Behandelter Abschnitt 2Pet 1,13-14
Aber praktisch sind die Gläubigen solch schädlichen Einflüssen ausgesetzt, die den Geist ablenken und das Fleisch anziehen, dass sie wie Uhren sind, die regelmäßig aufgezogen werden müssen. Es reicht nicht aus, die gegenwärtige Wahrheit zu kennen und darin befestigt zu sein. Daher war der Apostel bereit, sie immer wieder auf diese Dinge hinzuweisen (V. 12). Auch hier wiederholt er es als dringend notwendig für sie, solange er lebte, und im Hinblick auf seinen baldigen Weggang.
Ich halte es aber für recht, solange ich in dieser Hütte bin, euch durch Erinnerung aufzuwecken, da ich weiß, dass das Ablegen meiner Hütte bald geschieht, wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat (1,13.14).
Wer glaubt, wie jeder Christ glauben muss, dass der große Feind sich am meisten gegen alles richtet, was Gott eigentlich in der Hand hat, kann die Bedeutung dieser Sorge für die Gläubigen leicht verstehen. Es war immer so. Kain und Abel wurden durch die damals dringende Wahrheit des Opfers, das der Glaube schätzte und der Unglaube verschmähte, auf die Probe gestellt. Henoch und Noah erkannten beide die alte Wahrheit, wurden aber durch das geprüft, was Gott jedem von ihnen zu seiner Zeit offenbarte, und blieben ihm treu. Abraham hielt alles fest, was vorher war, glaubte aber an die Verheißungen und vertraute sich der göttlichen Offenbarung „Gottes, des Allmächtigen“ an, einem Fremden unter den Völkern, die wegen ihrer Ungerechtigkeit vernichtet werden sollten. Israel wiederum ließ sich von Gott aus Ägypten herausführen, durch die Wüste und in das Land Kanaan, unter der Bedingung des Gesetzes, das sie in ihrem Selbstvertrauen zu befolgen sich verpflichteten. Der Christ beginnt mit der Erlösung durch sein Blut, das uns das ewige Leben schenkt, indem er im Licht des wahren, in Liebe offenbarten Gottes wandelt und uns zu seiner ewigen Herrlichkeit beruft. In jedem Fall zeigt sich die Kraft des Glaubens darin, dass er sich die gegenwärtige Wahrheit besonders aneignet, während er alles, was vorher bekanntgemacht wurde, wertschätzt, weil es alles Gottes Werk und Mitteilung war.
Aber wenn dies als Prinzip wahr ist, dann macht die unendliche Natur der Selbstoffenbarung Gottes in Christus das eigentliche Glaubensgut über jeden Vergleich hinaus wertvoll und bedeutsam. Es ist nicht nur eine Offenbarung Gottes, sondern von auch von Ihm. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist werden nun durch unseren Herrn, einen Menschen, und in seinem Erlösungswerk bekanntgemacht, der nun folglich in himmlischer Herrlichkeit ist, und durch den vom Himmel gesandten Geist ruht der Geist Gottes und der Herrlichkeit auf dem Christen. Nicht, dass unser Apostel alle diese wunderbaren Vorrechte des Einzelnen oder der Versammlung, des Leibes Christi, bekanntmachen würde; aber er betont die überragende Bedeutung der Erkenntnis Gottes, die jetzt das Teil des Glaubens ist, jenseits dessen, was sein konnte, bevor Christus kam, oder was der Welt im Königreich dereinst gezeigt werden soll.
Es war der inspirierende Geist, der dem Apostel diese Aufgabe auferlegte, da er wusste, dass seine Zeit kurz war und das Ablegen des irdischen Zeltes bevorstand. An Tradition im Sinn der mündlichen Überlieferung durch den Menschen dachte er nicht. Was hatte dies den Menschen vor oder nach der Sintflut gebracht? Worum ging es, wenn man sich in Israel oder in der Christenheit darauf berief? Der Prophet sprach von der Wertlosigkeit der Furcht des Herrn, die als Menschengebot gelehrt wurde; der Herr sprach noch entschiedener, als von der Übertretung des Gebots und der Missachtung des Wortes Gottes wegen ihrer Tradition (Mt 15). Die Inspiration macht es nicht zu einem Menschenwort, sondern wie es wirklich ist, zu Gottes Wort, das auch in denen wirkt, die glauben, und es mit göttlicher Beständigkeit bekleidet, weil es im Geist geschrieben ist.
So ermahnte der Apostel Paulus Timotheus, in dem zu bleiben, was er gelernt hatte und wovon er völlig überzeugt war, da er wusste, von wem er gelernt hatte, und dass er von Kind auf die heiligen Schriften kannte, die weise machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Dies bezieht sich natürlich auf das Alte Testament, aber er fügt noch mehr hinzu: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“ (2Tim 3,16.17). Dieser Satz ist ausdrücklich so formuliert, dass er nicht nur alles umfasst, was vom Neuen Testament bereits erschienen ist, sondern auch alles, was noch geschrieben werden musste. Einfacher und absoluter kann man nicht formulieren, dass jeder Teil des geschriebenen Wortes Gottes Autorität besitzt. Es als echt oder authentisch zu bezeichnen, wäre völlig unzureichend für das, was es aussagt. Es war inspiriert oder von Gott eingehaucht, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott frei gegeben wurden; und dies in Worten, die nicht durch menschliche Weisheit, Schwachheit oder irgendeinen Fehler gelehrt wurden, sondern durch den Geist. Gedanken und Worte waren gleichermaßen geistlich, damit das Ergebnis ein sicheres und vollständiges Wort Gottes sei.
Unser Apostel hatte, wie Paulus, das Ablegen seiner Hütte vor Augen sowie das zunehmende Übel durch falsche Lehrer in Verderbtheit und Skepsis. Beide weisen eindeutig auf die Schrift als den großen Schutz hin. So wie sie die Tradition beiseitelassen, schließen sie auch jeden Gedanken an eine apostolische Nachfolge aus. Die Gnade mag treue Männer erwecken, die die Wahrheit lehren, die sie gelernt haben, oder sogar andere anleiten, die fähig sind, sie zu vermitteln. Aber die Schrift allein ist die Lebensegel des Glaubens, der einzige untrügliche Maßstab, den Gott allen seinen Kindern gegeben hat, damit sie prüfen, was sie hören; und sie ist umso gesegneter und notwendiger, als die bösen Menschen und die Betrüger immer weiter voranschreiten und sie in die Irre führen und verführen. Die Heilige Schrift allein hat göttliche Autorität. In ihr spricht Gott direkt zu jedem Menschen, wie es auch der Apostel Johannes in seinem ersten Brief ausdrückt: „Wir [die Inspirierten, Apostel und Propheten] sind aus Gott; wer Gott erkennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums“ (1Joh 4,6). Niemand hat die Schrift von Anfang bis Ende, am Kreuz und nach seiner Auferstehung, so geehrt wie Christus. Er hat sogar das geschriebene Wort als endgültiges Zeugnis über seine eigenen gesprochenen Worte gestellt (Joh 5,47).
Dies ist nur ein Teil dessen, was angeführt werden könnte, um zu erklären, was der Apostel hier als von Gott geleitet empfand, um diese seine letzten Worte zu schreiben. Die Überlieferung ist ein Fundament aus Sand; und das Fundament der Apostel und Propheten ist durch die göttliche Gnade zu gut gelegt, um eine Ergänzung zuzulassen, sei es durch eine unbestimmte und eingebildete apostolische Nachfolge oder durch eine rivalisierende Zwölf, die von modernen Propheten aufgestellt wurde3. Die Heilige Schrift muss selbst vollständig sein, „damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“ (2Tim 3,17). Aber es bedarf göttlicher Kraft, um das geschriebene Wort aufzunehmen, zu genießen und auszuführen; und diese wird jedem Christen in der Gabe des Heiligen Geistes verliehen, der für immer in und bei uns bleibt. Doch dieses Wort ist der einzige Maßstab. Angesichts seines nahen Abschieds schrieb der Apostel seine letzten inspirierten Worte, um die Gläubigen aufzurütteln, indem er an das erinnerte, was leicht vergessen wird, aber durch seinen baldigen Abschied umso dringlicher wurde, „wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat“ (V. 14).
Petrus erinnerte sich an die schwerwiegende Lektion, die er durch Paulus in Antiochien gelernt hatte, als er selbst es versäumte, die Wahrheit im Auge zu behalten, die durch die Vision in Joppe und ihre Erfüllung in Cäsarea so anschaulich vermittelt worden war: die Gnade Gottes für die Heiden ebenso wie für die Juden. Die Säule der Beschneidung wurde verurteilt, und er, der mit dem Apostelamt der Unbeschnittenen betraut war, widerstand ihm vor allen, und um der Wahrheit willen wurde ein so großes Versagen in der Schrift festgehalten. Denn so wenig es fleischlichen Augen auch erscheinen mag, es war eine Verstellung, die von Jakobus ausging, die die Freiheit der Heiden gefährdete und die Wahrheit des Evangeliums preisgab. So hat Gott dafür gesorgt, dass es als solches registriert wurde, als überwältigende Widerlegung eines unfehlbaren römischen Stuhls, sogar wenn es Beweise gegeben hätte, die es nicht gibt, dass Petrus der Gründer der Kirche dort oder ihr erster Bischof war. So sagt es die Tradition, und die Leichtgläubigen glauben es, nicht nur ohne, sondern entgegen dem klaren Zeugnis des geschriebenen Wortes. Auch Paulus hat sie nicht gegründet, sondern seinen Brief an die Gläubigen in Rom geschrieben, bevor er als Gefangener Jesu Christi für die Nationen dorthin reiste, und schließlich auch dort als Märtyrer dort starb.
3 Zum Beispiel der Neuapostolischen (WM)↩︎