Behandelter Abschnitt Jak 1,21-22
Das Verhalten muss der Verwandtschaft entsprechen; und das ergibt sich aus dem, was Gott, unser Vater, bereits durch das Wirken seines eigenen Willens und seiner eigenen Einsicht geformt hat, indem Er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat; eine Tatsache, die umso wichtiger war und den Gläubigen vorgestellt wurde, die gewohnt waren, ihren Standpunkt damit einzunehmen, dass sie von Abraham als ihrem Vater abstammten. Sie wurden nun gelehrt, wie viel höher und heiliger die neue Abstammung war; und dies nicht nur von Gott, sondern in der gesegnetsten Weise, die sowohl dem Sohn als auch dem Geist vollen Platz einräumte, und deren Zusicherung im geschriebenen Wort unbestreitbar war. So hatte der Herr selbst den Juden gesagt: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. … Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wahrhaftig frei sein“ (Joh 8,31.32.36). Wie wenig ahnen die Menschen, die sich lauthals ihrer Freiheit rühmen, dass sie Knechte der Sünde und damit in Satans Ketten sind! Auch die Gläubigen, die Christus frei gemacht hat, sind nur gewisse Erstlinge mit einer bösen Natur, die durch die neue Natur, die wir durch das Wort und den Geist Gottes haben, keineswegs als Tatsache aufgehoben ist. Kraft dessen haben wir aus Gnade jedes Wirken der alten Natur zu verurteilen und abzulehnen, indem wir von dem lebendigen Brot leben, von dem wir gegessen haben, ja, indem wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken, und so nicht bloß aus irgendeinem Grund, sondern um seinetwillen leben, wie Er es tat, als Er hier auf der Erde um des Vaters willen war. Kein Charakter des Lebens für die Reinheit kann sich mit dem vergleichen, den das Wort der Wahrheit vermittelt. Wie anders und minderwertig ist das Wesen des Blutes oder des Willens des Fleisches oder des Willens des Menschen, das wir einst als unsere einzige Erfahrung traurig kannten und immer noch wissen, dass es, wenn man es zulässt, nur Böses hervorbringt, sogar seit wir aus Gott geboren wurden!
Deshalb legt ab alle Unsauberkeit und alles Überfließen von Schlechtigkeit, und nehmt mit Sanftmut das eingepflanzte Wort auf, das eure Seelen zu erretten vermag. Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen (1,21.22).
Es ist gut, den Aorist in Vers 21 im Vergleich zum Präsens in Vers 22 zu beachten: im letzteren ein ständiger, fortwährender Aufruf, im ersteren eine einmalige Handlung, die für immer geschieht. Verunreinigungen können, wie der Apostel in 2. Korinther 7,1 sagt, vom Geist nicht weniger als vom Fleisch sein, und umso verlockender, weil sie raffinierter sind. Aber die Aufforderung lautet, ein für alle Mal jede Art von Unreinheit abzulegen, wie auch jenes rasante Wachstum der Bosheit, das der gefallenen Natur eigen ist. Es wäre in der Tat ein hoffnungsloser Ruf, wenn wir nicht ein neues Leben in Christus hätten; aber das besitzt jeder Gläubige, und das Innewohnen des Heiligen Geistes, um entsprechend dem zu wirken, der seine Quelle, Fülle und Maßstab ist. Das Fleisch ist noch da; aber im Kreuz Christi hat es bereits seine Verurteilung in Ihm empfangen, der das einzige und wirksame Opfer für die Sünde war (Röm 8,3). Daher gibt es keine Entschuldigung dafür, dass der Gläubige sein böses Wirken in sich selbst oder in anderen zulässt: Gott hat es vollständig verurteilt, als Christus so gelitten hat, damit wir auch jetzt diesen eindringlichen Trost für den Glauben als eine feststehende Sache haben. „Das Wort der Wahrheit“, das uns zuerst erreichte, als wir unter der Herrschaft der Falschheit der Sünde und des Satans standen, und uns durch den Glauben an Christus und sein mächtiges Werk erlöste, wird auch als „das eingepflanzte Wort“ bezeichnet, das wir als vollendete Tat empfangen sollen. Es steht im Gegensatz zu einer lediglich äußeren Regel, die nur das verurteilen konnte, was sich ihr widersetzte. Es wirkt innerlich in dem Leben, das der Gläubige hat, ist Ihm vollkommen ähnlich und mit Ihm verwandt, da beide von Gott sind. Daher ist nichts Seltsames in der Aufforderung; und die Aufforderung ist, es „mit Sanftmut“ aufzunehmen, wie es denen geziemt, die schon geschmeckt haben, dass der Herr gütig ist, und immer mehr daraus Nutzen zu ziehen wünschen. Denn in der Tat vermag nur dieses Wort „unsere Seelen zu erretten“ (vgl. das Ende von 1Pet 1 und den Anfang von 1Pet 2). Der Gott, der ein so gnädiges Werk begonnen hat, vergisst nicht und gibt seine Fürsorge nicht auf. Er übt und erzieht unsere Seelen, er verschont keinen Fehler; aber Er hat in Christus voll und ganz bewiesen, dass Er die, die Er liebte und die in der Welt waren, bis ans Ende liebte. Dennoch wirkt Er nicht durch Riten oder Formen, sondern durch unseren Glauben an sein Wort (vgl. 1Pet 1,5). Wir werden durch die Kraft Gottes durch den Glauben bewahrt zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden.
Da aber dieser überragende Wert des Wortes Gottes zu einer Schule des Dogmas und damit des bloßen Wissens missbraucht werden kann, ruft uns der nächste Vers auf, das Wort gewohnheitsmäßig auf die Praxis anzuwenden. „Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen“ (V. 22). Dies ist die große Aufgabe an jedem Tag. Unser Herr hatte bereits seine ernsteste Warnung gegen diese Selbsttäuschung ausgesprochen. „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Mt 7,21-23). Das Wort muss nicht nur gehört werden, sondern auch entsprechend Frucht bringen. Den Sohn zu hören ist der dringende Ruf des Vaters, dadurch wird das neue Leben im Gehorsam geformt; andernfalls verhöhnt man Gott und täuscht sich selbst. Und daher die große Vorsicht hier.