Behandelter Abschnitt 1Tim 1,3-4
So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren noch sich mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen als die Verwaltung Gottes fördern die im Glauben ist (1,3.4).
Etwas anderes zu lehren als das Wort Gottes, heißt, ein fremder Lehrer zu sein. Was für den Wissenschaftler die Hypothesen sind, sind für den Lehrer die Spekulationen: Fallstricke, um uns von der göttlichen Zusammenstellung der offenbarten Wahrheit abzulenken. Die wahre Wissenschaft beugt sich den Tatsachen und versucht, ihre allgemeinen Prinzipien oder Zusammenhänge zu entdecken, die sie Gesetze nennt. Ähnliches gilt für den Gläubigen und den Lehrer. Über das geschriebene Wort hinauszugehen, bedeutet, sich zu verirren und in die wegzuführen.
Aber wenn die Menschen anfangen, Lehrer einer fremden Lehre zu sein, wagen sie sich immer in das Gebiet des Fabelhaften und schenken den Mythen und endlosen Geschlechtsregistern Beachtung. So hat die Liebe zum Wunderbaren schon früh unter den Christen gewirkt. Einbildung ist niemals der Glaube, der, da er sich daran erfreut, Gott und seinen Willen zu kennen, auf nichts anderes vertraut als auf sein Wort, wie dankbar er auch für solche ist, die damit dienen. Die Einbildung ist das natürliche Mittel für die, die die Wahrheit nicht kennen: Die Wahrheit in Christus ist das einzige vollkommene Schutzmittel davor. Es wird nicht genau gesagt, ob diese Fehler, vor denen hier gewarnt wird, eine heidnische oder eine jüdische Wurzel haben, Die im Titusbrief angeprangerten Fehler waren jüdischer Art. Von beiden Seiten entsprangen sie den gnostischen Träumereien und Bosheiten einer späteren Zeit, die sich besonders gegen das Alte Testament richteten, während diese offenbar viel, wenn auch falschen Gebrauch von ihm machten.
Die „endlosen Geschlechtsregister“ waren ein vergeblicher Versuch, ohne Christus zu lösen, was sonst unlösbar ist, und sich so in irrenden Labyrinthen des Verstandes zu verlieren, abgesehen vom Gewissen, dem einzigen Eingang durch die Gnade in alle Wahrheit. Denn das Gewissen allein gibt Gott seinen Platz und uns den unsrigen auf wirksame Weise. Ohne das Gewissen mag das Herz angezogen werden, aber es kann niemals Vertrauen haben, bis es seine Ruhe in Gottes Liebe und Wahrheit findet, das genaue Gegenteil eines eitlen Vertrauens auf sein eigenes Können. Dann glaubt der Mensch mit dem Herzen zur Gerechtigkeit und mit dem Mund bekennt er zum Heil (Röm 10,10). Und die bekannte Gnade, die jede Sünde vergibt, nimmt alle Arglist aus dem Geist weg: Denn es gibt nichts mehr zu verbergen, alles ist gerichtet und vergangen. Man kann dann beten und loben: man begehrt Lehre und Führung und kann andere auffordern zur Gemeinschaft der Freude im Herrn. Wie trostlos ist der Abstieg zu menschlichen Spekulationen mit ihren schattenhaften Mythen und endlosen Geschlechtsregistern! Das sind Beschäftigungen für den ruhelosen Geist, der die Wahrheit nicht kennt und sich leider von ihr abwendet und zu den Schoten für Säue hinwendet.