Behandelter Abschnitt Jak 5,7-11
An dieser Stelle erwähnt der Heilige Geist das Kommen des Herrn. Es ist in der Tat eine Wahrheit von größter Bedeutung und von größter praktischer Anwendung; und alle Inspirierten wurden dazu gebracht, sie in ihre Mitteilungen einzuflechten.
Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. Siehe, der Ackerbauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und den Spätregen empfängt. Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahegekommen. Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür. Nehmt, Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist (5,7–11).
Welches Motiv in langem Leiden auszuharren ist so mächtig wie das Kommen des Herrn! Das Gute wird dann in Ruhe gelassen und das Böse auf der ganzen Erde niedergeschlagen werden. Er wird die Ehre haben, der, dem sie gebührt. Himmel und Erde werden unter Ihm als Haupt vereinigt sein, der der Erbe aller Dinge ist. Die Seinen, deren Leib seinem Bild gleichgestaltet sein wird, wie sie einst mit Ihm gelitten haben, werden dann verherrlicht werden und mit Ihm herrschen. Israel, das nicht mehr den Götzen dient, die Juden, die ihren Messias nicht mehr verachten, werden Ihn als ihren König kennen, den gesalbten König des Herrn auf seinem heiligen Berg Zion. Alle Nationen werden sich in williger Unterwerfung unter sein gerechtes Zepter beugen und nicht mehr neidisch auf seine Auserwählung sein; alle, die das auserwählte Volk an jenem Tag sehen, werden sie anerkennen, dass sie die Nachkommen sind, die der Herr gesegnet hat. In dem Reich ihres Vaters in der Höhe werden die Gerechten leuchten wie die Sonne; und hier auf der Erde wird der Sohn des Menschen seine Engel aussenden, die aus seinem Reich alle Ärgernisse und Gesetzlosen zusammenlesen werden.
Und der Herr wird dem Himmel antworten, und sie werden der Erde antworten, und die Erde wird dem Korn, dem Wein und dem Öl antworten, und sie werden Jisreel antworten (Hos 2). Und der Herr wird sie sich säen im Land und wird sich ihrer erbarmen, die keine Barmherzigkeit erlangt hatten; und Er wird zu denen, die nicht sein Volk waren, sagen: Du bist mein Volk, und sie werden sagen: Mein Gott. „Und der Wolf wird sich beim Lamm aufhalten, und der Leopard beim Böckchen lagern; und das Kalb und der junge Löwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben. Und Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen zusammen lagern; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und der Säugling wird spielen am Loch der Otter, und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Viper. Man wird weder Böses tun noch Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg; denn die Erde wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Jes 11,6-9).
Das sind die Folgen dieses herrlichen Ereignisses. Aber seine Gegenwart ist mehr als alles andere für die, die Ihn selbst lieben. Es gibt auch keine Wahrheit, die eine mächtigere Wirkung hat (neben dem Glauben an seine Person, seine Liebe und seinen Tod), sich einerseits von der Welt und ihren Fallstricken zu lösen und andererseits unter ihrem Hass und ihrer Verfolgung zu bestehen. „Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn“ (V. 7). Es ist nicht der Umgang der Vorsehung mit Jerusalem und den Juden, ebenso wenig wie der Tod, der die Leidenden von den Mühen dieses Lebens befreit. Das sind die Fehlinterpretationen der gefallenen Christenheit. Die Wahrheit ist die Hoffnung auf sein eigenes Kommen, das zuerst auf alle Gläubigen, ob heimgegangen oder lebendig, einwirken wird, um ihnen die vollendete Glückseligkeit zu geben, und dann auf das Land und das Volk Israel sowie auf die ganze Erde.
Zweifellos müssen wir den Augenblick des Willens des Vaters abwarten. Das tut auch der Bauer für die guten Früchte der Erde, bis er den nötigen Regen von oben erhält, sowohl den Früh- als auch den Spätregen. Wie viel mehr sollten wir unsere Herzen in Geduld befestigen, deren Hoffnung so viel vortrefflicher ist, bis der letzte Gläubige abgerufen wird: „denn die Ankunft des Herrn ist nahegekommen“ (V. 8). Können wir nicht auf den vertrauen, der uns seinen Sohn und mit Ihm alle Dinge gegeben hat?
Neben der Ungeduld gibt es noch eine andere Gefahr, die die Hoffnung dämpft. Wir sind geneigt, zu seufzen oder zu stöhnen, einer gegen den anderen. Wie unklug, ungnädig und ungläubig! Mit welchem Maß wir messen, wird uns wieder gemessen werden. Wer richtet, wird gerichtet. Wie viel besser ist es, in Geduld zu warten und das Böse mit dem Gutem zu überwinden! Warum sollten wir richten? „Siehe, der Richter steht vor der Tür“ (V. 9). Die Zeit ist gekommen.
Der Unglaube sagt, dass dies der Fehler der apostolischen Kirche war. Im Gegenteil, es war die schlichte Kraft ihrer Hoffnung; und sie ernteten den Segen, den sie dadurch bekamen. Wenn sie entschliefen, dann auch, um mit Christus zu warten, statt nur auf Ihn. Das ist die wahre, beabsichtigte und beständige Hoffnung des Christen, die jetzt so lebendig ist wie seit dem Pfingsttag. Christus selbst wartet auf diesen Augenblick; so taten es alle Gläubigen früher, und so sollten es auch alle jetzt tun.