Behandelter Abschnitt Jak 1,19-20
Aber sein Ziel ist es, dass die Welt in Gerechtigkeit regiert wird. Das kann nicht geschehen, bis sein Sohn, der Herr Jesus, hervorkommt, um das Reich, das Weltreich, in Macht und Herrlichkeit aufzurichten, so wie Er schon seinen Gott und Vater in Gehorsam und Leiden gerechtfertigt hat, damit Er bis zum Äußersten rette. Davon haben die alttestamentlichen Propheten ausgiebig gesprochen, und das Neue Testament wiederholt die Wahrheit in aller Schlichtheit der Sprache, wie es auch die fernere und herrlichere Aussicht zeigt, wenn alles Böse weggetan sein wird und der neue Himmel und die neue Erde sein werden, nicht nur in Maß und Pfand, sondern in Fülle. Denn die Herrschaft wird einer ewigen Gerechtigkeit weichen, die in unzerstörbarem Frieden wohnt, nachdem alles Gericht von dem vollzogen ist, dem es gegeben ist. Davon sind wir schon eine gewisse Erstlingsfrucht, denn wir sind durch das Wort der Wahrheit gezeugt, und diese Natur ist heilig. Aber es gibt noch eine andere Natur, die wir niemals unterschätzen dürfen, und die, wenn sie nicht gerichtet wird, in Sünden ausbricht; so dass wir, bis wir bei der Ankunft Christi verwandelt werden, nur „eine gewisse Erstlingsfrucht“ genannt werden können. Wir folgen den Schritten Christi und sollten so wandeln, wie Er wandelte; aber wir werden Ihm gleich sein, wenn wir Ihn sehen, wie Er ist (1Joh 3).
Daher, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit (1,19.20).
Es ist charakteristisch für das Christentum, nicht nur die Vorrechte und die Erfahrung der Gläubigen zu kennen, sondern auch die Tiefen Gottes, wie uns in 1. Korinther 2,10 gesagt wird, und zwar nicht einfach als objektiv offenbart, sondern im inneren geistlichen Bewusstsein, als aus Gott geboren zu sein und somit eine neue, von Ihm abgeleitete Natur zu haben. Davon wurde uns im vorigen Vers ausführlich berichtet; und da wir es wissen, werden uns jetzt wichtige Konsequenzen aufgezeigt. Es ist nicht so, dass die Gläubigen in früherer Zeit diese Natur nicht hatten, die dem Glauben entspricht, der der Grund aller göttlichen Zuneigung ist und von allem, was Gott in heiligem Verhalten gefällt. Aber es wäre schwierig, im ganzen Gesetz, den Psalmen und den Propheten eine so einfache Verkündigung davon zu finden, wie sie unser Brief darlegt; und dies nicht als eine neue Mitteilung an die Angesprochenen, sondern als eine Wahrheit, die ihnen so bekannt war, dass es nicht nötig war, die Tatsache zu verstärken oder ihre Bedeutung zu erweitern. Wir werden daher sofort zu wichtigen praktischen Ergebnissen geführt.
Andere wurden gegeben, um das Erlösungswerk in Christus oder seine persönliche Herrlichkeit darzulegen, die außerhalb des Gläubigen liegen und von großer Bedeutung sind, um das Gewissen zu reinigen und das Herz zu erfüllen. Aber es war die Aufgabe des Jakobus, der an die schrieb, die besonders anfällig dafür waren, sich nur mit den sichtbaren Dingen zu begnügen, sie in dem inneren Umgang mit dem Herzen zu unterweisen, der für den Christen nicht weniger wesentlich ist und durch den Glauben gesichert wird, sowohl durch ein Leben, das in Christus gegeben wurde, als auch durch die Gabe des Heiligen Geistes, die auf sein Blutvergießen und seine Himmelfahrt folgte. Hier hatte Jakobus sie in den klarsten Begriffen gelehrt, dass Gott uns nach seinem eigenen Willen durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat. So sagt uns der Apostel im vierten Evangelium, dass „so viele ihn [Christus] aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Menschen, sondern aus Gott geboren sind“ (Joh 1,12.13). Es ist unentschuldbar, eine so klare Darlegung falsch zu verstehen oder (wenn sie gesehen wird) ihre Bedeutung herabzusetzen. Der Gläubige hat bereits dieses neue Leben, weiß es und ist aufgerufen, es entsprechend zu offenbaren. Das Christentum ist nicht nur die Offenbarung eines Herrn und Erlösers, der nicht weniger wahrhaft göttlich ist als der Vater, sondern dies ist untrennbar mit einer neuen Natur verbunden, die dem Gläubigen jetzt verliehen wird und der dafür verantwortlich ist, in der praktischen Ausübung dieses Lebens angemessen zu leben.
Die Ermahnung lautet daher hier: Jeder Mensch „sei schnell zum Hören“ (V. 19). Christus selbst ist das Vorbild dafür, wie auch für alles andere, was gut ist. Obwohl Er der Heilige Gottes ist, war nie jemand so schnell, Gottes Wort zu hören. So zeichnete Ihn der Prophet aus: „Der Herr, Herr, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden. Der Herr, Herr, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen“ (Jes 50,4.5). Nicht anders war es mit seiner Haltung vor dem Versucher: Das Wort Gottes war sein ständiges Hilfsmittel, und erst recht, wenn Satan es verdrehte. „Es steht geschrieben“, war seine bescheidene, gottesfürchtige Antwort. Und so ist es, und war es immer, mit seinen Schafen. Sie hören seine Stimme und folgen Ihm; sie kennen nicht die Stimme der Fremden.
Das Wort der Wahrheit bleibt in seinem Wert bestehen. Dadurch wurden sie von Gott gezeugt; dadurch wird das neue Leben genährt, geformt, geleitet und gestärkt. Das ganze geschriebene Wort wird geschätzt und hat Autorität; aber für besondere Anweisungen hat Gott die Mitteilungen, die wir das Neue Testament nennen, zur Verfügung gestellt. Wenn wir die ganze Schrift recht beherzigen, werden wir gewiss jedes Wort begrüßen, dass das neue Leben und seine Pflichten erklärt, und seine Herrlichkeit und Gnade, die seine Quelle und Fülle ist.
Aber uns wird auch gesagt, dass wir „langsam zu Reden“ sein sollen. Denn wir haben eine andere Natur, die selbstbewusst und impulsiv ist; und da müssen wir auf der Hut sein, dass wir, da wir uns selbst als schwach, unwissend und von Natur aus anfällig für das Böse erkennen, zu Gott aufschauen und abhängig von Ihm warten. Als von Ihm Geborene ist es an uns, eifersüchtig zu sein, dass wir Ihn weder falsch darstellen noch betrüben. Und so werden wir vor einer weiteren Gefahr gewarnt, wenn hinzugefügt wird „langsam zum Zorn“. Wie oft ist es ohnmächtiger und übereilter Eigenwille! Wir sind jetzt geheiligt, seinen Willen zu tun, zu gehorchen, wie Christus gehorchte. Natürlich gibt es einen richtigen Anlass zum Zorn. So blickte der Herr auf die, die den Sabbat missbrauchten, um sich der Gnade Gottes in einer bösen Welt zu widersetzen. Aber wir werden ermahnt, langsam zum Zorn zu sein, und ihn bald vorübergehen zu lassen. „Zürnt, und sündigt nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt nicht Raum dem Teufel“ (Eph 4,26.27).
Es wird ein wichtiger Grund hinzugefügt, der nach einer Erklärung verlangt, weil die Ähnlichkeit der Formulierung den Voreiligen dazu verleiten könnte, sie mit der wohl bekannten, aber wenig verstandenen Sprache des Apostels Paulus zu verwechseln. Die beiden Autoren können nur dann richtig eingeschätzt werden, wenn man ihre jeweiligen Ziele gebührend beachtet. Im Römerbrief und an anderen Stellen in den Schriften des Apostels geht es um die Übereinstimmung Gottes mit dem, was dem Erlösungswerk Christi entspricht. Gott rechtfertigt also den, der an Jesus glaubt, nach dem Wert seines Sühnetodes in seinen Augen; und so werden wir zu dieser Gerechtigkeit in dem Auferstandenen und Aufgefahrenen gemacht. Jakobus beschäftigt sich jedoch mit unserem praktischen Verhalten in Übereinstimmung mit dem souveränen Willen Gottes, der uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat, dass wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien. Und Er achtet auf ein Verhalten, das der neuen Natur entspricht, die Er uns durch den Glauben gegeben hat. Unterwürfigkeit des Herzens wird uns zuteil, wenn wir Ihm gehorchen und unsere natürliche Hast der Rede und Neigung zum Zorn vermeiden; denn, fügt Jakobus hinzu, der Zorn des Menschen wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit. Das ist praktisch, nicht unsere Stellung entsprechend dem Werk Christi wie in den Briefes des Paulus; und das erinnert an die Worte unseren Herrn in Matthäus 6,33: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ Auch hier geht es nicht um unsere Stellung in Christus aufgrund der Gerechtigkeit Gottes, sondern um die Kraft seines Reiches und seines Charakters in uns und unserem Verhalten.