Dieses Kapitel beginnt mit dem eindeutigen Bekenntnis zu Christus; damit sind wir der frommen, aber allgemeinen Begründung voraus, die zwar, gelinde gesagt, mit dem Glauben an Ihn durchaus vereinbar ist, aber seinen Namen nicht ausdrücklich in den Vordergrund stellt, abgesehen von der Erwähnung in Jakobus 1,1. Wir werden sehen, dass es einen guten Grund für diesen neuen Schritt gibt, wenn man ihn gebührend bedenkt.
Meine Brüder, habt den Glauben unseres Herrn Jesus Christus, des Herrn der Herrlichkeit, nicht mit Ansehen der Person (2,1).
Es gab eine starke Tendenz, den Glauben von der Praxis zu trennen, und das, wie dieses Kapitel zeigt, bei den jüdischen Bekennern genauso wie bei den Griechen. Es ist die Leichtfertigkeit und Selbstsucht der menschlichen Natur. Aber das vorhergehende Kapitel machte einen deutlichen und positiven Schritt, indem es die Glückseligkeit einer bestandenen Prüfung vorstellte; und noch mehr, dass Gott, der Vater, nach seinem eigenen Willen die Gläubigen durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat. Dies ist unvergleichlich mehr als das Festhalten an gesunden Ansichten. Es ist nicht nur Rechtgläubigkeit, sondern eine mitgeteilte „göttliche Natur“, wie 2. Petrus 1,4 es ausdrücklich nennt und wie der erste Johannesbrief durchweg umfassend und mit Genauigkeit lehrt.
Hier wird vor der Widersprüchlichkeit des Geistes und der Wege gewarnt. Der zuerst genannte Fall ist das „Ansehen der Person“ (V. 1). Denn das kann in vielen Formen und in verschiedenen Graden auftreten. Aber Nachgiebigkeit in welcher Form auch immer, ist nicht zulässig, da sie ein Angriff gegen „den Glauben unseres Herrn Jesus Christus“ ist, der auch hier betont wird, indem von „der Herrlichkeit“ gesprochen wird, die Ihm eigen ist.
Niemand, der an Christus glaubt, kann den Todesstoß ignorieren, den Er in seiner gesamten Praxis solchen Gefühlen oder Verhaltensweisen versetzt. Maria, von der Er geboren werden sollte, war eine jüdische Jungfrau in der einfachsten Stellung; ebenso war Joseph, der Zimmermann, sein rechtmäßiger Vater, durch dessen Abstammung Er seinen Anspruch auf den Thron Davids und Salomos ableitete. Und das war wesentlich für den völligen Anspruch auf die Messiasschaft. Denn Maria, die Tochter Helis, stammte von Davids Sohn Nathan ab, der kein solches Recht hatte. Wiederum, als Er geboren wurde, wurde Er in eine Krippe gelegt, „weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,7). So wuchs Er heran, „nahm zu an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen“ (Lk 2,52). Eine schöne Begebenheit ausgenommen, blieb Er in völliger Verborgenheit, ging hinab und wohnte bei Maria und Joseph, in Unterwürfigkeit zu ihnen und im verachteten Nazareth; dennoch war Er der König der Könige und der Herr der Herren.
Als sein öffentlicher Dienst Ihn rief, um zu sprechen, war Er kompromisslos! „Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes. Glückselig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als böse verwerfen um des Sohnes des Menschen willen; freut euch an jenem Tag und hüpft vor Freude, denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel; denn genauso taten ihre Väter den Propheten. Aber wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost bereits empfangen. Wehe euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen. Wehe, wenn alle Menschen gut von euch reden; denn genauso taten ihre Väter den falschen Propheten“ (Lk 6,20-26).
In ähnlicher Weise könnte man die gewohnheitsmäßige Lehre unseres Herrn umschreiben; und seine Wege waren in unwandelbarer Übereinstimmung mit ihr. Er und Er allein konnte auf die Frage: „Wer bist du?“ wahrhaftig antworten: „Durchaus [im Prinzip meines Wesens] das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25). Sein Reden und sein Verhalten – also Er selbst – stimmten genau überein. Er war in jeder Hinsicht die Wahrheit: kein Wort, das zu widerrufen wäre, noch eine Art, die zu hinterfragen wäre. Alles war echt in Ihm, der der Heilige, der Wahre, der treue und wahrhaftige Zeuge war, der Anfang der Schöpfung Gottes.
Und was soll man von seinem gewaltigen Werk sagen, das in der Größe alles übertraf, was sogar in seinen Tagen hier auf der Erde möglich war? Glücklicherweise haben wir den Heiligen Geist, um ein untrügliches Urteil zu fällen. Er, „da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,6-8). „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2Kor 8,9).
Das ist „der Glaube unseres Herrn Jesus Christus, des Herrn der Herrlichkeit“. Können irgendwelche Überlegungen oder irgendwelche Worte der einfachen, überwältigenden Kraft dessen, was Gott uns so über Ihn sagt, gewachsen sein? Hat Er nicht gesagt: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommt in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel“ (Lk 9,23.26)? Hat Er nicht auch gesagt: „Wenn du ein Mittagsmahl oder ein Abendessen machst, so lade nicht deine Freunde noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn, damit nicht etwa auch sie dich wieder einladen und dir Vergeltung werde. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde, und glückselig wirst du sein, weil sie nichts haben, um dir zu vergelten; denn dir wird vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten“ (Lk 14,12-14). Was könnte die Herrlichkeit der Welt mehr verderben als die Wahrheit: „denn was unter Menschen hoch ist, ist ein Gräuel vor Gott“ (Lk 16,15)? Glauben wir das wirklich? Und wo war dann ein Ansehen der Person bei Ihm? Es hatte keinen Augenblick Platz bei Ihm, und das sollte auch bei uns nicht sein, die wir an Ihn glauben. Seine Herrlichkeit mag wohl und für immer jeden Gegner in den Schatten stellen – besonders den der Welt, die Ihn gekreuzigt hat.