Behandelter Abschnitt Jak 4,7-10
Ohne Zweifel sind die Schwierigkeiten und Gefahren für den Gläubigen hier auf der Erde groß. „Er gibt aber größere Gnade“ (V. 5a); und alle brauchen sie. Nicht zufrieden damit, den sicheren Zugang durch den Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen (Röm 5,2), zu vermitteln, wo ist der Brief, allgemein gesprochen, der nicht mit „Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und von unserem Herrn Jesus Christus“ beginnt? Das ist natürlich allgemein; und umso besser für seinen Zweck, dass es so sein sollte. Hier ist es der Prüfung angemessen, und daher der Not angemessen. „Er gibt aber größere Gnade.“ Je schwerer die Belastung, desto mehr gibt Er Gnade zur rechtzeitigen Hilfe. Darum sagt er: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“ Nicht nur in 1. Samuel 2 und Lukas 10, sondern auch die Psalmen und Sprüche geben reichlich Zeugnis für diese beiden Teile.
Die Zusicherung, dass Gott den Demütigen Gnade schenkt, führt zur nächsten Ermahnung.
Unterwerft euch nun Gott. Widersteht aber dem Teufel, und er wird von euch fliehen. Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen. Seid niedergebeugt und trauert und weint; euer Lachen verwandle sich in Traurigkeit, und eure Freude in Niedergeschlagenheit. Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen (4,7–10).
Es gibt vieles, was uns hilft, denn es ist Gott zu verdanken, dass wir uns Ihm unterwerfen. Zweifellos steht es jemandem, der Ihn kennt, gut an, gehorsame Demut vor Ihm zu üben; und wären wir immer in unserem Wachtturm, würden wir gewohnheitsmäßig so unterwürfig sein. Aber in der Tat kann eine Kleinigkeit uns erregen, und das Aufbegehren eines anderen weckt zu oft unseren eigenen Stolz, anstatt nur ein Kummer für uns zu sein, wie es sein sollte. Daher die Notwendigkeit der Unterwerfung unter Gott, die den Geist beruhigt und zu gnädigen Zuneigungen führt.
Aber es ist immer ein Widersacher am Werk, mit dem wir keine Abmachungen treffen und keine Kompromisse eingehen dürfen, auch wenn der Schein noch so plausibel ist. „Widerstehet aber dem Teufel, und er wird von euch fliehen“ (V. 7). Christus ist die Prüfung: Der Teufel arbeitet immer daran, den Herrn Jesus zu hindern und zu verleumden. Er mag Gerechtigkeit predigen, er mag Eifer anregen; aber er erhebt niemals den Namen Christi in Wahrheit, ebenso wenig wie er zu Leiden um seinetwillen führt. Verabscheut und widerstanden wird er von uns fliehen. Das Fleisch und die Welt zu befriedigen sind seine gewöhnlichen Fallstricke. Lasst uns nie vergessen, dass er für den Glauben ein besiegter Feind ist. Lasst uns ihm in Abhängigkeit vom Herrn widerstehen. Andererseits werden wir aufgefordert: „Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen“ (V. 8).
Der neue und lebendige Weg ist nun offen für den, der seinen Sohn gesandt hat, damit alle Hindernisse beseitigt werden in der Liebe, die eine Erlösung bewirkt und geschenkt hat, die seiner selbst und seines Sohnes würdig ist. Sein geschriebenes Wort vermittelt nun die offenbarte Gewissheit seines Willens, indem Er uns auf diese Weise in eine Beziehung zu sich selbst bringt, wie uns zu Beginn dieses Briefes gezeigt wurde. So wie Er in seiner Liebe frei zu uns spricht, so ermutigt Er uns, immer im Vertrauen zu Ihm zu kommen. Wenn wir Ihn bitten, wie groß auch immer das Bedürfnis, die Gefahr oder die Schwierigkeit sein mögen, gründet sich darauf, dass Er sich in Gnade an uns gewandt hat. Und so wie Christus „der treue Zeuge“ von Ihm für uns war, so ist Er es auch von uns für Ihn, um die Gewissheit des Glaubens aufrechtzuerhalten, wenn wir uns Gott nahen und wenn wir dem Teufel widerstehen.
Aber der Gedanke in den nächsten Worten scheint ein Beispiel für die Besonderheit eines Briefes zu sein, der an die zwölf Stämme in der Zerstreuung gerichtet ist. „Sünder“ und „Wankelmütige“ werden als solche angesprochen. Solche Appelle finden sich nirgendwo in den Briefen, die an die Gläubigen im Neuen Testament gerichtet sind. Hier ist der Geltungsbereich so weit, dass er auch solche Menschen einschließt, die noch nicht bekehrt sind, obwohl wir auch vieles in dem Brief gesehen haben, was den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus voraussetzt. Aber es gibt noch mehr hier und in Übereinstimmung damit, dass er an das alte Volk Gottes als Ganzes geschrieben ist, in welchem Grad auch immer jeder Gläubige aus allem Nutzen ziehen mag. Die Schwierigkeit der Ermahnung wird auf diese Weise erklärt und die Autorität des Wortes aufrechterhalten, ohne dass es zu einer erzwungenen Auslegung kommt. Dennoch ist es in all diesen Versen ein Aufruf zum Glauben und nicht zum langsamen Prozess menschlicher Anstrengung; zur Reinigung der Hände und zur Läuterung der Herzen, nicht weniger als zur Unterwerfung unter Gott und einem Hinzutreten zu Ihm zuvor, oder zu den Sorgen, die folgen. Die Verben stehen alle im sogenannten Aorist und bedeuten daher, dass Gott dazu aufruft, dass jede dieser Aufforderungen ein für alle Mal als eine feststehende Sache für die Seele getan wird. Das kann nur die Gnade bewirken. Der Mensch wird sich sonst vergeblich bemühen. Gott gibt dem Glauben, was er benötigt.
Doch wo der Glaube ist, da ist auch die Reue; und Gott will das Böse in denen, die von Ihm gesegnet sind, empfinden und richten lassen. Daher die Aufforderung: „Seid niedergebeugt und trauert und weint; euer Lachen verwandle sich in Traurigkeit, und eure Freude in Niedergeschlagenheit“ (V. 9). Wie der Herr sagte: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4). Der Jakobusbrief lässt die moralische Seite ebenso wenig außer Acht wie der Apostel Paulus, wenn er uns die Merkmale echter Reue zeigt. Wie könnte es anders sein, wenn wir im Glauben vor Gott stehen und unsere Sünden bekennen? Aus der Buße nur einen Sinneswandel zu machen, ist ein schweres Abweichen von der Wahrheit. Die Sünde wird ignoriert, so wie sie in Gottes Augen ist, und jedes von Gott gewirktes Empfinden unseres Verderbens.
Doch es folgt ein größerer Aufruf, der von großer praktischer Bedeutung ist: „Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen“ (V. 10). Auch dies ist ein Aufruf, es ein für alle Mal zu tun, wie die anderen – ein vollendeter Akt, und nicht ein bloßer Prozess, der weitergeht. Aber wie in den anderen Fällen, so auch in diesem, ist der Gläubige verpflichtet, sich danach immer vor jeder Unstimmigkeit mit dem zu hüten, was so getan wird.