Behandelter Abschnitt 2Pet 3,5-6
Wir haben gesehen, dass der Heilige Geist uns einen besonderen Zug des philosophischen Unglaubens am Ende der Tage des Namenschristentums zeigt. Spötter, die nach ihren eigenen Begierden handeln und sagen: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an“ (V. 4). Das ist nicht wahr.
Denn nach ihrem Willen ist ihnen dies verborgen, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, von Wasser überschwemmt, unterging (3,5.6).
Es ist ein unverhohlener Materialismus, den das Licht Christi hätte vertreiben müssen. Vielmehr hat die Verkündigung der Gnade diese ungläubigen Spekulanten ermutigt, zu leugnen, dass das Gericht für den lebenden Menschen auf der Erde unmittelbar bevorsteht. Die Juden waren in dieser Hinsicht viel weniger ungläubig als die Nationen, und sie selbst waren sich sicher, dass sie die Nachkommen Abrahams sind. Blind für ihre eigenen Sünden, verschworen sie sich mit ihren Vorurteilen, um klar zu lesen, was die Propheten über den Untergang der Welt im Allgemeinen schrieben. Doch der Herr hatte bereits jeden Gedanken an Straffreiheit für die Gottlosen, ob Juden oder Heiden, zunichtegemacht. Er hatte das weltumfassende Gericht verkündet, das Er selbst über die Lebendigen verhängen würde. Denn es ist völlig verschieden von dem Gericht, das alle ungläubigen Toten erwartet, die er am Ende seines Reiches der Welt zu diesem Zweck auferwecken wird. Aber die Unmittelbarkeit des Gerichts über die Lebenden hat die Christenheit immer nur zu gern verdrängt, wenn nicht gar verleugnet, was auch immer die üblichen Glaubensbekenntnisse sagen mögen: „Was wir nicht wollen, vergessen wir leicht.“
Der Herr hatte mehr getan. In seiner großen prophetischen Rede auf dem Ölberg hatte Er genau dieses Gericht über die Lebenden mit den Tagen der Sintflut verglichen. „Wacht also, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“ (Mt 24,42). Man mag einwenden, dass Er in diesen Worten, die sich offensichtlich nicht auf die römische Belagerung Jerusalems beziehen, sondern auf das Gericht über die Gottlosen in Offenbarung 19, vor allem das Gericht über die Juden vor Augen hat. Aber in Lukas 17,29 und den folgenden Versen bezieht Er sich auch auf die Tage Lots und gibt dem Ganzen damit auch einen Bezug zu den Nichtjuden. Auch in Lukas 21,25-35 bezieht er sich direkt auf die Heiden. Deshalb spricht Er nicht nur vom „Feigenbaum“, sondern von „allen Bäumen“ und erklärt, dass Er die versuchen wird, die auf der Erde wohnen“ (Off 3,10).
Die Stabilität der Erde ist also eine vergebliche Verteidigung, selbst nach ihrer eigenen Kenntnis der bekannten geologischen Tatsachen aus der Zeit der Entstehung der Erde. Es gibt reichlich Beweise dafür, dass sie viele Phasen der Zerstörung durchlaufen hat, gefolgt von einer Erneuerung nach den weisen Wegen Gottes, bevor der Mensch existierte, und dass sie im Allgemeinen einen progressiven Charakter hatte. Doch als die Erde zu gegebener Zeit zur geeigneten Sphäre für Adam und das Menschengeschlecht gemacht wurde, kamen moralische Überlegungen ins Spiel. Die Erde wurde nicht nur verdorben und von Gewalt erfüllt, sondern es kam zu einem neuen Verstoß gegen die Ordnung, wie in 1. Mose 6,1.2 beschrieben, der Gott zutiefst verabscheut und tiefer geht als jede natürliche Verderbnis, was der unmittelbare Anlass für die Sintflut war. Haben diese Menschen, die in ihren eigenen Augen weise waren, nie von der Sintflut gehört? Es gibt kaum ein Land auf der Erde, in dem es nicht mehr oder weniger zutreffende Überlieferungen gibt über diesen ernsten Umgang mit dem gesamten Erdkreis, während Gott Noah und seine Familie in einer Arche bewahrte, ebenso wie die niederen Geschöpfe, die sonst in den Wassern umgekommen wären. Sie sind also unentschuldigt, denn was sonst als diese Tatsache könnte zu einer Überlieferung führen, die unter den Rassen der Menschheit im Norden, Süden, Osten und Westen so verbreitet ist? Aus ihrem eigenen Grund ist es unvernünftig, einer historischen Überlieferung keine Beachtung zu schenken, die zwar in ihrer Form unterschiedlich, aber in ihrem Wesen auf der ganzen Welt gleich ist, dass nämlich nicht alles seit dem Beginn der Schöpfung so geblieben ist. Doch die, die sich daran erfreuen, das Wort Gottes zu missachten, sind im Allgemeinen geneigt, Relikte der Vergangenheit zu respektieren, die sich überall durchgesetzt haben.
Wie lässt sich nun diese Geringschätzung erklären, die bei allen Menschenrassen so weit verbreitet ist? Es ist vorsätzliche Unwissenheit. „Denn nach ihrem Willen ist ihnen dies verborgen, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, von Wasser überschwemmt, unterging“ (V. 5.6). Hier haben wir eine inspirierte Schrift, die jeden Zweifel für die Gottesfürchtigen ausräumt. Die ungeheure Tatsache wird kurz bezeugt, nämlich die allgemeine Vernichtung des schuldigen Menschen durch die Sintflut, und dies ohne jede örtliche Eitelkeit oder andere menschliche Begleiterscheinungen; die moralische Tatsache wird in ihrem ganzen Ernst belassen. In 1. Petrus 3 wird viel von der außergewöhnlichen Rettung durch die Arche gesprochen, die Noah auf prophetische Weise zu bauen beauftragt war, und auch in 2. Petrus 2,5 wird darauf Bezug genommen. Auch hier wird die Katastrophe angeführt, um die angebliche Stabilität der Natur zu widerlegen.
Aber die vorliegende Stelle wird von einigen nur auf die ursprüngliche Form der Erde, von anderen auf die Sintflut bezogen. Es ist klar genug, dass der Apostel beide nacheinander betrachtet. Der allwissende Gott hatte sie für den Fall der Not so eingerichtet; und als der Abfall des Volkes das drastische Mittel erforderte, wandte Er es an, um die alte Welt zu zerstören. Könnte der Unglaube selbstmörderischer sein, als von seiner Unmöglichkeit auszugehen?
Beachte die Betonung, die hier auf das Wort Gottes gelegt wird. Das natürliche System muss sich seinem Willen beugen. Die starren Gesetze, die sogar seine Feinde aufgestellt haben, um Ihn aus den Augen und aus dem Sinn zu verdrängen, haben sich immer wieder seinem Wort gebeugt, nicht nur im kleinen, sondern auch im großen Rahmen. Es mag Ihn um sein Werk bringen, wenn es sich gegen Ihn auflehnt und Er eingreift, um zurechtzuweisen, zu strafen und zu vernichten. Aber sein Wort erhebt Er über all seinen Namen. Es ist der Ausdruck seines Geistes, seiner Absicht und seiner Liebe sowie seiner Majestät im Gericht.