihn zu benutzen.
Nun, es gibt neben Michael noch andere, die im Himmel von großer Bedeutung sind. Gabriel steht in der Gegenwart Gottes, und er wurde, wie wir wissen, von Gott für eine sehr wichtige Aufgabe eingesetzt. Es war nicht Michael, sondern in besonderer Weise Gabriel, der bei der Ankündigung der Geburt unseres Herrn Jesus eingesetzt wurde, und wir können völlig verstehen, warum Gabriel damals eingesetzt wurde und nicht Michael. Michael ist der Fürst, der sich für das jüdische Volk einsetzt. Doch das Lukasevangelium zeigt den Herrn Jesus, der von einer Frau geboren wurde, nicht nur für das jüdische Volk, sondern für die Menschen allgemein – „Gottes Wohlgefallen an den Menschen“, nicht nur an den Juden: Deshalb ist es hier nicht dieser bestimmte Engel Michael; er wurde bei dieser Gelegenheit nicht eingesetzt.
Es scheint mir also, dass es göttliche Weisheit war, dass Gabriel für diesen Auftrag eingesetzt wurde und nicht Michael; dass dies so ist, wird sicherlich jedem klar sein, der Daniel 10 und 12 liest. Ich beziehe mich jetzt nur darauf, weil es wichtig ist, um die Harmonie der Schrift zu zeigen, und das sogar bei einem höchst außergewöhnlichen Ereignis, das nur einmal aufgezeichnet wird. Es zeigt Prinzipien der göttlichen Wahrheit, die das, was nur einmal offenbart wurde, unterstützen und damit übereinstimmen. Das möchte ich jetzt zeigen.
Im letzten Teil von Daniel 10 (ja, auch Dan 11) lesen wir: „Da sprach er [das ist der Engel, der mit Daniel zu tun hatte]: Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Und jetzt werde ich zurückkehren, um mit dem Fürsten von Persien zu kämpfen“ (V. 20a). Hier sehen wir, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass Engel kämpfen. Es wird stärker ausgedrückt: „aber wenn ich ausziehe, siehe, so wird der Fürst von Griechenland kommen“ (V. 20b).
Wir werden im nächsten Vers eine kleine Andeutung finden, wer und was diese Fürsten waren: „Doch will ich dir kundtun, was im Buch der Wahrheit verzeichnet ist. Und kein Einziger steht mir gegen jene mutig bei als nur Michael, euer Fürst“ (V. 21).
Wir erfahren hier, dass Michael in erster Linie der Fürst Israels war. In welchem Sinn? Nicht als sichtbarer Herrscher, sondern als unsichtbarer Verfechter der Sache des jüdischen Volkes. Sieh nun, wie das mit Michaels Bewachung des toten Körpers von Moses zusammenpasst, mit seinem Auftrag Gottes, mit dem großen Feind zu kämpfen, damit kein Missbrauch dieses toten Körper geschehe. Wer hatte erfüllte diese Aufgabe so herausragend wie der Fürst Israels? Und was den Engel betrifft, der mit Daniel sprach, von dem wir im vorigen Teil des Kapitels auf höchst interessante Weise und in den leuchtendsten Farben viel gelesen haben – er sagt: „Und kein Einziger steht mir gegen jene mutig bei“ (V. 21) –, das heißt, im Widerstand gegen die Fürsten von Griechenland und Persien. Und warum? Es scheint, dass die Fürsten von Griechenland und Persien dem jüdischen Volk nicht wohlgesonnen waren. Sie hatten Interessen, die mit Griechenland und Persien verbunden waren, die dem jüdischen Volk entgegengesetzt waren; und in der Vorsehung Gottes werden hier die Engel erwähnt, die die großen Werkzeuge der Vorsehung sind. Das unsichtbare Wirken Gottes wird durch Engel vollbracht.
Das ist auch heute so. Wir alle werden von den Engeln sehr umsorgt, mehr als wir zu denken geneigt sind. Wir lesen von ihnen im Hebräerbrief: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen?“ (Heb 1,14). Wir sind also den Engeln zu Dank verpflichtet. Ich sage nicht, dass es um Michael oder Gabriel geht, aber ich sage, dass die Engel in dieser gegenwärtigen Zeit eine besondere Rolle in der Christenheit für alle Erben der Errettung spielen. Ihr seht, dass es zu dieser Zeit, in Daniel, nicht so sehr um die Erben der Erlösung ging, sondern um das jüdische Volk. Sie waren der große Gegenstand der Fürsorge Gottes in ihrem gefallenen Zustand. Sie waren höchst schuldig, aber sie waren geliebt. Sie waren von der babylonischen Macht in die Gefangenschaft geführt worden. Und sie sollten die Sklaven anderer Mächte auf der Erde werden; aber trotz alledem setzte sich Michael für sie ein, und dieser andere Engel, der zum Propheten Daniel spricht. Es gab auch andere Engel, die sich ihnen entgegenstellten, gegen die sie kämpfen mussten.
Nun, die Leute mögen sagen, dass das alles sehr geheimnisvoll ist. Das ist es in der Tat, liebe Geschwister. Deshalb ist es nicht unglaublich, sondern von sehr großer Bedeutung, dass wir unsere Herzen und unseren Verstand öffnen, um zu glauben, was wir nicht sehen. Es gibt nichts, was mehr zur Einfachheit eines Gläubigen beiträgt, als dass er seinen Glauben auf die Dinge richtet, die unsichtbar sind, wie auch auf die, die ewig sind, und wir sollten unsere Verpflichtung gegenüber Gott für diese Dinge empfinden.
Wenn wir nun einen Beweis in Einzelheiten dafür haben wollen, wenden wir uns Apostelgeschichte 8 zu. Dort findest du, dass der Engel zu Philippus sagt, er solle in eine bestimmte Richtung gehen, und er tut das. Danach spricht der Geist, also nicht der Engel, sondern der Geist. Nichts kommt der Schrift an Genauigkeit gleich. Nun, in Apostelgeschichte 8,26 lesen wir: „Ein Engel des Herrn aber redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; dieser ist öde.“ Es gab anscheinend zwei Wege. Die eine führte durch einen bewohnten Teil des Landes, die andere war Wüste. Nun, eine Wüste ist nicht der Ort, den ein Evangelist wählen würde. Deshalb sagt der Engel, der in der Vorsehung Gottes handelt, zu Philippus: Du gehst diesen Wüstenweg.
Es ist eins der schönen Kennzeichen des Philippus, dass er kein Vernunftmensch war. Die Vernunft ist eine ausgezeichnete Sache für Menschen, die das Wort Gottes nicht haben, und ich sage nicht, dass es außerhalb der göttlichen Dinge keine nützliche Vernunft geben kann, die wir vielleicht gesunden Menschenverstand nennen. Aber ich sage dies, dass je mehr der Gläubige zu allen Zeiten nach göttlichen Prinzipien handeln kann, desto besser für ihn und desto mehr zur Ehre des Herrn. Wenn er manchmal wie ein Weltmensch nach seinem gesunden Menschenverstand handelt und ein anderes Mal als Gläubiger nach dem Wort Gottes, ist er in Gefahr, praktisch zwei verschiedene Personen zu sein. Und wenn ein Mensch das Spiel zweier Persönlichkeiten spielt, ist er geneigt, ein Heuchler zu werden. Es wird einen Mangel an Realität bei dem Menschen geben. Wir sollten nur eine Persönlichkeit haben. Wir sind mit einem Preis erkauft, nicht nur für unsere religiösen Dinge, sondern für alles.
Wir gehören nicht uns selbst, sondern dem Herrn; und je mehr sich daher ein Gläubiger über das, was er als Mensch tun will, zu dem erheben kann, was er als Heiliger zu tun liebt – je mehr er sich daran hält, desto mehr entspricht er seinem Bekenntnis als ein Kind Gottes. Denn warum sollte es nicht so sein? Was sollte ihn daran hindern, überhaupt in allem ein Heiliger zu sein? Kann er nicht ein Heiliger sein, wenn er sein Geschäft führt? Kann er nicht ein Heiliger sein, wenn er im Büro arbeitet? Sicherlich könnte er es sein und sollte es auch sein. Es gibt nichts, was ihn daran hindern könnte, wenn er im Glauben lebte und den Herrn vor Augen hätte. Wenn er aber stattdessen nur auf den Laden oder das Büro schaut, dann sagt er, es ist ja nicht Sonntag, und es findet jetzt auch keine Versammlung statt. Ich lebe jetzt als Mensch. Das ist es also. Wie kann er so etwas wie Glauben oder Gnade, Fürsorge für Christus und seine Herrlichkeit erwarten, wenn das der Fall ist?
Ich bestreite ganz und gar, dass wir in den alltäglichsten Dingen dieses Lebens nicht Diener Christi sein können; und das ist es, wofür wir alle besonders beten müssen. Natürlich müssen wir beten, dass wir uns wie Gläubige verhalten, wenn wir in die Versammlung kommen, und wenn wir uns in einer Versammlung irgendeiner Art befinden; doch warum wir unsere Heiligkeit ablegen sollten, wenn wir ins Geschäft gehen oder irgendetwas anderes tun, ist eine andere Sache, und das ist ein sehr gefährlicher Weg.
Nun, hier sehen wir, dass der Engel des Herrn in der Vorsehung mit Philippus handelt, und Philippus reagiert sofort entsprechend. Er sagt nicht: Ach, ich werde nicht in der Lage sein, zu einer Versammlung zu sprechen, und auf jeden Fall mag ich keine kleine; ich möchte eine große haben. Er hat kein Wort über klein oder groß gesagt. In der Tat, er hatte nicht vor, zu einer Versammlung zu sprechen. Er muss sich mit einer einzigen Seele begnügen. Diese Seele ist für Gott, wenn nicht sogar für ihn selbst, über alle Maßen wertvoll. Was wäre die ganze Welt für jemanden, wenn die Seele verlorenginge, wie der Herr selbst den Menschen gesagt hat, und was sie immer noch nicht glauben wollen?
Der Engel sagt Philippus dieses Wort, und er hört und geht, ohne zu fragen. Aber als er dort ankam – auf diesem Weg, der von Jerusalem herabführt –, da begegnete ihm dieser äthiopische Fremde in seinem Wagen, der von Jerusalem zurückkehrte und den Propheten Jesaja las. Er war jetzt nicht nach Jerusalem hinaufgefahren, um dort einen Segen zu erhalten. Er mag danach gesucht und dafür gebetet haben, aber er hat ihn dort nicht gefunden. Er kehrte ohne Segen aus Jerusalem zurück, verließ diese Stadt, und genau das tat das Evangelium. Es verließ Jerusalem, vertrieben durch den Unglauben, und dieser arme jüdische Proselyt ging ohne Segen durch das Evangelium in dieser Stadt weg, denn er fand dort keinen Segen. Es war dort eine Verfolgung gegen das Evangelium ausgebrochen.
Als er nun zurückkehrte, las er in seinem Wagen. „Der Geist aber sprach zu Philippus: Tritt hinzu und schließe dich diesem Wagen an“ (V. 29). Nun, warum ist es hier der Geist? Weil es sich um das Wort Gottes und die Person handelte. Der Engel sagte kein Wort über die Person des Äthiopiers. Ich weiß nicht, ob der Engel etwas darüber wusste. Er hatte den Auftrag Gottes zu erfüllen: Sage dem Mann, er soll auf den Weg gehen, der öde ist. Er handelte danach; der Engel hatte recht, und Philippus hatte recht, aber es war reine Vorsehung. Dann folgt der geistliche Teil, und hier greift der Heilige Geist ein.
Jetzt finden wir nicht den Engel, der spricht, und den Heiligen Geist, der spricht, sondern wir haben die Engel, die handeln. Wir wissen vielleicht nicht, wie es vor ich geht, doch ein Engel schaltet sich oft ein, um uns daran zu hindern, einen bestimmten Weg zu gehen, während wir, wenn es dieses Eingreifen nicht gegeben hätte, getötet worden wären. Wir gehen oft dorthin, wo wir nicht hinwollten, oder wir gehen nicht dorthin, wo wir hinwollten. Wenn ich oft sage, meine ich manchmal; während unseres ganzen Lebens würde wirklich das Wort oft passen. Es gibt keinen Menschen, der das nicht von Zeit zu Zeit tut, was er nie beabsichtigt hat, vielleicht durch einen Impuls, der ihm gegeben wurde – er kann nicht sagen, wie oder warum –, und er geht diesen Weg, weil er meinte, ihn gehen zu sollen.
Hier finden wir jedoch eine andere Art der Führung, die eher geistlicher Natur ist und die Person sozusagen geneigt ist, ein Wort für den Herrn weiterzugeben. Glaubst du, dass es so etwas nicht gibt? Eine solche Vorstellung mag für Menschen sein, die nicht glauben, dass der Heilige Geist gekommen ist und dass Er bleiben soll; doch Er ist immer noch da. Es wird in Apostelgeschichte 8 in einer offenen, objektiven Form dargelegt, aber es soll uns lehren, dass dasselbe jetzt wahr ist, obwohl es nicht auf dieselbe Weise offen hervortritt. Es ist durchaus wahr, und dies ist nicht der einzige Fall.
Wenn wir Apostelgeschichte 12 mit Kapitel 13 vergleichen, werden wir sehen, dass in dem einen Kapitel ein Engel handelt und in dem nächsten der Geist. Ich erwähne das nur, weil die Apostelgeschichte sicherlich eine Geschichte des Christentums und des Christen ist. Wir sehen da, wozu Christen gebraucht wurden und wie sie leben sollen. Doch hier, wo es nicht um Christen oder das Evangelium geht, sondern um Nationen und Menschen, finden wir die Rolle, die die Engel spielen – nicht nur die heiligen, sondern auch die unheiligen. Das ist genau das, was wir am Grab Moses finden, und es geht um dasselbe Volk Israel. Michael ist der Fürst, der sich für sie und gegen die Bemühungen des Feindes einsetzt, das bestätigt völlig die Prinzipien des Wortes Gottes. Das ist ganz in Übereinstimmung mit dieser außergewöhnlichen Offenbarung, die wir in Judas 9 finden, das unterstützt in höchstem Maß diese Wahrheit.
Bevor wir nun weitergehen, verweise ich auf eine andere Schriftstelle in Sacharja 3. Dort haben wir eine sehr bemerkenswerte Wegnahme des Schleiers, damit wir das Unsichtbare sehen können. Dort lesen wir: „Und er ließ mich [das heißt, der Engel zeigte Sacharja] den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des Herrn stand; und der Satan stand zu seiner Rechten stand, ihm zu widerstehen“ (V. 1). Hier haben wir wieder denselben Widerstand. In diesem Fall ist es jedoch der „Engel des Herrn“. Ich möchte Ihn von Michael unterscheiden.
Der „Engel des Herrn“ ist ein ganz eigentümlicher Begriff. Der Engel des Herrn ist vielmehr die Art und Weise, in der der Herr Jesus im Alten Testament bezeichnet wird – nicht die einzige, aber eine sehr übliche Art und Weise. Der Engel des Herrn wird hier und da als der Herr selbst beschrieben. Damit ist nicht gemeint, dass Er die einzige Person ist, die der Herr ist. In 5. Mose 6,4 lesen wir: „Der Herr, unser Gott, ist ein Herr“, das heißt, es sind der Vater und der Sohn und der Heilige Geist, die der eine Gott sind, den wir als Christen anerkennen. Sie sind alle drei gleichermaßen der Herr, und deshalb hilft es uns zu verstehen, warum Er als „der Engel des Herrn“ bezeichnet wird.
Er ist auch der Herr, obwohl Er nicht der Einzige ist, der der Herr genannt wird. Dies erklärt, was wir hier haben: „Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des Herrn stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen. Und der Herr [man beachte, dass es, nachdem vom Engel des Herrn die Rede war, nun der Herr heißt] „sprach zum Satan: Der Herr schelte dich, Satan!“ – das sind ähnliche Worte, wie Michael sie gegenüber Satan gebraucht, wie von Judas berichtet wird!
Nun, dies ist nicht nur eine sehr starke Bestätigung dieses bemerkenswerten Gegensatzes zwischen den heiligen Engeln und den unheiligen, sondern auch des Gegensatzes zu Satan. Wir finden den gleichen Gegensatz in beiden Schriften. Sogar der Herr selbst sagt, statt Satan nur zu verspotten: „Der Herr schelte dich“. Es war noch nicht die Zeit für die schrecklichste Zurechtweisung gekommen, wie sie unmissverständlich kommen wird, wenn er zertreten werden wird. Er muss tausend Jahre lang gebunden in den Abgrund geworfen werden; dann muss er in den Feuersee geworfen werden. All dies wird ein Teil der Art und Weise sein, wie der Herr ihn zurechtweisen wird, aber bis diese Zeit kommt, sehen wir, wie Gott in der Zwischenzeit seine eigenen Absichten erfüllt. Er erlaubt Satan nicht, seinen Plan zu durchkreuzen. Er erlaubt dem Menschen, seine Unempfindlichkeit und seine Sünde zu zeigen, und Er züchtigt ihn. Er setzt seine Macht noch nicht ein, um mit Satan so umzugehen, wie Er es tun wird; doch da ist dieses Wort: „Der Herr schelte dich“, wie er es sicherlich tun wird. Es ist eine fortwährende Warnung des Herrn, die zu seiner Zeit und an verschiedenen Orten und in verschiedenen Etappen vollzogen wird. Aber man kann leicht erkennen, dass es unschicklich wäre, einen bloßen Disput zwischen dem Herrn und Satan zu führen; und deshalb ist alles, was Er vorbringt, diese ernste Warnung vor dem, was kommen wird.
Nun, der Engel wiederholt diese Warnung an Satan zu einer sehr frühen Zeit, und hier, tausend Jahre später, haben wir dieselbe Wahrheit, sogar denselben Gegensatz, wenn auch nicht genau dieselben Personen; es ist derselbe Geist.
Die Schrift ist vollkommen einheitlich und zuverlässig. Und obwohl Judas der erste war, der diese Tatsache herausstellte, fällt sie mit den anderen Tatsachen der Schrift zusammen: sowohl in den frühen Tagen Moses, in den späteren Sacharjas und jetzt in den Tagen des Evangeliums, in den Tagen des Christentums.
Nichts kann vollständiger sein als der Beweis, dass diese gelehrten Kritiker völlig unwissend über Gott und die Bibel sind. Sie kennen nur die Oberfläche, den Buchstaben, der tötet; sie kennen nicht den Geist, der lebendig macht.
Hier siehst du also, wie schön es ist, dass Michael, anstatt eine schallende Anklage zu erheben, den Satan einfach mit den ernsten Worten warnte: „Der Herr schelte dich“. Was würde Lästern bewirken? Wenn zwei Menschen miteinander streiten, ein guter und ein böser Mensch, und das Streiten des bösen Menschen den guten Menschen zum Streiten provoziert, begibt sich der gute Mensch auf die Ebene des bösen. Das schmälert keineswegs das Lästern des anderen. Ich würde jederzeit denken, dass ein schlechter Mensch einen guten Grad über den guten Mann in der Art des Lästerns gewinnen könnte. Sicherlich ist er viel geübter, und sehr wahrscheinlich skrupelloser und bösartiger, und deshalb klingt es für das Ohr des Menschen stärker. Doch sieh, das wäre eine völlige Herabsetzung selbst eines Engels, und wie viel mehr eines Heiligen. Hier haben wir das schöne Verhalten des Engels als ein Beispiel für den Heiligen, dass wir uns nicht provozieren lassen, noch, wenn wir bedroht werden, wieder drohen, sondern so handeln, wie der Herr selbst gehandelt hat. Er hat sich dem anvertraut, der gerecht richtet. Nun, das ist es, was der Herr tun wird; Er wird gerecht richten, aber die Zeit für seine Offenbarung ist noch nicht gekommen.