Behandelter Abschnitt Jak 1,23-24
Die Wirklichkeit ist unbedingt erforderlich. So war es von früher her und immer; vielmehr ist es jetzt Gott zu verdanken, der so Großes für uns in Christus getan hat. Von Gott gezeugt durch das Wort der Wahrheit, werden wir aufgefordert, entsprechend zu wandeln. Je höher oder heiliger die Rede ist, wenn sie nicht weiter geht, desto mehr sind wir selbstverschuldet und unentschuldbar schuldig. Das Leben ist dem Gläubigen gegeben, damit er es in jeder Weise ausübt, die Gott gefällt.
Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht in einem Spiegel betrachtet. Denn er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen, und er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war (1,23.24).
Es ist ein Vorrecht von nicht geringem Wert, das Wort zu haben, das von Gott ist; und wie es das Wort war, das Ihn in Christus der Seele offenbarte, so wurde es auch zum Mittel der Belebung gemacht. Es ist also die angemessene Nahrung des Lebens, die gegeben wurde, da der Heilige Geist es so wirksam gebraucht hat. So tut Er es bis zum Ende, indem Er uns erkennen lässt, dass die Dreieinheit weder eine bloße Idee noch ein objektives Dogma ist, sondern eine lebendige Wahrheit, die Tag für Tag für die, die glauben, wirksam ist. Daher wird das Gewissen ständig geübt; denn wir haben eine andere Natur, nicht nur eine menschliche, sondern auch eine gefallene, die außerdem zum Bösen neigt, wie die vorhergehenden Verse in diesem Kapitel voll und ganz feststellen; und wir gehen durch eine Welt, die Gott und seiner Herrlichkeit völlig entgegengesetzt ist, da sie schon von Anfang an erprobt wurde und ihre Feindschaft durch die Kreuzigung des Herrn der Herrlichkeit bewiesen hat. Innerlich und äußerlich besteht also die größte Gefahr, besonders wenn wir eine schlaue und schlaflose Macht des Bösen in Betracht ziehen, die sich heimlich aller Mittel bedient, um den Gläubigen zu schaden und ihn in die Unehre des Herrn zu ziehen.
Es gibt auch keinen gefährlicheren Weg, als die Gläubigen zu einem nur formalen Lesen des offenbarten Wortes zu bringen. Denn das Gewissen kann zufrieden sein, dass das Wort gehört wird, während das Herz unbewegt bleibt; und so wird alles kraftlos. Darin aber hat Gott die ernstesten Wahrheiten mitgeteilt, die sowohl für Ihn selbst als auch für uns von größtem Interesse sind, so dass ein oberflächliches Lesen der Seele tiefen moralischen Schaden zufügt und in einen verhärteten Zustand führt, der einen für tausend Fallstricke offenhält.
Darum ermahnt uns unser Brief, nicht nur Hörer des Wortes zu sein, sondern Täter, und vergleicht den, der nur ein Hörer ist, mit einem Menschen, der in einem Spiegel „das Gesicht seiner Geburt“ betrachtet, wie es wörtlich heißt. Denn, so wird hinzugefügt, er hat sich selbst betrachtet und ist fortgegangen und „er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war“ (V. 24). Eine ähnliche Warnung hatte der Herr, wie wir gesehen haben, am Schluss der sogenannten Bergpredigt gegeben, wie sie in der Tat nicht nur für alle gilt, die sich von dem, was sie hören, von der Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer abwenden, sondern ausdrücklich für solche Bekenner seines Namens, die sich damit begnügen, sein gutes Wort zu lesen oder zu hören, das weise zu machen vermag zur Errettung. Das Leben ist nicht nur aufnahmefähig, sondern tatkräftig; es ist heilig und wirkt durch die Liebe, denn es ist untrennbar mit dem Sohn Gottes verbunden, dessen Worte in der Tat gewinnbringend sind: Sie „sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63), wie Er uns gesagt hat. So hatte Er auch gesagt: „Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (Joh 3,6). Das kann keine noch so wichtige äußere Einrichtung bewirken, sondern nur eine göttliche Person, die einem Menschen den Glauben an das Wort und an den gibt, der es bekanntgemacht hat.
So gibt die Wahrheit in jeder Hinsicht Sicherheit und bleibt bewahrt, ohne Raum für Aberglauben oder Fanatismus. Denn der Heilige Geist bedient sich stets des Wortes, das von Christus und seinem Werk zeugt, und bringt so in Gemeinschaft mit Gott; und wie man so aus Gott geboren ist, so wächst und wirkt man auch praktisch. Wo nur der Verstand oder die Neigungen erreicht werden, ist es nicht mehr als ein Blick auf das natürliche Gesicht in einem Spiegel. Es gibt kein bleibendes Selbstgericht, kein Verlangen nach Christus, keine Freude an Gottes Willen, der in seinem Wort angedeutet ist. Es wurde einen Moment lang gesehen, aber vergessen.
Wir nähern uns dem Ende dieses Gegensatzes, mit dem Vers 22 begann, und finden einen Satz von großer und wichtiger Bedeutung, der uns in die Wahrheit einführt oder zumindest mit ihr übereinstimmt, auf der hier besonders und ausdrücklich in Vers 18 bestanden wird. Das von Mose gegebene Gesetz war in keiner Weise ein Gesetz der Freiheit, sondern der Knechtschaft. Es verbot und verurteilte die Übertretungen, zu denen das Fleisch geneigt war. Der Zwang, den es auf den Willen des Menschen ausübte, reizte den alten Menschen, und die Übertretungen nahmen folglich zu, anstatt weniger zu werden. Das Gesetz konnte daher nicht anders, als Zorn hervorrufen; denn es ist die Kraft der Sünde, nicht der Heiligkeit.