Das erste Buch Mose ist in dieser Hinsicht nicht das einzige. So könnte man an die Vorbilder in 2. Mose 12; 14 und 15 denken. So auch in den früheren und späteren Propheten. Das Buch der Psalmen ist ebenso reich an demselben Zeugnis, das Christus vorausgegangen ist. Was kann tiefer, was kann unbestreitbarer sein als das Zeugnis seiner Leiden und seiner daraus folgenden Herrlichkeit in den Psalm 22 und 102? Diese mögen die umfangreichsten sein; dennoch sind sie nur ein Teil dessen, was beide in jener reichen Sammlung darstellen, die der Herr so sehr liebte und benutzte und die die Propheten zu ihrer Zeit, wenn auch mit großem Abstand, nicht vergeblich suchten.
Danach haben wir eine interessante Andeutung in Bezug auf fragende Propheten, die für uns nicht weniger wichtig ist als für diejenigen, an die sich der Apostel wandte: denen es offenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, die euch das Evangelium gepredigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist – Dinge, in welche die Engel hineinzuschauen begehren (1,12).
Es gibt keine charakteristischere Unterscheidung als die soeben erwähnte. Der Heilige Geist wirkte in ihnen ebenfalls als „Geist der Weissagung“; und so wird Er auch in den kommenden Tagen wirken, wie wir aus Offenbarung 19,10 erfahren. Unsere Brüder, die das Zeugnis Jesu am Ende des Zeitalters haben, wenn die letzten Kämpfe geschehen, werden das Wirken des Geistes auf prophetische Weise kennen, nicht als den einen Geist, der uns in einen Leib, die Versammlung, getauft hat und der bei und in uns einzelnen wohnt (Joh 14,17).
Hier wird der Gegensatz deutlich. Den Propheten des Alten Testaments wurde offenbart, dass sie nicht für sich selbst, sondern uns die Dinge bedienten, die jetzt den Gläubigen durch das Evangelium verkündigt werden. Sie prophezeiten von den Vorrechten, die sie jetzt genießen. Der Heilige Geist, der zu Pfingsten vom Himmel gesandt wurde, gibt nicht wie damals ein prophetisches Zeugnis für Jesus. Er wird den Christen als ein Geist der gegenwärtigen Gemeinschaft in einer Weise gegeben, die nicht war und nicht sein konnte, bis Christus gekommen war und die Erlösung vollbracht hatte.
Es wird voll und ganz zugegeben, dass alle Gläubigen der alten Zeit aus Gott geboren waren. Wenn sie nicht aus Wasser und Geist geboren wurden, konnten sie das Reich Gottes weder sehen noch hineingehen, wie der Herr zu Nikodemus sagte. Dies war kein besonderes Vorrecht des Christentums, wie einige kurzsichtige Menschen meinen. Es ist unentbehrlich für das Reich Gottes, in das viele von Osten und Westen kommen werden und sich mit Abraham und Isaak und Jakob sowie mit den Alten vor ihnen und den Propheten und Gläubigen nach ihnen zu Tisch setzen werden. Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben, und das Verwesliche erbt das Unverwesliche nicht. Aber alle Kinder Gottes, ohne Ausnahme, werden ihren Anteil daran haben, so wie die, die Christus angehören, bei seinem Kommen auferweckt werden.
Die Gläubigen der frühen Zeit, bevor Er im Fleisch kam und so litt, wie Er es einmal für die Sünden tat, konnten nicht mehr haben als „den Geist der Weissagung“. Und aus der Offenbarung geht hervor, dass es während der Gerichte der Offenbarung wieder so sein wird, wenn die himmlischen Heiligen in der Höhe gesehen werden und jüdische und heidnische Heilige getrennt aufgerufen werden, in der kommenden Drangsal auf der Erde Zeugnis abzulegen. Alles, was in diesen schwierigen Umständen von ihnen offenbart wird, deutet auf ein besonderes Zeugnis und eine besondere Erfahrung hin, die im Wesentlichen derjenigen der Alten ähnelt, die für ihren Glauben und durch ihn Zeugnis ablegen mussten, aber auch mit dem Glauben und dem Zeugnis Jesu, soweit es ihnen gegeben war. Sie werden sein Kommen in seinem Reich erwarten. Aber nichts deutet auf den Besitz der Vorrechte hin, die wir jetzt durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde, individuell und gemeinschaftlich genießen.
Für sie gilt nicht, dass ihre Leiber Glieder Christi sind (1Kor 6) und dass sie ein lebendiger Tempel Gottes sind (1Kor 6); sie werden auch nicht sagen können, dass sie Christus angezogen haben, in dem sie alle eins sind, und dass es weder Jude noch Grieche, weder Sklave noch Freier, weder Mann noch Frau geben kann, sondern dass sie als Söhne den Geist des Sohnes Gottes haben, der in ihre Herzen gesandt ist und ruft: Abba, Vater (Gal 4,6). Es wäre eine Sprache jenseits ihrer Einsicht, von der Herrlichkeit seiner Gnade zu hören (die Gott uns in dem Geliebten frei geschenkt hat), mehr noch, die Fülle dessen zu sein, der alles in allem erfüllt (Eph 1,23). Sie könnten auch nicht, wie Paulus die Gläubigen in Kolossä ermahnte, dem Vater zu danken, der sie zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht befähigt hat, der sie aus der Macht der Finsternis errettet und in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt hat. Sie werden sich im Glauben nach der herrlichen Zukunft sehnen, die Er errichten wird; aber sie müssen für die Gegenwart fasten und seufzen. Die zwei Zeugen prophezeien (nicht: predigen Gnade) in Sacktuch, aber mit der Macht, ihre Feinde mit Feuer zu verzehren und zu töten, die ihnen schaden wollten – mit der Macht, den Himmel zu verschließen und die Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen, bis ihre Stunde gekommen ist, ihr Zeugnis zu vollenden. Zweifellos ist dies symbolisch und bildlich gemeint, aber die Symbole und Figuren sind von einem Zustand, der dem des Christen und der Versammlung völlig fremd ist.
Ganz anders ist eure Lage, sagt der Apostel, die ihr nicht nur das prophetische Zeugnis von einst habt, sondern auch das Evangelium, die euch durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist gesandt wurde. Sogar die Kinder der Familie haben die Salbung des Heiligen und wissen alles (1Joh 2,20); sie kennen den Vater und auch ihre Sünden, die ihnen um des Namens Christi willen vergeben wurden. Der Christ wohnt in Gott und Gott in ihm: Welche größere Glückseligkeit kann es jetzt geben? Er ist versiegelt durch den Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist. Wir sind Kinder Gottes, Könige und Priester. Wir sind der Leib und die Braut Christi. Wir haben ein himmlisches Teil und sind im Begriff, bei seinem Kommen das Bild des Himmlischen zu tragen. Welches kostbare, heilige oder herrliche Vorrecht wird uns vorenthalten? Kurzum, wie ein anderer Apostel sagt: „Alles ist euer“; nicht, dass ihr an euch selbst etwas seid, sondern dass Christus die ganze Summe und der Garant der Glückseligkeit ist. „Denn alles ist euer. Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes“ (1Kor 3,21‒23). Was für ein Kreis und was für ein Zentrum!
Wie wundersam ist es, dass die Verwerfung Christi, die die Juden, die aus Babylon zurückgekehrt waren, schlimmer machen würden als ihre Väter, die wegen ihres Götzendienstes dorthin und anderswohin verbannt worden waren (wie Jesaja und andere voraussagten), durch Gottes Gnade im Kreuz zum Wendepunkt allen Segens wird! Darin besteht die Gerechtigkeit Gottes. Wenn Er sie jetzt durch den Glauben aufnimmt (während das Volk im Allgemeinen so ungläubig ist wie die Nationen im Allgemeinen), kommt der Überrest gemäß der Erwählung der Gnade in bessere Segnungen, als wenn Er bei der Darstellung seines Reiches empfangen worden wäre. Denn nur in göttlicher Weisheit konnten diese überragenden Vorrechte das Teil der Gläubigen auf der Erde sein, mit dem weiteren Vorrecht, nicht nur für die Gerechtigkeit, sondern für seinen Namen zu leiden. Wahrlich hat Gott, wie der Hebräerbrief sagt, „etwas Besseres“ (Heb 11,40) für uns vorgesehen oder vorausgesehen.
Es ist die Zeitspanne, nachdem die Versöhnung stattgefunden hat, Christus inzwischen zur Rechten Gottes erhöht und der Heilige Geist vom Himmel gesandt wurde, die Anlass und Grund für die besonderen Vorrechte des Christen und der Versammlung sowie des Evangeliums ist. Der Messias war weggetan worden und hatte nichts (d. h. von seiner messianischen Herrlichkeit auf Zion und über der ganzen Erde); aber Er wurde durch die Herrlichkeit des Vaters zu seiner neuen und höheren Herrlichkeit aus den Toten auferweckt; und bald wird Er zu der verheißenen Herrlichkeit vor der Welt erscheinen. Das Christentum liegt dazwischen (vgl. Joh 17,24; Off 11,15).
So werden die Freuden der Gemeinschaft und des Friedens in Christus voll erprobt. Auch die Liebe hat den freiesten Spielraum, indem sie Leiden für das Gute und nicht für das Böse erträgt, und für den ernsthaften Dienst in der Versammlung und im Evangelium. So erhält die Hoffnung wieder ihren höchsten Charakter, nicht weniger als das geistliche Verständnis, während wir auf das Kommen Christi und die Herrlichkeit warten, die in der letzten Zeit offenbart werden soll. Die neue Glückseligkeit ist so reich und eigentümlich, dass der Heilige Geist nicht nur die alten Aussprüche Gottes erleuchtete, sondern bereits ein weiteres göttliches Werk einrichtete, und zwar ausdrücklich in der führenden Sprache der Heiden, zu der dieser Brief gehört. Er ist auf Griechisch geschrieben, nicht auf Hebräisch, auch wenn er an gläubige Juden oder an die zwölf Stämme Israels gerichtet ist. Nichts Geringeres als dies würde das Jetzt angemessen darstellen, beginnend mit der Ankunft Christi und seinem Sühnungstod und endend mit jener großen Prophezeiung, die, während sie alle Vorhersagen krönt, die gesamte Offenbarung Gottes angemessen abschließt.
Wer kann sich darüber wundern, dass der Vers mit dem Satz endet: „in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren“? (V. 12). Die Engel wurden durch den Sohn aufrechterhalten. Sie wurden befähigt, ihren ersten Stand zu bewahren. Sie brauchten keine Erlösung wie der schuldige Mensch. Aber sie durften nicht nur jubeln, als der Eckstein der Erde gelegt wurde, sondern in der Schar der himmlischen Heerscharen Gott bei der Geburt des Erlösers preisen und sagen: „Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf der Erde, an den Menschen ein Wohlgefallen!“ (Lk 2,14). Nicht, dass sie gezweifelt hätten; aber welche Verwunderung und Ehrfurcht, aber auch welcher Eifer muss sie erfüllt haben, als sie sich beugten, um zu begreifen, was seine Leiden bedeuteten, und überhaupt seine Erniedrigung und die Herrlichkeiten danach! Oh, was für Lektionen kann man von Gott in den Menschen lernen, und vor allem in dem einen Menschen, der das göttliche Wohlgefallen an der Menschheit am besten bewiesen hat!
Die Ermahnung beginnt hier, die sich auf die vorhergehenden Verse stützt. Nun, da Christus gekommen und in den Himmel gegangen ist und unsere Sünden getragen hat, waren die gläubigen Juden Gegenstand eines reichen und sicheren Segens, der weit über das hinausging, was ihre Väter vor dem Gesetz oder danach genossen.
Die Herrlichkeit wird nicht auf der Erde offenbart, wie es die Propheten vorausgesagt haben, sondern sie wird sich in einem neuen Zeitalter tatsächlich vollenden. Für die Gläubigen auf der Erde gibt es jetzt einen Zwischenzustand vor diesem neuen Zeitalter: Glaube, Liebe und Hoffnung haben ihre vollste Ausübung, nachdem die für Christus bestimmten Leiden abgeschlossen sind, während Er in Herrlichkeit aufgenommen wird. Es ist also vor der Offenbarung seiner anderen Herrlichkeiten für die ganze Erde, ja für das ganze Universum. Unser Leben ist in Gott verborgen; wenn Er aber offenbart wird, werden wir mit Ihm in der Herrlichkeit sein. Die Herrlichkeiten nach seinen Leiden sind also nicht vollständig, sondern warten zum großen Teil auf sein Erscheinen am Ende des Zeitalters.